Montag, 2. Mai 2011

Demnächst werden es 50.000 sein

Irgendwann heute, »in the still of the night« wird der jubiläumsrunde Zugriff erfolgen und den Zugreifer — hoffentlich! — still beglücken. Nun, wie feiert man so ein Ereignis — zumal wir in den letzten Tagen doch von Glücksereignissen überhäuft werden. Ich meine da natürlich nicht jene Hochzeit, welche (wenigstens nach Meinung unserer linken Meinungsmacher) bloß die ödeste Pöbelbelustigung und beschämendste Schaustellung mittelalterlicher Rückschrittlichkeit war. sondern jene beglückenden Momente, die die USA in Ausnutzung der Leichtgläubigkeit seiner Bürger geschicktesten geheimdienstlichen Mittel durch die Erschießung eines bärtigen Bewohners Pakistans erfahren durften, der ganz unter dem Motto »bin Laden« auf ein Schiff verfrachtet, und sodann den Tiefseefischen zur Speisung übergeben wurde.

Auch wir in Österreich dürfen heute das Glück der Gegenwart des türkischen Staatspräsidenten erfahren, und — nicht den Glücks genug! — dies noch teuer bezahlen (so, wie wir das mit vielen seiner Landsleute ebenso tun, die uns schon seit Jahren mit ihrer arbeitslosen Anwesenheit beglücken). Und — welch Glück! — dieser Staatspräsident Gül ist trotz der in Österreich immer noch bestehenden fremdenfeindlichen Vorurteile bereit, die EU (und damit auch Österreich) an die Türkei anzuschließen, damit wir in Zukunft noch viel intensiver für das Wohl der stolzen türkischen Nation arbeiten dürfen.

Soviel Glück ruft nach einem Gedicht, und da »Gül« bekanntlich »Rose« heißt, welche doch die Königin aller Blumen ist (ach, wie passend für ein Staatsoberhaupt!), entschied ich mich für ein Rosengedicht. Zunächst wollte ich Goethes »Heideröslein« zeitbezogen umdichten, da unser Röslein ja von den Heiden kommt, aber irgendwie scheute Pegasus (wie jenes glückliche Pferd, das in London hinter dem ebenso glücklichen Brautpaar ohne Reiter einhergaloppierte — über das Glück des pferdlosen Reiters, oder von da ab: Fußgängers bzw. Bahrengetragenen, schweigt die Legende ...), ich entschloß mich daher, ein Gedicht der bedeutenden Lyrikerin Friederike Kempner (1836-1904) auszuwählen, daß wie kein anderes die Liebenswürdigkeit unseres hohen Staatsgastes auszudrücken weiß:

Mein Röselein

Grüß Dich Gott, mein Röselein,
Schön und klein und sanft Du bist:
Wie sie so anmutig ist!

Röselein, gern seh' ich dich!
Bleib' so still und lieb und rein:
Bleib so ewig jung und mein!

Röslein mein, o denk' an mich!
Purpurrot und grün Dein Stiel:
Geist und Anmut hat sie viel!

Röslein, Dich, Dich liebe ich!
Zart drück' ich dich an den Mund:
Nehme Abschied, bleib' gesund!

Blättlein klein, o bleibet frisch,
Ihres Zweige dunkelgrün:
Ach, ich muß von dannen zieh'n!

Röslein, nein, es war nur Scherz:
Ewig, ewig bleib' ich Dein!
Ewig bleibst Du lieb und fein!

Röselein, o grüß' Dich Gott,
Schön und frisch und mein Du bist:
Voll mein Herz vor Freuden ist!



Nu, isses nicht schön, unser Röslein aus Kayseri! »Gott« sollte natürlich durch »Allah« erstzt werden, aber dann stimmen die Reime nicht mehr, weil es außer dem lautmalerischen »Balla-balla« keinen g'scheiten Reim auf »Allah« gibt. Mag schon sein, daß einem deswegen das Muselmanentum oft ungereimt erscheint — aber ach, wohin entfliegen meine Gedanken ... lassen wir's daher gut sein ... ...

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