... sind nach eigenen Angaben obige zwei Mitarbeiter des zum australischen Medienkonzern »Southern Cross Austereo« gehörenden Senders »2Day FM«. Wir wollen angesichts der aus ihren Augen leuchtenden guten Laune doch hoffen, daß ihre augenblickliche am-Boden-Zerstörtheit nicht ebenso dramatische Folgen zeitigt wie bei jener britischen Krankenschwester, die um 5 Uhr morgens den Anruf der beiden Aussie-Scherzkekse durchgestellt bekam, und danach mit Bruhaha der öffentlichen Verspottung als extra doofe Nuß preisgegeben wurde. Was haben wir doch gelacht darüber ...
Die Krankenschwester konnte das nicht ganz so lustig finden wie die beiden Radioansager und ihr Publikum und brachte sich einfach um — eine echte Spaßverderberin. Denn jetzt ist die Kacke am Dampfen und Konzernvorstände bemühen sich, in wohlgesetzten Worten ihre Betroffenheit darzulegen und ganz, ganz sicherzustellen, daß sich sowas nicht wiederholen wird und dieses völlig unvorhersehbare Ereignis als völlig unvorhersehbar und atypisch und überhaupt einzigartig darzustellen.
Ach, wirklich? An wen richten sich diese Wortspenden und Heuchelschreiben eigentlich — etwa an die Konsumenten dieser Massenmedien? Denn ohne die und ihre keineswegs klammheimliche Freude daran gäbe es solche Sendeformate doch gar nicht! Mann o Mann! Was haben wir doch alle gelacht bei diesen lustigen Späßen, all die Jahre hindurch ... bei der, na wie hieß die Sendung doch gleich, richtig: bei der »Versteckten Kamera«, oder bei ... und nun ist ein Mensch tot, schon irgendwie tragisch, nicht — aber ich sag' Ihnen: die hätt' sich das nicht so zu Herzen nehmen dürfen, weil schließlich hat die doch angeblich zwei Kinder also sag' ich Ihnen, die war sicher schon vorher depressiv, aber daß man das net erkannt hat, in einem Spital noch dazu! Ich mein', die müßten sowas doch längst erkannt haben, trotzdem, mit einem Wort: schrecklich! ... Nein, so war das alles natürlich nicht gemeint!
Sondern wie? Und was ist mit den »Kolleginnen«, die die Krankenschwester dem Vernehmen nach gnadenlos gemobbt haben, als die lustige Geschichte durch alle Zeitungen ging? Sind die auch am Boden zerstört? Und die Klinikleitung, die ist wegen der schlechten Nachrede, die ihr Spital jetzt haben wird, vermutlich schon zerstört. Da kommt's auf ein paar Krokodilstränen über die »Demütigung zweier aufopfernder Krankenschwestern« auch nicht an, Hauptsache die Auslastung leidet nicht darunter, denn der Deckungsbeitrag, Sie verstehen, in Zeiten wie diesen muß man schon ...
All das macht die Krankenschwester nicht wieder lebendig. Und auch das Klima des Mobbings in ihrem Spital, dieser angesehenen Privatklinik, wird dadurch nicht besser. Und die Quotenjagd unserer Medien, die jede, auch bewußt falsche Meldung einsetzen, um Aufmerksamkeit zu erregen und dadurch einen etwas größeren Happen vom Werbekuchen zu ergattern, wird sich um keinen Deut ändern. Es hätte auch keinen Sinn, jetzt »zum Ausgleich« gegen diese beiden Scherzkekse so lange und gnadenlos zu hetzen, bis auch sie einen Selbstmord als bessere Variante in Erwägung ziehen.
Man muß es realistisch sehen: in einer Gesellschaft wie der unseren, die ihren Anstand, ihre Werte und Haltungen bewußt vernachläsigt, ja eigentlich längst hinter sich geworfen hat, gibt es keine Mittel und Wege, derlei Vorkommnisse zu verhindern. Neben der Familie jener aus dem Leben geschiedenen Krankenschwester, die natürlich unser Mitgefühl verdient, will mir allerdings einer in diesen Stunden nicht aus dem Kopf: Prinz William. Er, dessen Mutter, von den Paparazzi gejagt, seinerzeit einem Autounfall erlag, wird derlei Scherze nicht so locker nehmen können. Weshalb eigentlich der Anstand gebietet, solche Scherze in diesem Fall eher zu unterlassen. Haben die beiden Radioansager daran gedacht? Wenn man sie so ansieht: vermutlich nicht. Nein: mit Sicherheit nicht. Und ich glaube: dieses »nicht-einmal-daran-denken«, ob etwas der Anstand gebietet (oder eben verbietet), ist das eigentliche Problem unserer Zeit.
Ich gestehe ich kann mit beidem nichts anfangen. Nun was ist daran so besonders lustig jemanden am Telefon herainzulegen?
AntwortenLöschenIch kann aber auch die Reaktion der Krankenschwester nicht verstehen. Wieso hat Sie sich "lächerlich" gemacht?
Und wie kommt es zu einer so extremen Reaktion?
Ich meine wir werden täglich vorgeführt, sollten wir deshalb unsere Leben beenden?
@Friedrich:
AntwortenLöschenWas ich mitbekommen habe, wurde die Krankenschwester von ihren "Kolleginnen" nachdem der Vorfall bekannt geworden war total gemobbt und auf mieseste Weise fertiggemacht.
Dass sich danach jemand umbringt, kann ich mir durchaus vorstellen.
Lieber Le Penseur,
AntwortenLöschendieser Kommentar ist mir aus dem Herzen gesprochen.
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AntwortenLöschenSorry, cher Friedrich, wenn ich mich da einmengen muß ;-) ...
AntwortenLöschenTja, warum bringen sich Leute bloß um — das macht doch keinen Sinn! Nachher ist man tot, und die Überlebenden haben gewonnen (wenigstens ein paar Lebensjahre ohne einen) ...
Warum sprang z.B. Möllemann in den Tod. Ach das war doch alles kein Problem: so ein bißchen gemobbt werden von seiner Partei und die Steuerfahndung im Haus, das steckt man doch einfach weg, oder?
Warum haben 1945 irgendwelche blöde Kühe in Deutschland Selbstmord verübt, nachdem sie von russischen Soldaten vergewaltigt worden sind. Lean back and enjoy it!
Warum haben sich Pastor Brüsewitz in der DDR oder 1968 Jan Palach in Prag angezündet? War doch einfach sinnlos, sowas! Ich bin mir sicher, da war vorher schon etwas ...
Ach, ich finde Menschen, die sofort ahnen, dass da »vorher schon etwas war«, irgendwie beeindruckend. Sie gehen durch's Leben wie Monumente des gesunden Menschenverstandes. Und zeigen uns, wie man's besser macht, als diese blöde Gans in London, die ja dann doch irgendwie selber schuld war, daß sie sich umbrachte. Das macht man einfach nicht, wenn es keinen großen Krankenpflegerüberschuß gibt und die Chancen am Arbeitsmarkt deshalb gut sind.
Ehre? Scham? Verzweiflung? Keine Kategorien im Menschenleben. Da fehlt eigentlich nur noch die messerscharfe Diagnose, daß, wer auf harmlose Scherze derart inadäquat reagiert, vielleicht ohnehin besser nicht mehr lebt. Darwins Gesetz, sozusagen.
Mit einem Wort: die hätte sich einfach nicht so gehaben sollen, diese Hysterikerin! Und Hysterikerinnen, nein, die sind im verantwortungsvollen Pflegeberuf ohnedies fehl am Platz! Fast müssen wir diesen beiden Aussie-Scherzkeksen dankbar sein, daß sie künftige Patienten davor bewahren, von so jemand betreut zu werden. Wenn die z.B. Medikamente verwechselt, weil sie schlechte Nerven hat, oder so - nicht auszudenken!
Ich schätze viele Ihrer Kommentare sehr, cher Friedrich! Diejenigen zu diesem Thread allerdings weniger. Mag sein, wenn man im Berufsumfeld mit Mobbing-Opfern selbst zu tun hatte, daß man das alles etwas anders sieht als Sie. Mag sein.
In meiner Schulzeit hatten wir einen Professor, die einen Mitschüler »am Kieker« hatte, und ihn einfach fertigmachte. Bis er aufgab und die Gymnasialausbildung abbrach. Das hat mich damals ergrimmt und ergrimmt mich im Rückblick bis heute. Wenn der Kamerad sich damals umgebracht hätte — wäre er also auch bloß ein »vorbelasteter Mensch« gewesen?
Manche Fragen sind unbeantwortbar, ich weiß. Aber eine kann man beantworten: war es der »Scherz« wert?
P.S.: Georg Vetter findet auf Ortner Online dazu (und auch zu anderem) treffende Worte.
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AntwortenLöschen@penseur. Sie haben recht ich unrecht. Ich weiß nicht was gewesen ist, habe aber dennoch eine eigenen Meinung zu einer solchen Reaktion.
AntwortenLöschenSie ist mir zu extrem und nicht umkehrbar. Der Scherz war keiner, die Reaktion für mich nicht nachvolliehbar.
sehe ich auch so. die frgae, die le penseur richtigerweise stellt: was ist mit den kollegen? schuld ist immer eine kombination aus teilschuld. in diesem fall war der scherz schlecht (ich wüsste gar nicht, wo da einer war), die ausstrahlung fragwürdig, die reaktion der kollegen offenbar gehässig und die verzweiflung der betroffenen überzogen. an der sache war nichts, über das sie in fünf jahren nicht hätte selbst lachen können.
AntwortenLöschenSagen wir mal so, oder anders, werter Le Penseur, am Telefon verarscht zu werden, ist als Grund für einen Freidtod jenseits von Eden.
AntwortenLöschenMonatelanges Mobbing deswegen, kann durchaus extreme Folgen mit sich bringen, wobei die Betonung auf Mobbing liegt.
Wer hätte schon wegen eines Altherrenwitz auf eigene Kosten den Freitod gesucht?
Die Reaktion war entweder überzogen, oder Ihr Vergleich ziemlich abwegig.
@freiheitistunteilbar:
AntwortenLöschen... am Telefon verarscht zu werden, ist als Grund für einen Freidtod jenseits von Eden.
Habe ich das etwa bestritten? Habe ich denn gesagt, die Handlung der Krankenschwester war notwendigerweise vorhersehbar und wurde von den australischen Scherzbolden bewußt in Kauf genommen, nur um Quote zu machen? Lesen Sie doch meinen Artikel!
Monatelanges Mobbing deswegen, kann durchaus extreme Folgen mit sich bringen, wobei die Betonung auf Mobbing liegt.
Da kommte es mehr auf die Intensität an, als auf die Dauer. Und nochmals: wo hätte ich das Verhalten der Krankenschwester als rational einzig so mögliche Entscheidung verteidigt?
Die Reaktion war entweder überzogen, oder Ihr Vergleich ziemlich abwegig.
Bei ersterem stimme ich Ihnen durchaus bei. Nur sehe ich das »entweder - oder« einfach nicht, das Sie hier herstellen wollen.Und v.a.: ich sehe keinen »Vergleich« den ich gezogen hätte.
Die einzigen »Vergleiche«, die man denkmöglich aus meinem Posting ableiten könnte, wären:
1. daß ich das Verhalten der mobbenden Kolleginnen als — im Vergleich zu echter Kollegialität — letztklassig finde.
2. daß der »Scherz« der Radiomoderatorin, sich gegenüber einem zu Berufsverschwiegenheit verpflichteten Spital als Angehöriger (und zwar als eminent hochrangiger Angehöriger) auszugeben, um auf diese Weise irreführend zu unerlaubten Informationen zu gelangen und/oder jemanden zu verarschen verglichen mit anständigem Journalismus so ziemlich, um Sie zu zitieren, »jenseits von Eden« angesiedelt ist.
Nun, ich frage Sie: hielten Sie diese Vergleiche wirklich für »abwegig«?
Kann auch sein dass die Klinikleitung, dieser angesehenen Privatklinik für 'Roayals und Angehörigen' die Krankenschwester gnadelos demütigt hat.
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