Mittwoch, 18. Mai 2011

Da ging ein Ruck durch den Nationalrat

... als gestern der ÖVP-Abgeordnete Großruck seine Rede zwar nicht mit dem bei ihm gewohnten Vierzeiler abschloß, sondern mit einem Zweizeiler: »Obwohl er schon ein reiferer Mann / zeigt Dominique Strauss, was er noch kann«. Verglichen mit einem Vierzeiler ist ein Zweizeiler natürlich eine halbe Sache, und die Holprigkeit der Verse (nach dem alten Knittelvers-Motto: »Reim' dich, oder ich beiß' dich!«) bietet einen weiteren trefflichen Beleg für die Richtigkeit der Treichl-Kriterien (man erinnert sich: »Unsere Politiker sind zu blöd und zu feig [...] und zu unverständig«): Unverständigkeit wird man Großruck auf lyrischem Gebiet nicht absprechen können. Dabei wäre ein formal korrekter Zweizeiler unschwer zu bilden gewesen, z.B.: »Obwohl fast schon ein alter Mann / zeigt uns Strauss-Kahn, daß er's noch kann«. Das Treichl-Kriterium der Blödheit könnte man in Großrucks Reimerei vielleicht auch verwirklicht finden — obwohl diese zweifellos von den GrünInnen und RotInnen noch viel überzeugender dargelegt wurde. GMX weiß zu berichten:
Grünen-Chefin Glawischnig zeigte sich fassungslos, dass eine versuchte Vergewaltigung als Leistung für einen älteren Mann dargestellt worden sei. Sicherheitssprecher Pilz forderte den Rücktritt Großrucks. BZÖ-Mandatar Grosz sprach von einem "Schandstück", auch SPÖ-Frauensprecherin Wurm befand Großrucks lyrisches Abenteuer für inakzeptabel.
Nun, ich weiß nicht recht, ob man nicht weitaus fassungsloser darüber sein müßte, daß eine GrünInnen-ChefIn in ganz bedenkenloser (und durch die Berufsimmunität von Abgeordneten skandalöserweise strafloser!) Vorverurteilung eine mutmaßliche Vergewaltigung als bereits gerichtlich bewiesen und rechtskräftig abgeurteilt betrachtet, wo doch gerade die GrünInnen stets die Unschuldsvermutung — z.B. für mutmaßliche Scheinasylanten in Österreich bzw. pädophile Grün-Abgeordnete im EU-Parlament — hochgehalten haben. Wenn also jemand zurücktreten sollte, wären es wohl GrünInnen-ChefIn Glawischnig und ihr grüner Pilz, denn die dank Immunität straflose Äußerung von Vorverurteilungen, die einen normalen Staatsbürger mit dem Gericht in Bekanntschaft bringen, disqualifiziert einen Abgeordneten mehr, als es ein Knittelvers wohl je könnte.

Das letzte der drei Treichl-Kriterium (»feig«) freilich wurde von den Abgeordneten, insbesondere der SPÖVP-Grün-Orange-Blockparteien, und (wenngleich erst später und in deutlich geringerer Ausprägung) denen der Freiheitlichen verwirklicht, indem sie rückgratlos vor den Feminazis einknickten, die in bekannter Hirn- und Humorlosigkeit aus einer lächerlichen Mücke einen verbrecherischen Elefanten bastelten. Denn es läßt sich aus dem Zweizeiler eben genau das nicht ableiten, was sie polemisch ableiten wollten: die antithetische Formulierung »Obwohl er schon ein reiferer Mann / zeigt Dominique Strauss, was er noch kann« könnte — will man es denn böswillig interpretieren — höchstens als Verspottung der schwindenden Potenz älterer Männer ausgelegt werden, nicht jedoch als Gutheißung einer Vergewaltigung. Denn nach den Erfahrungen der Polizeistatistik ist es ja nicht so, daß ältere Männer besonders zu Vergewaltigungsdelikten neigten (die Täter stehen vielmehr meist in den jüngeren bzw. mittleren Jahren), die Antithese betont daher das — vom Kriterium der Freiwliigkeit des Geschlechtsaktes völlig unabhängige — »noch-können« Strauss-Kahns.

GrünInnen-ChefIn Glawischnig hätte sich also in antidiskriminatorischem Einsatz vielmehr über die in diesen Versen implizierte Altersdiskriminierung entrüsten müssen, da hiedurch der Problembereich Alterssexualität in wenig feinfühliger Weise angesprochen wird. Dies hat sie freilich zugunsten billiger Feminazi-Polemik unterlassen. Was man angesichts der hohen Standards, mit welchen die GrünInnen ihre politischen und weltanschaulichen Gegner zu messen belieben, mit Fug und Recht als Skandal bezeichnen darf.

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P.S.: warum soll humorlose Wehleidigkeit eigentlich das Vorrecht von GrünInnen sein? Am besten bekämpft man diese penetranten PC-Terroristen mit ihren eigenen Mitteln — sie verdienen es nicht besser ...

2 Kommentare:

  1. So ist es. Die PC-Elite soll ruhig auf jene Minen treten, die sie selbst ausgelegt hat.

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  2. Grotesk wird es, wenn zwei PC-Tabu- bzw. Empörungs-Direktiven diametral entgegensetzt zueinander sind. Beispiel: Empörung gegen Verletzung feministischer heiliger Kühe und Verletzung des Leisetreterei-Gebots gegenüber den Musels. Wenn nun aber ein Musel in seinem bekannten oriento-barbarischen Habitus auf unsere feministischen Paradigmen ka...t, äh pfeift, welches "Tabu" hat dann Priorität ? - Gibt dann ein peinliches Winden und Drumherumgeblubber in den Medien. Denn einerseits müssen Übergriffe gegen die heiligen FauInnen strengstens gehahndet, andererseits indes dürfen unsere Bereicherer nur mit Samthandschuhen angefasst werden.

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