Donnerstag, 3. Februar 2011

Wer die westlichen Medien mitverfolgt

... muß glauben, daß alle dort beschäftigten RedakteurInnen (sorry, das Binnen-I muß sein!) schon in orgastische Zuckungen beim Gedanken an eine islamische Staatsordnung verfallen. Bei richtigen Machos wäre das ja wegen der vielen Begünstigungen, die ihnen eine solche Ordnung verspricht, noch irgendwie nachzuvollziehen — aber bei Jounalistinnen? Diese neigen zumeist zu feministischem Herumgezicke und wissen alles besser: warum wissen sie dann nicht einmal, was sie in einer islamischen Gesellschaftsordnung erwarten würde?

Und auch die Journalisten! Ja, sicher, sie sind fast durch die Bank richtige Arschlöcher, korrupt, verlogen, karrieregeil — aber Machos? Eher kleine, feige Sesselfurzer ...

Neben »Zettels Raum« (den ich bereits in früheren Postings erwähnte) hat sich nun Andreas Unterberger mit einer wohlüberlegten Analyse der Lage in Ägypten zu Wort gemeldet. Schon der Titel provoziert: »Wir werden dem Diktator Mubarak noch nachweinen«.
Natürlich gibt es in Ägyptens Städten eine Mittelschicht. Diese träumt nun von einer rechtsstaatlichen Demokratie nach europäischem Muster. Eine solche würden wir den Ägyptern auch heftig wünschen. Doch fehlen dem Land und insbesondere den islamischen Zivilisationen ein von den armen und überwiegend ländlichen Massen mitgetragener kultureller Wurzelgrund und eine ökonomische Basis. Nur darauf aber kann sich in aller Regel eine stabile Demokratie entwickeln. Demokratie kann man einer Kultur nur schwer aufpfropfen, wenn sie noch nicht reif dafür ist.

Daher sind drei andere Szenarien für die Zukunft Ägyptens viel wahrscheinlicher.

1.Die erste Variante: Nach Wochen und Monaten der Turbulenzen, nach ein oder zwei schwachen Übergangsregierungen, wohl auch nach einem chaotischen Wahlgang wird sich ein neuer Diktator an die Spitze setzen, etwa ein starker Mann aus der Armee. Und zumindest anfangs wird er sogar Zustimmung finden, weil sich die Ägypter dann schon längst wieder nach Ruhe und Ordnung sehnen werden, weil sie gemerkt haben werden, dass eine Revolution die Töpfe des Landes nicht gefüllt, sondern noch leerer gemacht hat. Sollte sich der neue starke Mann auch weiterhin an den Friedensvertrag mit Israel halten, sollte er etwas von Wirtschaft verstehen und weniger korrupt sein als die Vorgänger, würde das der Region wieder auf etliche Zeit Stabilität schenken.

2.Die zweite Variante ist wahrscheinlicher: nämlich, dass sich bei Wahlen unter den ungebildeten Massen islamistische Parteien durchsetzen werden. Dabei sollte man weniger an den Iran als Modell denken, sondern an die Schreckensherrschaft der Hamas im Gaza-Streifen, die ja zunehmend totalitäre Züge annimmt. Man sollte nicht vergessen: Die Hamas ist ursprünglich durchaus demokratisch an die Macht gekommen, weil sie weniger korrupt schien als alle anderen Alternativen. Eine solche islamistische Herrschaft würde zweifellos gegenüber Israel und dem Westen viel aggressiver werden; sie würde die vom bisherigen Regime noch tolerierte koptische Minderheit zu Menschen zweiter Klasse degradieren; sie würde die Wirtschaft des Landes noch mehr lähmen; und sie würde auch wohl keine weiteren Wahlen zulassen, bei denen sie wieder abgewählt werden könnte – zumindest keine freien.

3.Es gibt aber eine noch schlimmere dritte Variante: Dass keine politische, religiöse oder militärische Kraft die Kontrolle über Ägypten in die Hände bekommt, dass vielmehr jahrzehntelang bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, dass jede Ordnung zusammenbricht, dass immer wieder ausländische Armeen intervenieren, wenn auch erfolglos. Beispiele für diesen Weg sind etwa Afghanistan oder Somalia
Unterberger hat völlig recht. Und in ein paar Jahren, wenn die Flüchtlingswelle aus der Islamischen Republik Ägypten über uns hereinschwappt, werden jene, die ihn jetzt schelten, Abbitte leisten ... ... Nö, werden sie natürlich nicht! Dann werden — wie üblich — unsere westliche Gesellschaft und insbesondere der »Raubtierkapitalismus« schuld gewesen sein ...

2 Kommentare:

  1. Die von Ihnen genannten "orgastischen Zuckungen" unserer JournalistInnen sind ausschließlich der politkorrekten Selbstwahrnehmung geschuldet: Wir fühlen uns einfach besser, wenn wir den Islam loben, als wenn wir ihn kritisierten. Mit Vernunft oder klarem Denken hat das bei unserer Journaille natürlich nichts zu tun. Diese Leute nicht sind nicht besser als gedrillte Äffchen, die nur ihr politkorrektes Programm abspulen, aber zu keinen eigenen Gedanken fähig sind. Leider.

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  2. Habe diesen post wegen seiner vielen Merksätze bei mir verlinkt.

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