Dienstag, 4. Dezember 2012

Zufälle. Zufälle?

Heute vor 80 Jahren, also am 4. Dezember 1932, starb der österreichisch-deutsche (deutsch-österreichische? Pfui, das sagt man net!) Schriftsteller Gustav Meyrink. Es ist daher kein Zufall, wenn heute über ihn auf meinem Blog ein Posting erscheint, denn Gustav Meyrink ist zwar nicht im engsten Kreis meiner Lieblingsautoren angesiedelt, gehört aber eindeutig zu den mir irgendwie »nahestehenden« Schriftstellern.

Etwas zufälliger ist da schon, daß meine Frau vor wenigen Tagen — genauer gesagt: in der Nacht von Freitag auf Samstag letzter Woche, als sie wegen Kopfschmerzen nicht recht schlafen konnte — sich auf gut Glück ein Buch aus meiner mehrtausendbändigen Bibliotek griff, und dabei Band 3 meiner Kisch-Gesamtausgabe erwischte. Und ebenso zufällig beim Durchblättern einen kurzen Feuilleton-Artikel über einen von den kakanischen Behörden drangsalierten Prager Bankier Meyer fand, der nach einer recht unfair verhandelten Ehrenbeleidigungsgeschichte und einer Verurteilung zu 14 Tagen Arrest grollend nach Deutschland ging und dort unter dem Namen Meyrink ein berühmter Schriftsteller wurde.

Wie erstaunt war meine Frau, als sie am nächsten Tag in der »Wiener Zeitung« aus Anlaß der bevorstehenden 80. Wiederkehr seines Todestages über genau diesen Gustav Meyrink einen ausführlichen, auch Kisch's wenige Zeilen sachdienlich ergänzenden Artikel vorfand.

Zufall? Fügung? Aber es geht noch weiter: In diesem Artikel nimmt Autor Christian Hütterer auch kurz Bezug auf einen Zeitgenossen Meyrinks, Oscar A. H. Schmitz, der Meyrink — Zufall? — bei einem Sanatoriumsaufenthalt kennenlernte und als Schriftsteller quasi »entdeckte«, und dessen »Brevier für Weltleute. Essays über Gesellschaft, Mode, Frauen, Reisen, Lebenskunst, Kunst, Philosophie« ich — zufällig? — vor kurzem in einem Antiquariat erstöberte und mit Begeisterung auf einen Sitz auslas.

Man kann füglich darüber ohne Ende philosophieren, ob es sich bei all dem Vorstehenden nun um Zufall oder Schicksal handelte — doch egal, wie man's nennt: das ganz offenkundig gemeinsame Merkmal all dessen ist die Absichtslosigkeit, mit der sich derlei Zufälle ineinander »fügen«.

Der Unterschied wird klar, wenn man damit beispielsweise die derzeit landauf, landab gespielte Zufallsstory κατ' ἐξοχήν vergleicht: die unsägliche NSU-Geschichte, in der Zufälle über Zufälle sich häufen, sich gewissermaßen gegenseitig auf die Zehen treten und rufen: »Nein! So ein Zufall! Wer hätte das gedacht!«

Tja, wer hätte das gedacht, wo das ganze eben höchst unzufällig ausgedacht, zu dumm und ungeschickt ausgeklügelt, konstruiert wirkt, geradezu ein »Musterstück der Selbstentlarvung«, wie der verdienstliche Informationsblog »Politplatschquatsch« es so treffend bezeichnete. Denn im Gegensatz zu meiner Bibliothek, deren Interesse, meiner Frau einen Reportagenband eines Kommunisten in die Hand zu spielen, ebenso endenwollend ist, wie das Interesse der Wiener Zeitung, gerade sie über Gustav Meyrink zu belehren, ist das Interesse der bis über beide Ohren im Sumpf (dessen angebliche Färbung wir besser unkommentiert lassen wollen) steckenden Behörden für Verfassungsbruchschutz daran, nicht Zusammengehöriges zusammenwachsen zu lassen, unübersehbar.

Und so kippt das Zufällige scheints ganz zufällig ins Notwendige: konnten denn Rechtsextremisten anders als konspirativ, und überhaupt ... ... Das Gesicht von Cydonia Mensae läßt grüßen.

Es dürfte etwa so real sein, wie die NSU. Und: sieht es nicht Gustav Meyrink ähnlich? Und falls nicht — wäre es bloß Zufall? Bestenfalls ...

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