Dienstag, 27. Dezember 2011

Der renommierte Althistoriker Waigel

... wartet in seiner Nebenfunktion als weitblickender Langzeit-Prognostiker in der »Welt am Sonntag« mit einem bestechenden Vergleich auf:
Welt am Sonntag: Wie lange wird es den Euro geben?

Waigel: Der Denar des Römischen Reichs hatte vier Jahrhunderte lang Geltung. So viel Zeit gebe ich dem Euro auch – dann kommt es zur Weltwährungsunion.
Aha. Und in welchem Zeitalter des solcherart zum Vorbild der EUdSSR stilisierten Römischen Reiches befinden wir uns demnach gerade? Etwa im goldenen des Kaisers Augustus? In der Wahnsinnsherrschaft des Caligula oder Nero? Oder gehen wir schon munteren Zeiten à la Elagabal oder Commodus entgegen?

Weiß Herr Althistoriker auch, daß der von ihm so gepriesene Denar anfänglich 1/25 eines Aureus wert war — und bis zu einem mickrigen 1/8500 eines solchen abschmierte? Und weiß der Herr Althistoriker jetzt auch, warum der alte »Penny« (bis 1971, also vor der Dezimalumstellung) im britischen Währungswesen mit ₰ (also einem als Währungszeichen stilisierten »d« wie »denarius« eben) abgekürzt wurde?

Offenbar als Lohn für derlei kühne Prognostik und flagrante Ahnungslosigkeit wünscht sich Herr Waigel was:
Ich habe da eine Idee, die nur leider niemand aufgreift: Man sollte einen Senat der Älteren gründen, in dem es vor allem um die Zukunft Europas geht. Die Bundeskanzlerin sollte die ehemaligen Bundespräsidenten Scheel, von Weizsäcker, Herzog und Köhler, die Ex-Kanzler Schmidt, Kohl und Schröder, die Ex-Außenminister Genscher, Kinkel und Fischer und vielleicht auch – wenngleich ich da befangen bin – den einen oder anderen Ex-Finanz- oder Wirtschaftsminister zu einer Runde zusammenrufen. Das könnte vielleicht helfen, die eine oder andere schwierige europapolitische Entscheidung auf eine breitere Basis zu stellen.
Leserbrief-Poster »Alder Pälzer« weiß über Herrn Ex-Finanzministers Theo Waigel optimistische Zukunftsschätzungen und Anregungen im allgemeinen und über ihn persönlich im besonderen einen so schönen Satz zu sagen, daß man ihn unbedingt zitieren muß:
Lieber Theo,
Vom Schnee von gestern bleibt nur ganz wenig und immer nur ganz oben liegen. Der Rest wird zum Matsch von heute.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen ...

6 Kommentare:

  1. Ob der Althistoriker Waigel wohl auch mit dem Namen Theodor Körner etwas anfangen kann?

    Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten.
    Vom Feinde bezahlt, doch dem Volke zum Spott!
    Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
    dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!

    (Theodor Körner 1791-1813)

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  2. Sehe ich ähnlich. Ich habe in Vorbereitung auf die kommenden Zeiten das kleine Büchlein "Wie sind viele: Eine Anklage gegen den Finanzkapitalismus" von Heribert Prantl in erklecklicher Zahl an die lieben Verwandten veräußert Gab's bei amazon gerbaucht für unter 4 Euro.

    Sobald die alle 47 Seiten durchgeackert haben, kann's losgehen.

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  3. Wenn ich all diese Namen von abgehalfterten Volksverkäufern lese, fällt mir nur die Verleihung des Großen Verdienstordens am Bande ein. In Laternenform.

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  4. 47 Seiten Heribert Prantl?
    Respekt, die Nerven hätte ich nicht.
    Es sei denn, die Seiten werden einem nützlichen Zweck zugeführt, Feuer anzünden oder so was.

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  5. @ Die Anmerkung: Waaas? Auch du, Brutus? In öffentlichen Verkehrsmitteln ist es mir ein Pläsier, Leser_innen der Süddeutschen Prawda mit Blicken aus trotzigen blauen Augen (Tacitus) zu fixieren, mit Dehnungsübungen der Fingerknöchel nervös zu machen, und in der wärmeren Jahreszeit mit dem Speculum musculi tricipitis zu spielen, bis sie "das Abteil wechseln".
    -Hildesvin-

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  6. Da klatsche ich mir vor lauter Freude auf die Schenkel. Ist mir ja ein formidabler Spaß gelungen.

    Ich bedanke mich beim erlauchten Publikum für diese nachweihnachtliche Freude.

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