Wußten Sie, daß im Jahre 1992, also vor 20 Jahren 0,5 l Bier (»ein Krügerl«, wie wir in Österreich sagen) den stolzen Preis von 1,08 kostete? DM allerdings — das sind nunmehr 0,55 €. 2012 beläuft sich das auf statistische 2,85 €. Der heutige Preis ist also mal schlappe 5,18 mal so viel, weshalb von ernstlicher Inflation natürlich keine Rede sein kann! Insbesondere das Gerede, daß durch die Einführung des Euro die Preise gestiegen wären, werden durch die Gegenüberstellung der Preise von 1999 (d.i. 1,24 DM = 0,63 €) und 2003 (d.i. 2,20 €) vollkommen ad absurdum geführt. Alles nur gefühlte Inflation. Interessant, daß die zwanzig Jahre von 1972 bis 1992, die ja nicht eben für niedrige Inflationsraten bekannt waren, den Preis von 0,74 DM auf 1,08 DM explodieren ließen, wogegen die Preisstabilität des Euro nie schlagender unter Beweis gestellt wurde als eben in der die Verfünffachung nur unwesentlich überschreitenden Preissteigerungen der letzten zwanzig Jahre.
Bekanntlich lebt der Mensch nicht vom Bier allein, was liegt also näher, als der Entwicklung des Brotpreises nachzugehen. Hier zeigt sich klar die preisstabilisierende Wirkung der Euro-Einführung. Während der Preis von 1992 gegenüber 1972 von 1,55 DM auf 3,60 DM anstieg (also das 2,32-fache), konnte er sich von 1987 bis 2007 (aktuellere Daten sind leider nicht angegeben, weshalb zum 20-Jahres-Vergleich 1987 gewählt wurde) von 3,06 DM, bzw. 1,56 €, nur ums 2,18-fache auf 3,40 € erhöhen.
Die Tariflöhne, aus denen das zu berappen war, stiegen von 1972 bis 1992 von 482 € auf 1.337 € (also aufs 2,77-fache), wogegen der 20-Jahres-Vergleich 1988 auf 2008 (auch hier keine aktuelleren Daten angegeben) mit seiner Steigerung von 1.093 € auf 2.008 € uns sicher macht: die Inflation ist mit einer Steigerung aufs bloß 1,84-fache deutlich zurückgegangen. Wenigstens, was die Steigerung der Einkommen betrifft. Die Ausgaben hingegen, wie das Bier beweist ...
Prost!
Vielen Dank für diesen kurzen Auszug aus dem fortlaufend fortgeschriebenen Standardwerk "Wie lügt man mit Statistik?" ;-)
AntwortenLöschenNein, so viel Lüge ist gar nicht dabei, aber dennoch: Es gibt eine Möglichkeit, die Steigerungen von Jahr A zu Jahr B in eine Form zu übersetzen, die nicht von der Differenz zwischen B und A abhängt. Oder anders gesagt: Dein Beispiel lebt sehr davon, dass immer wieder verschiedene Vergleichsjahre herangezogen werden (natürlich nicht böswillig, sondern der Datenlage geschuldet). Die Methode heißt: Errechnen der jährlichen Zuwachsrate. Wir reden hier von (seit es Tabellenkalkulationsprogramme gibt) simpelster Finanzmathematik.
Fangen wir mit den Tariflöhnen an:
1972-1992: +5,2% p.a.
1988-2008: +3,1% p.a.
Die Bierpreise:
1992-2012: +8,6% p.a.
1999-2003: +3,7% p.a.
1972-2009: +1,9% p.a.
Brotpreis:
1972-1999: +4,3% p.a.
1987-2007: +4,0% p.a.
Möge sich hier jeder selbst die Schlussfolgerungen basteln. Dass aber die Euro-Einführung für die starke Erhöhung des Bierpreises zwischen 1992 und 2012 verantwortlich gewesen sei, wird man kaum behaupten können. Und die Tariferhöhung zwischen 1972 und 1992 kann man durchaus als üppig bezeichnen.
Das nur als Empfehlung für zukünftige Vergleiche...
Pardon, da muß irgendwo ein Irrtum Ihrerseits aufgetreten sein. Wenn (ich unterstelle mal, daß die Preisinfos auf »Was war wann?« korrekt sind) der Bierpreis des Jahres 1999 durchschnittlich 1,24 DM = 0,63 € betrug, und 2003 dann 2,20 € (sic!), so brauche ich kein Tabellenkalkulationsprogramm, um zu erkennen, daß 2,20 € rund das 3,5-fache von 0,63 € ist. Das schaffe ich sogar im Kopf!
LöschenUnd daß eine Preissteigerung ums 3,5-fache zwischen 2 Jahren vor und 2 Jahren nach der Euro-Einführung eher etwas mit letzterer zu tun haben könnte, als mit produktionsbedingten Preissteigerungen infolge der Ausrottung der Hopfenplanzen durch die Hydroecia micacea Esp. — nun dieser Verdacht beschleicht wohl nicht nur mich ...
"so brauche ich kein Tabellenkalkulationsprogramm, um zu erkennen, daß 2,20 € rund das 3,5-fache von 0,63 € ist. Das schaffe ich sogar im Kopf!"
AntwortenLöschenDu hast Recht. Beim Bierpreis zwischen 1999 und 2003 ist mir eine Kommastelle verrückt. Die jährliche Steigerungsrate entspricht dann sage und schreibe 36,7% und spricht damit tatsächlich für einen Euro-Effekt.
Le Penseur, du darfst gern mehr tun als nur verlinken! Weisst du doch.
AntwortenLöschenWir hatten, um mal inhaltlich was beizutragen, vor einiger Zeit mal das gesamtvermögen der deutschen in Bier umgerechnet. Frag die Maus - und aus: Für ihre 1.750 Milliarden Euro Geldvermögen im Jahr 1991 hätten sich die Deutschen 2.69 Milliarden Glas Bier kaufen können.
AntwortenLöschenFür die 4.662 Milliarden Euro, die sie heute haben, gibt es nur noch 1,864 Milliarden Glas.
http://www.politplatschquatsch.com/2012/02/arme-deutsche-so-reich-wie-nie.html
Müllner Bräu Salzburg, 29.3.2012, 16.37 Uhr, O,5l Bier - 3 Euronen.
AntwortenLöschen17.24 Uhr, 0,5l Fastenbier - 3,3 Euronen.
Und trotzdem, wie vor 20 Jahren ungebrochener Publikumsandrang bei den Zapfhähnen. ;-)
Was muss, das muss.
AntwortenLöschenWenn mich das geballte Grauen angesichts dieser Bierpreissteigerung bechleicht, kann ich nur sagen: ich danke Gott, daß ich freiwllig kein, aber auch schon überhaupt kein Bier trinke!!!
AntwortenLöschenBei den Weinbauern im Burgenland und in Niederösterreich, von denen ich mir meine »reschen« (NÖ) bzw. »süffigen« Tropfen hole, hat zwar die Inflation auch zugeschlagen, aber wenn eine Flasche Welschriesling 1992 bspw. 30 Schilling kostete (d.i. 2,18 €), dann kriegt man sie jetzt für 4 € — was das 1,83-fache ist. Auch net schön, aber immer noch lieber als die Bier-Inflation!
Dafür gibt`s bei Tengelmann im Land der Reichsdeutschen jetzt wieder den guten Grünen Veltliner aus Ungarn zu € 1,99/l. So muss es sein.
AntwortenLöschen"Vielen Dank für diesen kurzen Auszug aus dem fortlaufend fortgeschriebenen Standardwerk "Wie lügt man mit Statistik?" ;-)"
AntwortenLöschenDer Verdacht erscheint mir berechtigt:
Wenn ich 1999 eine Gaststätte gekannt hätte, die 0,5l Bier für 1,24DM verkauft, wäre ich heute Alkoholiker. Vermutlich aufgrund eines Bierpreiskartells in meiner bayerischen Heimatstadt lag der Preis für die Halbe aber bereits damals bei etwa 4,50DM. Andererseits kostete eine Flasche Bier im Einzelhandel damals bestimmt noch weniger als 1,50DM.
Man könnte also fast annehmen, daß der Ersteller dieser Liste bis 1999 den Preis im Handel, ab 2003 aber den Preis in der Gaststätte verwendet und großzügig auf die Angabe dieser zusätzlichen Information verzichtet hat.
Außerdem passt die angegebene Preisentwicklung überhaupt nicht zur Entwicklung des Bierpreises auf dem Oktoberfest (auf der gleichen Seite unter "Maß Bier" zu finden). Dieser hätte 1999 etwa das 4,5-fache des Gaststättenpreises, 2009 aber nur noch das 1,6-fache davon betragen und das wäre für mich nicht nachvollziehbar.