Sonntag, 8. Januar 2012

Ein (hoffentlich) letztes Mal über »Wulff vs. Die Ratten«

Blog-Kollege Zettel stellt nach Kenntnis der inzwischen auch ohne Wulffs Zustimmung veröffentlichten Teile der ominösen Mailbox-Nachricht etwas fassungslos die nicht ganz unberechtigte Frage in seinen Raum:
Ein Drohanruf klingt anders. Wulff hat in dem Interview mit ARD und ZDF korrekt wiedergegeben, was er auf Band gesprochen hatte.

Es ist bei Wulff so, wie hier am Donnerstag zu lesen war (Der Ungeschickte. Ist Wulff ein zweiter Lübke? Schlimmer; ZR vom 5.1.2012): Er reiht Ungeschick an Ungeschicklichkeit.

Die meisten - auch ich - hatten sich diesen angeblichen "Drohanruf" ganz anders vorgestellt. Wulff hätte diesen Spekulationen ein Ende machen und sich zugleich souverän zeigen können, wenn er dem Wunsch von "Bild" nachgekommen wäre, die Veröffentlichung der Abschrift zu autorisieren. Stattdessen lehnte er dessen knappe Anfrage wortreich ab.

Warum nur? Warum heizte er mit seiner Weigerung die Spekulationen an?
Nun, eine ganz einfache Erklärung liegt für mich auf der Hand: Wulff hat sich schlicht nicht mehr im Detail erinnern können, was er damals gesagt hatte! Denn jener Anruf war zweifellos nicht von langer Hand vorbereitet, mit allen Wenns und Abers textlich feingeschliffen, sondern vermutlich völlig spontan und unter — wie anzunehmen — erheblichem emotionalem Streß unvorbereitet ins Handy gesprochen. Wulff wird daher vermutlich nach juristischer Konsultation — da er ja davon ausgehen mußte, daß »Bild« ihn mit dieser Veröffentlichung endgültig erledigen will, er also (auch wenn er sich nicht an etwas derartiges erinnern konnte) vermutlich irgendeinen verbalen Lapsus begangen haben dürfte, mit dem man ihn juristisch fertigmachen könnte — rein »sicherheitshalber« nein gesagt haben.

Jetzt kann man natürlich die Frage stellen, ob ein Bundespräsident, der von der geballten Medienmacht der Springer-Presse gerade fertiggemacht wird, »bloß deshalb« schon sowas wie Streßsymptome zeigen darf. Was macht der erst, wenn der 3. Weltkrieg ausbricht, oder Claudia Roth im Bundestag mit Guido Westerwelle beim Knutschen ertappt würde, könnte man fragen ...

Andererseits: will man denn wirklich nur mehr Politiker ohne natürliche Reaktionen haben? Die sich mit Teflongesicht und eintätowiertem Dauerkampflächeln von irgendwelchen sadistischen Journaille-Psychopathen öffentlich zur Sau machen lassen? Die nie Emotion zeigen, außer es geht um das obligate Betroffenheitsgesicht und -gesülze, wenn irgendwo ein Flugzeug abstürzt oder dergleichen — wäre das denn wirklich wünschenswerter?

Oder, wie Kollege »Morgenländer« es vor drei Tagen in seinem Artikel »Kleiner Mob, was nun?« so treffend kritisiert hatte:
Soll heißen: Die 'Kreditaffäre', wegen der Wulff aus dem Schloss Bellevue gejagt werden sollte, war zwar keine, aber nun fordern wir seinen Rücktritt, weil er am Pranger keine gute Figur gemacht hat.
Ein präzises Argument, dem auch jemand zustimmen können müßte, der offensichtlich weit weniger Gefallen am Bundespräsidenten, als an seiner Bundeskanzlerin findet ...

13 Kommentare:

  1. "Was macht der erst, wenn der 3. Weltkrieg ausbricht, oder Claudia Roth im Bundestag mit Guido Westerwelle zu knutschen anfinge, könnte man fragen ..."

    Ich schätze mal, er würde das machen, was ihm von Amts wegen zusteht: nichts.

    "Ein präzises Argument, dem auch jemand zustimmen können müßte, der offensichtlich weit weniger Gefallen am Bundespräsidenten, als an seiner Bundeskanzlerin findet ..."

    Genau. Und auch jemand, der weder den einen noch die andere leiden mag.

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  2. Oooooch, nicht immer die Vergleiche mit den Tieren, denn das verunglimpft die in einer Art, die ihnen in keinster Weise zukommt! Und gerade auch Ratten sind sehr inillegent und liebevoll, was man von vielen Menschen nicht behaupten kann!
    Ansonsten kann ich hier nur zustimmen, wobei bei mir im Hinterstübchen dann immer noch die Sache mit dem Islam verankert bleibt, denn da denke ich nach wie vor - jeder in seinen Gefilden und nach seiner Fasson, aber Schluß mit diesem ganzen Multikulti auf deutschem Boden!

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  3. Andeutungen für eine Antwort auf all die vielen Fragen gibt es bei der FAZ.

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  4. @Arminius:

    "Ob Wulff ein gutes oder schlechtes Krisenmanagement betreibt, kann man erst beurteilen, wenn man weiß, was überhaupt gespielt wird und mit wessen Geld. Falls dieser Tag kommt. Bis dahin lässt sich nur feststellen, dass der Präsident jedenfalls sehr aktiv managt, was unsereinem als der Präsident erscheint." (Volker Zastrow in dem von Ihnen verlinkten Artikel)

    Vermuten kann man immer viel; üblicherweise hält man aber den Mund, wenn man für seine ehrverletzenden Vermutungen keine Belege hat.

    Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es:

    "Mit Rücksicht auf guten Ruf und Ehre eines Menschen ist vermessenes Urteil (ohne ausreichende Beweise) und üble Nachrede verboten."

    Dass die FAZ sich auf dieses Niveau begibt, spricht Bände.

    Viele Grüße
    Morgenländer

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  5. @Morgenländer
    Warten wir einmal ab, ob es ausreichende Beweise gibt oder nicht. Es wäre nicht das erste Mal, daß die FAZ über mehr Informationen verfügt als der typische GEZ-Medienkonsument.

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  6. Lieber Arminius,

    was genau möchte uns der Herr Zastrow denn sagen?

    Dass die 500.000 Euro kein Kredit und auch kein 'Geschenk' waren, sondern eine Zuwendung vom großen (Un)Bekannten?

    Für welche Gegenleistung Wulffs, der damals noch niedersächsischer MP war?

    Sie wissen es nicht, ich weiß es nicht, die anderen Leser werden es auch nicht wissen - aber der Autor, Herr Zastrow, weiß es?

    Und macht jetzt - zu genau welchem Zwecke? - ein paar mysteriöse Andeutungen, statt seine belastbaren Beweise vor dem interessierten Publikum auszubreiten?

    Nein, vermutlich hat der Herr Zastrow in seiner Jugend zu viele Thriller gelesen und ist frustriert, dass er nie ein Philip Marlowe, ja nicht einmal eine Miss Marple geworden ist, sondern nur ein (na vermeiden wir Kraftausdrücke und sagen einfach) Schreiber bei einer im steten Niedergang befindlichen ehemaligen Qualitätszeitung.

    Viele Grüße
    Morgenländer

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  7. @Morgenländer:

    ... ehemaligen Qualitätszeitung.

    Bumm! Das hat gesessen! Und völlig berechtigt, das »ehemalig«. Eine Qualitätszeitung, bei der einer ihrer Herausgeber den Satz »Ich beginne zu glauben, daß die Linke recht hat«, noch dazu als Schlagzeile, hinschreibt, ist keine mehr.

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  8. Ich habe mich einmal zu Wulff ausgelassen und ich find das reicht.
    http://fdominicus.blogspot.com/2012/01/beurteilung-eines-politikers.html

    Ich finde es wirklich bezeichnend, daß diese Wulff Geschichte überall rumgeeht die neuen Forderungen von Griechenland: http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/01/34567/ (Erpressung)

    Die neuen Aktionen für die Schuldenunion: http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/01/35102/

    http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/01/35064/

    überhaupt keine Rolle mehr spielen.

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  9. Lieber Friedrich,

    es geht Le Penseur wohl ebenso wenig wie mir um eine Ehrenrettung für Wulff, sondern um das Agieren einer Presse, die man gar nicht mehr wird gleichschalten müssen, weil die dies freudigst schon selbst erledigt hat.

    Ach, und ob es zwischen der 'causa Wulff' und der Schuldenunion nicht vielleicht einen Zusammenhang geben könnte?

    "Mr Wulff said Germany itself risks being engulfed by escalating debts. Who will 'rescue the rescuers?' as the dominoes keep falling, he asked.

    'Solidarity is the core of the European Idea, but it is a misunderstanding to measure solidarity in terms of willingness to act as guarantor or to incur shared debts.

    "With whom would you be willing to take out a joint loan, or stand as guarantor? For your own children? Hopefully yes. For more distant relations it gets a bit more difficult.'

    More distant relations?

    “All I heard was Germany, Germany, Germany. There was nothing about Europe. It was astonishing,” said Myron Scholes, the winner of the 1997 Nobel Prize.

    Indeed it was. Fellow laureate Joe Stiglitz said that if President Wulff’s views reflected the outlook of the German government, monetary union would have collapsed already.

    Well yes. Quite."

    schrieb der konservative britische Wirtschaftsjournalist Ambrose Evans-Pritchard am 0.09.11 im Dail Telegraph.

    Viele Grüße
    Morgenländer

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  10. Oh, ein Präsidentendarsteller mit einer letzten Anwandlung eines Hauches von Pflichtgefühl für Deutschland? Deshalb macht die internationalistische Elite ihn jetzt fertig?

    Kann sein. Aber leid tut er mir deshalb noch nicht. Denn zu noch größeren Katastrophen -am verhängnisvollsten ist die demografische- habe ich von ihm keinen Pieps gehört.

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  11. @Morgenländer
    Es ging mir nicht speziell um diesen Blog sondern allgmein. Wulff hin Wulff her und der EUR (weitaus wichtiger) unter ?

    Ob das eine mit dem andeeren zu tun hat ist einfach zu beantworten. Wir haben Delebets und keine Politiker. Und Wulff ist da eben KEINE Ausnahme. Betrügen, drohen, verharmlosen das ist was wir im Augenblick von unsere gesamten Elite bekommen. Und dafür könnten Sie wirklich bleiben wo nichts mehr wächst.

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  12. Das Unglaubliche ist doch, wie selbstverständlich der oberste Amtswalter der Republik mit den Medien umgeht, nicht auf einer Pressekonferenz, sondern einfach mal anruft, um für ihn unangenehme Berichterstattung zu korregieren. Da ist es völlig egal, welche Worte er benutzt hat. Es zeugt jedenfalls von einem kumpelhaften Umgang, bei dem die eine Krähe von der anderen verlangt ihr nicht die Augen auszuhacken.

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  13. @karleduardskanal:

    Auf dem Weg zum Emir von Katar gestaltet sich aber, wie Sie mir wohl beipflichten werden, die Abhaltung einer Pressekonferenz irgendwie schwierig.

    Außerdem gebe ich zu bedenken: worüber sollte Wulff eigentlich eine Pressekonferenz abhalten? Um den versamelten Medienvertretern mitzuteilen, daß die Redaktion der "Bild" ein Haufen Arschlöcher sind? Der News-Wert wäre gleich null — das weiß doch eh ein jeder ...

    Und eine Pressekonferenz zum Thema »Ich habe BILD ersucht, bis zu meiner Rückkehr aus Katar mit der laufenden Rufmord-Kampagne zu warten« bzw. »Ich teile Ihnen mit, daß meine Frau keine Prostituierte ist« wäre wohl auch etwas eigenartig, finden Sie nicht?

    Und was den »kumpelhaften Umgang« betrifft: den können Sie nur vermeiden, indem Sie sich aus der Politik überhaupt raushalten. Geht aber als Politiker irgendwie nicht wirklich.

    Sobald Sie nämlich Politiker sind, werden Sie von diesen journaillistischen Schmeißfliegen »kumpelhaft« verfolgt.

    Es gibt ja Gründe, warum ich bislang alle Avancen, in die Politik zu gehen, dankend abgelehnt habe. Ich bin nicht so machthungrig oder so publicitygeil, daß mein zwangsläufig entstehender Verlust an Lebensqualität dadurch aufgewogen würde ...

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