Sonntag, 25. März 2012

Die Welt geht auf die Barrikaden

»Die Welt« natürlich, indem sie unter den Titel »Mitten ins Herz – Amerika geht auf die Barrikaden« über einem sympathieträchtigen Bild eines lächelnden Negerburschen mit Baby am Arm als griffigen Teaser setzt:
In Florida erschießt ein weißer Nachbarschaftsschützer den schwarzen Jungen Trayvon Martin – grundlos. Aber niemand verhaftet den Mann. Amerika ist empört.
Aha. Grundlos. Woher weiß das »Die Welt« eigentlich? Denn der Schütze gibt an, in Notwehr gehandelt zu haben. Nun, das kann richtig sein, oder eine Lüge — aber mit dem »grundlos« sagt »Die Welt« ganz eindeutig: »Der Schütze lügt«. Was angesichts der Pingeligkeit, mit der dieses selbsternannte Qualitätsmedium die Unschuldsvermutung sonst oft aufrechterhält, etwas befremdet.

Und in dieser Tonart geht es weiter. Da ist bspw. die Rede von »George Zimmerman, einem selbsternannten Bürgerwehrler« (no na! Bürgerwehren sind nun mal Privatinitiativen und werden nicht »ernannt«), und »... belasten viele Indizien den Mann, der von der Polizei als „Weißer“ und von seiner Familie wegen seiner peruanischen Mutter als „Hispanic“ bezeichnet wird« — hoppala, wie ist das doch geschwind mit S.E. Barak Obama? Der doch als »erster schwarzer Präsident« gefeiert wird, obwohl seine Mutter eine Weiße war? Gilt das jeweils nach Erwünschtheit? Ein Mischling, den unsere Presse mag, weil er in Amerika den Sozialstaat einführen will, ist schwarz — ein »Bürgerwehrler« (noch dazu: selbsternannt!), den man so schön als Retourkutsche für den leider-doch-nicht-Nazi-sondern-Moslem von Toulouse verwenden kann, ist natürlich ein Weißer, m.a.W.: einer von diesen typischen Südstaaten-Nazis, wie nicht ungeschickt insinuiert wird ...

Irgendwann läßt allerdings die Aufmerksamkeit des Redakteurs nach und dieser etwas patschert die Katze aus dem Sack:
Die Tragödie wird in Zusammenhang gebracht mit dem „Stand-your-ground-Law“, einem Gesetz, das in 22 US-Staaten den Griff zur Waffe zulässt, wenn man sich und sein Hab und Gut bedroht sieht. In Florida geht dieses Gesetz besonders weit: Schützen dürfen sich nicht nur auf dem eigenen Grund und Boden darauf berufen, sondern auch auf öffentlichen Plätzen.
Aber natürlich! Entwaffnen wir doch die Leute, dann haben wir keine Verbrechen mehr! Und keine pöhsen »selbsternannten Bürgerwehrler«, die brave Negerjungen erschießen. Daß wir dafür (und die Bundesstaaten, in denen der private legale Waffenbesitz weitgehend verboten ist, beweisen es mit jeder Jahresstatistik aufs Neue!) dann überproportional »nicht-weiße« Verbrecher haben, die unbewaffnete, und daher wehrlose Opfer überfallen, ausplündern etc. — naja, das muß als Kollateralschaden offenbar in Kauf genommen werden.

Beim letzten Absatz dieses Artikels bin ich mir inzwischen nicht sicher, ob hier eine Rettungsleine für den Fall, daß das alles doch ganz anders gewesen sein sollte, vorbreitet wird, oder ob die Redaktion vermeint, nach dem Motto »Frechheit siegt« einen Artikel mit anderen Fakten enden zu lassen, als er begonnen hatte, im Vertrauen darauf, daß ein über viele Absätze aufgebautes Bild sich ohnehin schon hinreichend verfestigt haben wird, sodaß die Leser den Schluß überhaupt nicht mehr recht mitbekommen:
Und ein Anwalt, den Zimmerman am Wochenende hinzuzog, setzt offenkundig gar nicht auf dieses Gesetz, sondern auf den puren Tatbestand der Selbstverteidigung. Die Polizei gibt an, dass Zimmerman am Tatort aus der Nase und am Hinterkopf geblutet hat.
Das muß man sich schon auf der Zunge zergehen lassen. Da schreibt »Die Welt« natürlich — man will dem Gerichtsverfahren ja nicht vorgreifen! — nicht, daß Zimmermann aus der Nase und am Hinterkopf geblutet hat, sondern in subtiler Unterscheidung bloß: »Die Polizei gibt an ...«.

Was aber — auch wir wollen doch der gerichtlichen Klärung selbstredend nicht vorgreifen! — an dem doch etwas befremdlichen Faktum nichts ändert: wer mit einer Pistole bewaffnet aus Jux, Tollerei und Rassismus einen Menschen niederknallt, hat eigentlich keine Verletzungen am Hinterkopf und eine blutende Nase — außer ... er wurde vorher angegriffen. Und konnte sich mittels seiner Pistole verteidigen.

Nun, das werden weitere Ermittlungen hoffentlich klären — und, wie gesagt: wir waren alle nicht dabei. Auch »Die Welt« nicht. Und das ist es eigentlich nur, was ich ihr vorwerfe: sie tut aber so, als wäre sie dabeigewesen. Um damit Stimmung zu machen. Qualitätsjournalismus sieht anders aus. Aber hätte ich je behauptet, »Die Welt« hätte mit Qualitätsjournalismus was am Hut ...?

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P.S.: es wäre freilich ungerecht, jetzt nur »Die Welt« zu schelten, ohne die mediale Einäugigkeit im allgemeinen, und die Verlogenheit von Politikern wie Backaroma im besonderen zu erwähnen. Besagter »erster schwarzer US-Präsident« äußerte in geradezu unappetitlicher Weise einen ungeklärten Todesfall als Wahlkampfagenda nutzend: »Hätte ich einen Sohn, sähe er aus wie Trayvon Martin«. Nun, wer so offensichtlich auf der medialen Mitleidswelle reiten möchte, verdient es nicht besser, als mutatis mutandis seine Worte wieder ins Gesicht geklatscht zu bekommen: »If Obama Had a Son, Would He Look Like Tyrone Woodfork?«

Interessanterweise liest man über diesen Fall in den Medien praktisch garnichts. Woran das bloß liegen mag ...?

5 Kommentare:

  1. Zu Schokobama müssen aber zur Zeit folgende Abstriche gemacht werden:

    Das ist halt die Crux mit den Pigmenten, respektive den Pigementierten. Im Ruhmesglanz pflegen sie zu verblassen. Seine Initial-Schwärze ist inzwischen zu fadem Grau-Braun degeneriert. Selbst die teer-schwarze Image-Politur, die ihm unsere Medien-Zaren periodisch auftragen, konnte den Rückgang nicht bremsen, oder gar die originale Tiefschwärze wiederherstellen.

    Zum aktuellen Fall:

    War doch abzusehen, dass die linken Diskurshoheiten jetzt. ätsch, ätsch, ihr “Ass aus dem Ärmel” ziehen. Vermutlich gibt es derartige Vorfälle zuhauf, nur das stört keine Sau, es sei denn, man musss den “pöhsen Rechten” ordentlich ins Süppchen spucken, das diese Finsterlinge auf dem Fall “Toulouse” kochen. Die pawlowschen Reflex-Hündchen werden uns doch um ihr “Sicherwiedasameninderkirche-Gebell” nicht betrügen.
    -Daher (Eigenzitat:) “………entseht allerdings ein bedrohlicher affektiver Überdruck in den hohepriesterlichen Gemütern, der sich dann alsbald mit potenzierter Heftigkeit entlädt, so nur das ferne Echo des Gerüchts einer rächtsäxträmen Missetat durch den Blätterwald säuselt. Dann kann nach bangen Tagen betretener Kleinlautheit endlich wieder das Fortissimo der beliebten Volks(erziehungs)-Weisen trompetet werden.” (Zitatende)

    Obo

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  2. Wenn Sie, lieber LePenseur, bei Google-News nach "Trayvon Martin" und "Zimmerman" suchen, bekommen Sie 16.000 Ergebnisse. Wenn Sie nach "Tyrone Woodfork" und "Strait" suchen, bekommen Sie 5 Ergebnisse. Ich möchte Sie dennoch ersuchen, wenigstens eines eben dieser 5 Ergebnisse mal zu lesen. Dann könne Sie sich zwei Fragen stellen: 1.) Wo kriegt man diese spitzenmäßigen Selektionsbrillen her, die Jesse Jackson, Al Sharpton, Barack "If I had a son he'd look like Trayvon" Obama, die New Black Panthers und die linken Mainstreammedien tragen? 2.) Was ist das eigentliche Ziel derjenigen, die den Zimmerman-Fall erst jetzt pushen und ganz oben auf ihre Agenda setzen (das eigentliche Ziel z.B. der New Black Panther, die eine 10.000 $-Belohnung für Zimmerman ausgerufen haben, "dead or alive"... Ja, ganz genau der gleichen New Black Panther, deren Philadelphia-Anführer Shabbaz vor zwei Jahren mit folgenden Worten auf sich aufmerksam machte: “You want freedom? You’re gonna have to kill some crackers! You’re gonna have to kill some of their babies!” - Für die, die's nicht wissen: "Crackers" sagen Schwarze da, wo Weiße früher "N*ggers" sagten)?

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    1. Danke, Reverende, für den Hinweis. Ich habe einen diesbezüglichen Link als Postscriptum dem Artikel angefügt.

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  3. Bran the blessed27 März, 2012 08:22

    Wenn kein realer böser weisser Mann in der Gegend rumsteht, den man für irgendwas verantwortlich machen kann, dann muss halt der Hispanic kurzfristig weissgewaschen und als reaktionärer, sklavenhaltender und kreuz und quer alles unterdrückender Über-WASP dargestellt werden. Unsere Medien (und auch die US-amerikanischen) sowie all die tränenrührigen Aktivisten von nah und fern sind da flexibel.
    Dass der arme, extrem benachteiligte, ständig unterdrückte, ausgebeutete und von seinen rechtmässigen Chancen auf einen Physiknobelpreis ausgeschlossene Negerjunge diesen Hispanic-WASP angegriffen hat, kann ich mir übrigens nicht vorstellen. Zum einen kann man doch schlecht angreifen, wenn man im einen Arm ständig ein süsses Baby und im anderen Eistee und Süssigkeiten für die starkpigmentierte schmachtende Julia rumträgt und zum anderen ist jede Gewalttat eines solchen prächtigen Negerjungen immer nur als Verteidigung gegen das angriffige Weiss-Sein hispanischer WASPs anzusehen. Irgendwie.

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