Die Presse: Im Westen ist ein Ansteigen der Islamophobie zu beobachten. Worauf führen Sie das zurück?Hier könnte man eigentlich schon zu lesen aufhören, denn in diesem Stil geht es weiter ad nauseam. Warum »Die Presse« gleich zur Einleitungsfrage eines der unter Gutmenschen besonders beliebten Wieselwörter, nämlich »Islamophobie«, verwendet, weiß der Kuckuck — Angst vor Folter und Unterdrückung ist nämlich keine Phobie, wie auch deutschen Juden der Jahre 1933-45 nicht an »Naziphobie« litten, wenn sie die Verfolgungen durch Hitlers Schergen fürchteten.
Ekmeleddin Ihsanoğlu: Ja, wir registrieren das, und wir spüren es. Und wir versuchen, damit umzugehen. Ich denke, dass es mehrere Ursachen gibt: Zum einen historische Hintergründe, gewisse Ängste, schließlich die extreme Rechte, die das politisiert und auf ihre Agenda setzt. Das beeinflusst dann auch die Politiker im Mainstream. Diese extreme Rechte ist in manchen Ländern auf dem Vormarsch, siehe Frau Le Pen in Frankreich.
Glauben Sie nicht, dass auch extreme Strömungen im Islam, wie es sie in Afghanistan, Pakistan oder nun auch in Mali gibt eine Ursache sind?
Das stimmt. Leider beziehen sich diese Leute auf den Islam, sie nehmen ihn quasi als Geisel. Aber sie sind nicht die einzigen, die zu dem Problem beitragen. Es gibt Counterparts im Westen. Schauen Sie etwa, was in Norwegen passiert ist: Ein Einzelner hat mehr als 70 Menschen getötet, in einem der zivilisiertesten Länder der Welt.
»Gewisse Ängste« ist natürlich auch ganz putzig formuliert: ja, Herr Ihsanoğlu, es gibt gewisse Ängste, weil wir uns (leider!) der Umstände höchst gewiß sein dürfen, die diese Ängste auslösen! Um diese Umstände zu umschreiben reicht schon ein Blick in die Länder des »Arabischen Frühlings«, ganz zu schweigen von Pakistan, Saudi-Arabien, Irak, Iran oder Sudan. Denn diese Umstände fangen nämlich mit »Is« an und enden mit »lam«
»Die Presse« hakt natürlich nicht nach, wenn der nette Herr von »Counterparts im Westen« schwafelt, und dann Herrn Breivik als Beispiel nennt. Als ob Herr Breivik in Norwegen die muselmanische Minderheit vertrieben und ausgerottet hätte, so wie die Irakis die christliche Minderheit im Zweistromland weitgehend vertrieben und ausgerottet haben, islamische Terroristen in Syrien beispielsweise die Stadt Homs zur christenfreien Zone machten, der ägyptische Mob regelmäßig koptische Kirchen (samt menschlichem Inhalt) abfackelt usw. usf.
In dieser Tonart geht es ständig weiter:
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es auch im Westen Gründe für Islamophobie und Spannungen gibt. Etwa der Missbrauch des Rechts auf Meinungsfreiheit.Mit einem Wort: »Wenn ihr Ungläubigen was sagt, was uns Muselmanen nicht paßt, dann habt ihr mit Progromen und Terroranschlägen zu rechnen — also haltet besser den Mund«. Ja, genau das ist es, was ich mir schon immer als »Meinungsfreiheit« erträumte! Dieselbe Meinungsfreiheit gab's, Gott sei Dank!, ja schon vor Jahrhunderten in Calvins Genf (was mußte dieser Miguel Servet auch so freche Ketzereien von sich geben — selber schuld, wenn er dafür am Scheiterhaufen landete!), unter der Spanischen Inquisition, unter dem wohlmeinenden Terror von Robespierres Wohlfahrtsausschuß, unter Himmlers Scharen oder unter Mielke & Co. ...
Sie spielen etwa auf die Mohammed-Karikaturen an?
Ja. Die Karikaturen, die Filme, alles, was jenseits objektiver Kritik und höflicher Debatte liegt, alles, was beleidigend ist und provoziert.
Soll man deshalb die Meinungsfreiheit einschränken?
Im Gegenteil, ich bin für die Meinungsfreiheit, aber sie sollte verantwortungsbewusst ausgeübt werden. Sie berechtigt nicht, andere zu beleidigen. Das ist dann keine Freiheit mehr, das ist Missbrauch. Aber es ist eine Form von Meinungsäußerung, auch wenn es vielleicht nicht besonders nett ist.Wenn radikale Publizisten dieses Recht missbrauchen, um andere zu beleidigen, muss man auch verstehen, wenn ein Mob aus ungebildeten Leuten wütend wird. Das stachelt zur Gewalt auf. Und da muss man Grenzen setzen.
Es ist eine Sache, einen Cartoon zu zeichnen, sei er auch noch so schlecht, eine andere, ein Haus anzuzünden.
Oder den Koran. Wir sollten das alles verurteilen. Das Statement von OIC, EU, Arabischer Liga und Afrikanischer Union nach diesem furchtbaren Film zeigt die gemeinsame Basis, die die islamische Welt und Europa gefunden haben. Wir sollten einander nicht provozieren.
Da hilft es auch nicht viel, wenn besagter Herr Ihsanoğlu gleißnerisch versichert:
Aber auch ein schlimmer Film kann ...... wenn seine Verurteilung der Gewalt gleich noch den wohlgemeinten Ratschlag impliziert, bei den Muselmanen in Zukunft doch gefälligst nicht anzuecken. Das sind Ratschläge, die einen fatal an die in Mafia-Kreisen üblichen »Angebote, die man nicht ablehnen kann« erinnern.
Nein, er kann natürlich keine Gewalt rechtfertigen. Da sind wir uns einig. Ich war einer der ersten, der diese Gewalt verurteilt hat.
Andererseits: wundert's einen? Konnte man denn von einem Chef der »Organisation für Islamische Zusammenarbeit« was anderes erwarten ...?
"Ich habe nichts gegen die Meinungsfreiheit, aber sie sollte nicht so frei sein und eine eigene Meinung haben"
AntwortenLöschenJeder kann seine freie Meinung haben und auch äußern,solange es nicht der Meinung der Partei(en) widerspricht
AntwortenLöschenDas Abbrennen eines Hauses (in dem sich im Zweifelsfall auch mal Menschen befinden können) mit dem Verbrennen eines Buches vergleichen? Ganz großes Kino!
AntwortenLöschenMal nur eine Frage:
AntwortenLöschenWarum wurde mein Text eliminiert?
@quer:
AntwortenLöschen@quer:
Sorry für die irrtümliche Löschung! Ein falscher Tastendruck, und weg was der Text, unrestaurierbar ... :-(