Ob sie mit ihren Fingern das allbekannte magische Dreieck formte, weiß ich nicht mehr. Anzunehmen ist es aber. Denn das ist das Markenzeichen der Kanzlerin. Doch Angela Merkels Worte klingen mir noch genau im Ohr: Sie lasse es nicht zu, dass der Euro destabilisiert werde. Die Maßnahmen seien ein Zeichen der Solidarität. Diese Solidarität und die Stabilität des Euro seien zwei Seiten einer Medaille. Dabei blickte sie ernst und entschlossen.Der »Welt«-Schreiber Frank Stocker hat mittlerweile herausbekommen, daß dies vielleicht das nicht gaaanz so tolle Investment war, und betitelt seine θρηνοι demgemäß: »Die griechische Lektion – entrechtet und enteignet«. Es liegt mir fern, über ihn und seinesgleichen billige Häme zu vergießen, zumal auch ich (wenngleich höchst unfreiwillig) zu den Geschädigten gehöre — berufsrechtlich vorgeschriebene »Wohlfahrtsfonds« etc. veranlagen, ganz gesetzeskonform, ihre Beitragsgelder in derlei Schei*papierl'n. Jetzt ist die Marie also größtenteils futsch, und die Klage der Gelackmeierten heftig. Sie wird noch heftiger werden, wenn auch der Rest demnächst den Bach runtergeht.
Es war Ende März 2010. In den Wochen zuvor hatte Griechenland die Schlagzeilen erobert. Die Budgets der vergangenen Jahre waren gefälscht, wie sich herausgestellt hatte. Die Verschuldung lag weit höher als angenommen. Das Land bekam nur noch unter Mühen Geld an den Kreditmärkten, und Europa hatte ein Problem. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel am 26. März war nun ein Notfallplan beschlossen worden, der Griechenland Kredite der Euro-Partner sowie vonseiten des Internationalen Währungsfonds zusicherte, sollte es diese benötigen. Solidarität für Stabilität eben.
Für mich war dies ein Zeichen. Denn lange hatte es so ausgesehen, dass Frau Merkel nicht nur die Probleme leugnete, sondern auch jegliche Hilfe für die verschuldeten Hellenen ablehnte. Das entsprach meiner Einschätzung der ostdeutschen Pfarrerstochter - die Europäische Union, so schien mir, war für sie vor allem ein institutionelles Gebilde. Emotionen verband sie damit nicht.
Ganz anders bei mir. Ich war aufgewachsen im deutschen Südwesten, unweit der französischen Grenze, geprägt von europabegeisterten Lehrern und einem Zeitgeist, der in den 70er- und 80er-Jahren die EU als Endziel deutscher Geschichte sah. Als die Einführung des Euro beschlossen worden war, war ich glücklich, über alle medialen Panikattacken ("Man nimmt uns unsere Mark!") hinweg. Europa ist mir ein Herzensanliegen.
Und nun diese Wende von Merkel. Sie weckte in mir die Hoffnung, dass die europäische Integration doch eine Zukunft hat, dass der Euro eben nicht beim ersten Problem geopfert wird. In mir reifte der Entschluss, meinen Beitrag zu leisten, so weit es mir möglich war. Ich beschloss, griechische Staatsanleihen zu kaufen. ((Hier weiterlesen)
Wann endlich begreifen die Leute, daß man unseren Polit-Kleptokraten keinen Fingerbreit trauen darf. Und daß die einzige Möglichkeit, sie unschädlich zu machen, ziviler Ungehorsam bei Wahlen ist: keine Stimme mehr für die Parteien des »Demokratischen Blocks«. Solange bei uns noch das Wählen in verschlossenen Wahlzellen üblich ist, sollte man wenigstens diese kleine Chance nutzen ...
"...ziviler Ungehorsam bei Wahlen ist: keine Stimme mehr für die Parteien des »Demokratischen Blocks«."
AntwortenLöschenNa dann sehen wir uns mal die letzten österr. NR-Wahlen 2008 an:
Angetreten am Stimmzettel sind 15 (!) Kandidaten. Von 6.333.109 Wahlberechtigten haben 4.887.309 gültig gewählt. Und zwar so:
4.589.760 für die üblichen 5 (93.9% der gültigen Stimmen).
297.549 für die übrigen 10 (6.1% der gültigen Stimmen)
Mit dem zivilen Ungehorsam scheint es nicht allzuweit her zu sein, da ist noch Trainingsbedarf.
Vielleicht wird man jetzt einwenden, wie inferior und unattraktiv das Alternativangebot der übrigen 10 gewesen sein mag. Kann schon sein, nur: Wenn vom österr. "Wähler" von vornherein überhaupt keine Flexibilität und Experimentierfreude hinsichtlich Alternativen zu erwarten ist, dann wird es auch kein entsprechendes Angebot geben...
P.S.:
AntwortenLöschenDas wahlentscheidende Stimmvieh ist doch völlig desinteressiert und sich seiner politischen Verantwortung völlig unbewußt und wird diese Verantwortlichkeit auch stets abstreiten.
Ziviler Ungehorsam ist und bleibt ein Minderheitenprogramm für ein paar Aussteiger, die sich in ihrem persönlichen Leben so weit als möglich aus dem System herausnehmen. Das hat natürlich einen Preis, den nicht jeder gerne zahlt.
Und dann gibt's noch die andere, weit größere Gruppe, die ihren zivilen Ungehorsam durch maximale Ausnutzung des Sozialstaates praktizieren. Die bewirken mehr, weil sie das System zu Fall bringen...
Ich weiß, ich langweile ich nenne es die diversen großen Es
AntwortenLöschenEntwaffnung, Entrechtung, Enteignung, Entleibung.... Irgendwie auch passend zu den Kommentaren mit dem "für die Freiheit sterben "müssen"". Es ist jenseits von erbärmlich....