Ich maße mir als Laie kein Urteil über die Zweckmäßigkeit, Effizienz und Sicherheit von Kernkraftwerken an, denn ich bin schließlich Jurist und nicht Atomtechniker. Aber auch als Jurist habe ich in der Schule seinerzeit die Grundrechnungsarten gelernt, Physikunterricht gehabt, und bin in der Lage, einen nicht allzu fachchinesischen Text halbwegs zutreffend zu interpretieren. Das reicht fürs erste aber völlig aus, um das, was durch die Medien (speziell des deutschen Sprachraums) gehyped wurde, als recht substanzlose Angstmache zu entlarven. Und ich habe nun einmal etwas dagegen, wenn Medien versuchen, durch das Schüren von Ängsten Politik zu machen. Ich hatte was dagegen vor Jahrzehnten, als (laut Spiegel & Co.) im Jahr 2000 keine Wälder mehr in Deutschland existieren, oder (wieder laut Spiegel & Co.) im Jahr 2000 über hunderttausend Aids-Tote in Berlin zu beklagen sein würden. Nur zwei krasse Beispiele von medialer Panikmache, die durch die Realität nachdrücklich widerlegt wurden.
Nun wird mir vielleicht die Frage gestellt werden, warum ich dann vor Gefahren des »fiat money« oder der zunehmenden Überfremdung unserer Länder insbesondere durch moslemische Zuwanderung, Einbürgerung und Geburtenraten warne. Auch dies sei doch bloß das Schüren irrationaler Ängste. Nun, ganz vergleichbar ist das doch nicht!
Daß ein System, in dem Geld nicht den Wert von etwas Existierendem repräsentiert, sondern vom Versprechen, etwas in Zukunft zurückzahlen zu wollen, labil ist, kann wohl als evident bezeichnet werden. Denn während existierende Wert bereits real vorhanden sind, sind bloße Zahlungsversprechen für die Zukunft eben das genau noch nicht, sondern nur Erwartungen. Existierende Werte sind weiters nicht nach Belieben vermehrbar, denn sie mußten ja bereits geschaffen werden, damit sie existieren. Versprechungen kann ich hingegen immer machen und in (nahezu) beliebiger Höhe. Und genau das wird derzeit z.B. in Form der Monetisierung von Staatsanleihen auch gemacht. Wer das unverantwortlich und latent zusammenbruchsgefährdet nennt, schürt keine Panik, sondern benennt die Sachlage völlig korrekt: irgendwann — und niemand kann (sic!) öffentlich vorhersagen wann, denn sonst träte dieser Fall eben genau dann nicht ein — muß ein solches System von Zukunftserwartungen auf die im (heute zukünftigen, dann gegenwärtigen) Zeitpunkt existierenden Werte reduziert werden. Was entweder den totalen Bankrott der Schuldner oder aber die totale Inflationierung der geschuldeten Werte (d.h. also: aller Geldwerte!) bedeuten muß.
Ebenso verhält es sich mit der Überfremdung unserer Länder. Ob es uns paßt oder nicht: ein einheimisches Kind, das nicht geboren wird, wird auch selbst keine Kinder haben können. Wenn einheimische Frauen eine Reproduktionsrate von bspw. 1,3 aufweisen (was pro Generation ein Schrumpfen der Reproduktionsbasis um ca. 1/3 bedeutet), die Gesamtbevölkerungszahl jedoch steigt, dann heißt das, daß entsprechend große Mengen an Ausländern einwandern. Es bedarf nur der Beherrschung der Grundrechnungsarten auszurechnen, ab wann bei gleichbleibendem Zuzug eine nicht-einheimische Bevölkerungsmehrheit erreicht ist. Also auch hier liegt keine »Panikmache« vor.
Dasselbe gilt überigens auch von der Atomenergie. Wer diese — wie ich — in ihrer derzeitigen Form als Dauerlösung ungeeignet betrachtet, weil die Endlagerungsproblematik noch nicht gelöst ist, betreibt keine Panikmache, sondern spricht ein Problem an, das auch von seriösen Befürwortern der zivilen Nutzung der Kernkraft gesehen wird. Wenn die Halbwertszeit von Plutonium auch bei wohlwollender Schätzung wenigstens das Doppelte der bisher bekannten Geschichte menschlicher Zivilisationen insgesamt beträgt (wenn wir unterstellen, daß die allerersten Vorformen von Hochkulturen maximal 10.000 v.Chr. rückdatierbar sind), dann ist die Problematik, eine sichere Lagerung bei einer Halbwertszeit von 24.000 Jahren zu gewährleisten, evident.
Diese Frage muß freilich getrennt davon gesehen werden, ob wegen realer oder irrealer Gefahren aus den Ereignissen in Fukushima, hic et nunc ein Ausstieg aus der Atomkraft in Europa erfolgen solle oder nicht. Denn wenn etwas in Fukushima unter Beweis gestellt wurde, dann die geradezu unglaublich hohen Sicherheitsstandards, die in dieser Kernkraftwerkstechnik eingehalten werden! Bei dem verheerendsten Beben in der japanischen Geschichte, gefolgt von einem unvorstellbarem Tsunami, waren alle (!) betroffenen Kraftwerke in der Lage, vorschriftsmäßig abzuschalten, und nur bei einem einzigen kam es infolge der durch diese Naturkatastrophe verursachten Zerstörungen zu Folgeproblemen bei der Kühlung, welche sich aber mittlerweile als beherrschbar herausgestellt haben.
Speziell in Deutschland und Österreich wird derzeit die Frage nach der sicheren Endlagerung (die nicht geklärt ist) mit der nach der Betriebssicherheit auch unter Elementarereignissen vermengt — was dann fast zwangsläufig zu unsinnigen Ergebnissen und zu Panikmache führt. Es ist aber mehr als fraglich, ob durch eine Verfemung der zivilen Atomenergienutzung hier wirklich eine Verbesserung der Situation einträte.
Erfahrungsgemäß werden Forschungsanstrengungen auch dadurch beeinflußt, ob man sich verwertbare Resultate davon verspricht. Wobei aber »verwertbar« nicht unbedingt »pekuniär verwertbar« bedeuten muß (obwohl dies sicherlich ein besonders starker Anreiz ist!), z.B. forschen Wissenschaftler auch oft, um Ehre und Prestige einzuheimsen. Nur ist genau das in der Forschung eines verfemten Gegenstandes eben nicht der Fall. Ein Physiker, der sich in Zukunft auf Atomphysik spezialisiert, wird dann vermutlich schief angesehen werden — wie ein rasseforschender Anthropologe heutzutage. Es werden dann auch keine bzw. geringere Forschungsbudgets zur Verfügung stehen, Publikationen erscheinen nicht oder werden totgeschwiegen etc. — all das wird tendenziell zu einer Reduktion der Qualität der Forschung auf diesem Gebiet führen, womit die Frage der sicheren Endlagerung allerdings nicht gelöst, sondern verschärft wird.
Demgegenüber ist die Frage nach dieser sicheren Endlagerung fast unabhängig davon, ob die bestehenden Kernkraftwerke nun noch bis zum Ende ihrer geplanten Nutzungsdauer weiterlaufen oder nicht. Bei einer Halbwertszeit von 24.000 Jahren für Plutonium ist es unter Risikogesichtspunkten vergleichsweise egal, ob diese Halbwertszeit nun im Jahr 26011 oder im Jahr 26036 erreicht wird.
Kommt es hingegen zu einem Weiterbetrieb der Kernkraftwerke, werden — erfahrungsgemäß, ja fast zwangsläufig — weitere Forschungen auf diesem Gebiet unternommen werden, was wieder die Wahrscheinlichkeit des Findens einer besseren Form der Endlagerung (oder sogar einer anderen sicheren Entsorgungsmethode) erhöht. Denn wenn auch Ergebnisse einer Forschung nicht mit Sicherheit vorhersagbar sind: daß Nicht-Forschung keine Ergebnisse bringen wird, dürfte außer Frage stehen ...
Man forscht an sogenannten Thorium-Kraftwerken. Diese würden Müll produzieren der
AntwortenLöschen1. weniger strahlt als der heutige Atom-Müll
und
2. nur noch eine Halbwertszeit von ungefäher 300 Jahren hätte.
Und jetzt kommts: Wahrscheinlich könnte man heutigen Atom-Müll darin sogar mitverbrennen, um die Strahlung stark zu reduzieren und die Halbwertszeit ebenfalls auf ein paar Hundert Jahre zu reduzieren.
Und wer forscht daran? Z.B. USA, China, Schweden, Japan oder die Schweiz.
Wer nicht? Österreich und Deutschland.
Fassen wir also nochmals zusammen. Das Konzept des Flüssigfluorid-Thorium-Reaktors hat entscheidende Vorteile:
- Es ist sehr viel sicherer als herkömliche Designs, insbesondere sind herkömliche "GAU"s unmöglich
- Es entstehen rund 1000 Mal weniger radioaktive Abfälle, die zudem nach 300 Jahren ungefährlich sind
- Es besteht die Möglichkeit, bestehende radioaktive Abfälle mitzuverbrennen
- Es ist unmöglich, Uran oder Plutonium für den Bau von Atombomben abzuzweigen
- Thorium, der Ausgangsstoff für den Brennstoffkreislauf, ist sehr viel günstiger und weltweit häufiger als Uran
Warum werden denn nicht schon lange Flüssigfluorid-Thorium-Reaktoren gebaut? Zum einen hat sich die Entwicklung der Kernenergietechnik einseitig auf "Festkörper"-Kernreaktoren konzentriert. Die Erfahrung mit diesem Reaktortyp ist klein: in den USA, in Kanada und in Indien wurden bereits Reaktoren gebaut, die mit Thorium arbeiten, während Flüssigfluorid-Thorium-Reaktoren nur in den USA getestet wurden. Für die Ansprüche der Militärs jener Zeit, die eher einen schnellen Brüter im Sinn hatten, der grosse Mengen von Plutonium erzeugen konnte, genügte der Reaktor nicht den Ansprüchen, so dass die Finanzierung des Projekts in den 70er Jahren beendet wurde.
In den letzten Jahren aber hat das Interesse in Thorium als Brennstoff für Kernkraftwerke stark zugenommen, unter anderem auch wegen dem stark gestiegenen Uran-Preis. Länder wie Norwegen steigen heute in die Erforschung von Flüssigfluorid-Thorium-Reaktoren ein, Indien, das über gigantische Thorium-Vorräte verfügt, will ebenfalls diese Art von Reaktor voran treiben, nicht zuletzt, um von ausländischem Uran unabhängig zu werden.
Quelle: Final Frontier
@Thorium:
AntwortenLöschenKling interessant — ich muß aber gestehen, daß ich über die Möglichkeit bzw. Sinnhaftigkeit einer solchen Entwicklung einfach viel zu wenig weiß, als daß ich darüber etwas schreiben könnte.
JEdenfalls Danke für Ihren Hinweis, dem ich sicher nachgehen werde.
Am Thororium-Hochtemperaturreaktor wird schon lange geforscht. Obwohl auf den ersten Blick elegant, ist bis jetzt leider noch nichts brauchbares rausgekommen.
AntwortenLöschenZum Einlesen:
ww.energiewelten.de/elexikon/lexikon/seiten/htm/020901_Hochtemperaturreaktor_neue_Reaktortechniken.htm
ww.kernfragen.de/kernfragen/technik/04-Reaktortypen/4-06-Der-Thorium-Hochtemperaturreaktor.php
ww.die-kraehe.de/seite/thtr-thorium-hochtemperaturreaktor-hamm-uentrop.html
Ich sagte bereits, dass noch daran geforscht werden muss. Vernünftige Länder tun das...
AntwortenLöschenHier ist ein missverständnis
AntwortenLöschenIn Deutschland haben sich Thoriumhochtemperaturreaktoren als ungünstig erwiesen. Es gab wohl beim Betrieb technische Probleme weswegen das Einzige, was wir in deutschland hatten, der Sicherheitwegen abgeschaltet wurde.
Was mein Vorredner meinte sind Flüssigfluorid-Thorium-Reaktor
Konstruktion und Funktion sind da unterschiedlich.
Ich möchte mich hier mal bei dem Autoren des Artikels bedanken. Es ist im ganzen Trubel, der zur zeit gemacht wird, endlich mal was mit Vernunft von, so glaube ich, beiden Seiten aus gesehen.
"und nur bei einem einzigen kam es infolge der durch diese Naturkatastrophe verursachten Zerstörungen zu Folgeproblemen bei der Kühlung, welche sich aber mittlerweile als beherrschbar herausgestellt haben."
AntwortenLöschenSehr interessante "Definition" von "beherrschbar"...
@Anonym:
AntwortenLöschen1. schauen Sie, bitte, auf das Datum des Artikels: 19.3.2011. Da mir (im Gegensatz zu Ihnen?) die Gabe des Hellsehens nicht gegeben ist, kann ich nur nach den jeweils vorliegenden Daten urteilen.
2. da die Reaktoren bis dato nicht in die Luft geflogen sind, dürften sie demnach bis dato beherrschbar geblieben sein.
3. Was heißt »beherrschbar«? Wer nach einer Naturkatastrophe bislang nicht dagewesener Stärke erwartet, daß eine Woche später business as usual angesagt ist, wird es sicher verneinen. Nur frage ich mich, ob das realistischerweise erwartet werden konnte.
4. kann ich meinem Posting nicht entnehmen, daß ich damit eine Definition von »beherrschbar« geben wollte.
Bei Deiner absolut mit der konservativen Ideologie konform gehenden Verwendung des Begriffs Überfremdung krieg' ich Brechreiz. Wer oder was ist denn fremd? Und wer oder was ist es nicht?
AntwortenLöschenBeispiel:
Du zählst Dich sicher zum Christlichen Kulturkreis? Du feierst auch Weihnachten? Mit nem Tannenbaum? Also mindestens eins von beidem war auch mal fremd. Inzwischen nicht mehr, weil wir uns beides (irgendwann einmal) zu eigen gemacht haben.
Der oder das Fremde ist in der Welt, um kennen gelernt zu werden. Ansonsten bleibt man ewig gestrig.
@T.D.:
AntwortenLöschenWenn Sie bei meinen Artikeln Brechreiz bekommen, sollten Sie sie einfach nicht lesen. Es gibt vom »Spiegel« über »Die Zeit« bis zur »SZ« jede Menge Online-Information, welche auf Sie keine Brechreize ausüben dürfte.
Weiters finde ich Ihre Neigung zur Ferndiagnose ebenso beachtlich, wie Ihre Befähigung dazu zweifelhaft. Ich zähle mich durchaus zum »christlichen Kulturkreis«, stimmt. Ich feiere auch — nur ein bißchen, da halt kein großartiger »Feiertyp« — Weihnachten, aber Tannenbaum gibt's dabei keinen. So what?
Und was, bitteschön, haben Adiaphora wie Tannenbäume mit keineswegs gleichgültigen Dingen wie z.B. unserer Muttersprache, unseren ethischen Grundwerten und verfassungsmäßigen Grundrechten, unserer Wirtschaftsordnung etc. zu tun? Mir ist es schnurzegal, ob jemand am 24.12. einen Christbaum schmückt und »Stille Nacht« singt, oder ob er in geistig anspruchsloser Nachahmung amerikanischer Konsumsitten Karten mit rotnasigen Weihnachtsmännern verschickt.
Mir ist es hingegen nicht schnurzegal, ob nun eine massenweise Zuwanderung in die — u.a. auch von meinen Abgaben gespeisten! — Sozialsysteme stattfindet. Mir ist es ebenso nicht egal, ob meine Meinungsfreiheit durch die Idiosynkrasien von Muselmanen, die sich, ihren »Propheten«, ihren »Heiligen Qoran« ständig beleidigt fühlen, sobald man sich nicht submissest ihren Vorstellungen unterwirft, eingeschränkt wird. Noch weniger ist es mir egal, ob meine Rechtsverhältnisse unter Aspekten der Scharia oder unter denen einer aufgeklärten abendländischen Rechtsordnung gestaltet werden.
Es mag nun sein, daß all das dafür Ihnen schnurzegal ist. Mir nicht. Und dafür nehme ich auch in Kauf, bei Ihnen Breichreiz auszulösen ...