"KZ-Nutten": Schüler nach Facebook-Nachricht angezeigtOffenbar muß der Herr Direktor für seinen politisch inkorrekten Vornamen Abbitte tun — denn daß wegen einer Ehrenbeleidigungssache (welche bekanntlich ein Privatanklagedelikt ist) die Staatsanwaltschaft einzuschalten wäre, ist wohl eklatanter Humbug. Der Direktor führt nun für seine Anzeige eine originelle Argumentation an:
Der Jugendliche aus Kärnten bezeichnete Mitschülerinnen als "KZ-Nutten". Der Schuldirektor hat die Staatsanwaltschaft informiert.
Ein Schüler der Kärntner Tourismusschule (KTS) in Warmbad bei Villach hat Mitschülerinnen im auf Facebook als "KZ-Nutten" beschimpft. Der Jugendliche wurde daraufhin von KTS-Direktor Gerfried Pirker angezeigt. "Ich sah mich gezwungen, die Staatsanwaltschaft zu informieren", bestätigte Pirker einen Bericht der "Kleinen Zeitung" vom Samstag.
Pirker führte dann mit dem Minderjährigen und dessen Eltern ein Gespräch und wies auf die mögliche nationalsozialistische Wiederbetätigung hin.Okay, sehr geehrter Herr Direktor Dr. Pirker — dann erklären wir Ihnen das mal ganz langsam zum Mitschreiben:
Ab 1942 wurden mehrere Hundert Häftlingsfrauen in zehn Konzentrationslagern von der SS zur Sex-Zwangsarbeit gezwungen. Sie mussten privilegierten männlichen Häftlingen zu Diensten zu sein. Die perfide Idee stamme von SS-Führer Heinrich Himmler persönlich. In den vergangenen Jahren widmeten sich mehrere Ausstellungen - etwa in den ehemaligen Konzentrationslagern Mauthausen, Ravensbrück und zuletzt in Buchenwald - dem Thema.... informiert uns »Die Presse«. Es sollte damit mit dem bei Ihnen als Akademiker selbstredend vorauszusetzenden Intelligenznieveau doch klar sein, daß die mißbräuchliche Bezeichnung einer Person mit dem Wort »KZ-Nutte«, welches ein Opfer des Nationalsozialismus bezeichnet, zwar wohl eine Beleidigung, aber nicht per se schon eine NS-Wiederbetätigung darstellen kann. Bekanntlich wurden auch Homosexuelle unter den Nazis ins KZ gesperrt, somit müßte die Feststellung, daß beispielsweise der allseits beliebte österreichische Schauspieler und Moderator Alfons Haider homosexuell sei, ebenso einen NS-Wiederbetätigungsverdacht indizieren. Was ja wohl ziemlich abstrus wäre.
Wie gesagt: alles nur Nebelgranaten. Solange man das noch sagen darf ...
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P.S.: Die Überschrift — man will ja nicht Guttenbergen — wurde von einem Kommentarposting in der »Presse« übernommen. Sie basiert (um unsere piefkonistanischen Leser aufzuklären) auf einem alten jiddischen Witz über den alten Rebbe, der über die Welt »klärt« (nachdenkt): »Schokolade is gut ... Knofel is gut ... Wie gut muß erst sein Schokolade mit Knofel ...«
Junge Leute provozieren gern. Ist wohl entwicklungspsychologisch normal und notwendig. Zu meiner Zeit genügte schon eine sexuelle Anspielung, um alle Lehrer auf die Palme zu bringen. Ein "Flinserl" im Ohr eines Knaben, und die alten Herren Oberstudienräte waren dem Herzinfarkt nahe ... der Anblick der heute ganz alltäglichen Piercings und Tätowierungen hätte die guten Leutchen wohl im selben Augenblick hinweggerafft.
AntwortenLöschenHeute, womit kann ein Jugendlicher noch provozieren? Zotige Sprache? Tätowierungen? Homosexualität? Selbstverstümmelung? Drogenkonsum? Alles salonfähig. Keiner regt sich mehr auf. Keiner DARF sich darüber aufregen.
Nur noch einen Themenkreis gibts, mit dem man heute provozieren kann ... der wirkt aber dafür stark und zuverlässig.
Man braucht gar nicht in Details gehen. Es genügt ein Stichwort, eine Buchstabenkombination ...
Leugnungsverbote? Gummiparagraphen? Dann doch lieber Marillenkonfitüre, Sachertorte und einen Mohren im Hemd, um in der Volksrepublik Ösistan nicht als Eingebohrener der Republik Piefkonistan zu gelten. :D
AntwortenLöschenAber auch hier sind die Motive durchschaubar wie Plexiglas. Einfach zuzugeben, dass einem eine Äußerung nicht in den Kram passt wäre auch zu anständig, deshalb stimmte Direktor "Tunichtgut" in den Mc Carthyismus der Neuzeit ein und instrumentalisierte Medien und Gummiparagraphen in seinem Sinne.