Dienstag, 4. Januar 2011

IM Erika verurteilt

Das heißt: so prononciert wollte sie sich nun wieder persönlich auch nicht aus dem Fenster lehnen, deshalb kam letztlich folgende Formulierung (vermutlich unter maßgeblicher Leitung des »Bundesamtes für Tierfelltrockenreinigung« — früher »Auswärtiges Amt«) heraus:
„Die Bundesregierung verurteilt diesen barbarischen Terroranschlag, bei dem Christen, aber auch Muslime ihr Leben verloren haben, aufs Schärfste.“ Zugleich äußerte sich Merkel überzeugt, dass Mubarak alles in seiner Macht Stehende tun werde, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. (näheres hier)
Diese Sätze zeugen wirklich von hoher, sogar allerhöchster diplomatischer Formulierungskunst:

1. Nicht IM Erika verurteilt. Immer schön sachlich blieben: »Die Bundesregierung«! Alternativ hätte sich auch die noch bürokratisch-neutralere Formulierung »Seitens der Bundesregierung wird festgehalten, daß dieser barbarische Terroranschlag ... aufs schärfste zu verurteilen ist« angeboten — aber bitte, man muß zufrieden sein mit dem, was man kriegt.

2. »... Terroranschlag, bei dem Christen, aber auch Muslime ihr Leben verloren haben ...« deutet dezent an, daß man keineswegs einseitig Partei ergreifen möchte für die koptischen Opfer des Autobombers. Schließlich ist auch dieser sicher bedauernswerte Muselmann dabei ums Leben gekommen — über dessen etwaige frühere Traumatisierungen durch Christen kann man nur spekulieren, aber sicher hat er nicht einfach aus Lebensüberdruß diesen Selbstmordanschlag ausgeführt (denn sowas tut ein frommer Moslem nicht), sondern aus wichtigen Beweggründen, welche immer diese nun auch gewesen sein mögen. Immer schön ausgewogen bleiben ...

3. Das in Mubaraks Fähigkeiten gesetzte Vertrauen, solche Anschläge auch in Zukunft nicht zu verhindern, wenn es nicht in seiner Macht steht, entspannt weiterhin die Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten, welche für den reibungslosen Import weiterer Sozialhilfeempfänger entscheidend sind. Was geschähe sonst mit den vielen initiativen, expeditiven und zutiefst karitativen Mitarbeitern diverser Sozialämter und Fördervereinigungen, wenn diese plötzlich wegen verärgerungsbedingter Muselnachschubverzögerung aus der Sicherheit ihrer Arbeitswelt in die entwürdigende Tristesse der Arbeitslosigkeit gestoßen würden?

Leider wissen das nicht alle Menschen gebührend zu würdigen, und so gehen in den Postings auf »Kybelines Weblog« die Wogen etwas hoch. Poster »killerbee« meint z.B.:
Echt, was für eine verlogene Kuh. Hat nichtmal den Mut oder die Standfestigkeit, ein “Ich” in diesen Satz einzubauen. “Die Bundesregierung”… unpersönlicher gehts nicht.

Dazu gleich wieder “aber auch Muslime”, nach dem Motto: seht her!! Hat nix mit dem Islam zu tun!! Dass es vor einer koptischen Kirche passierte, war reiner Zufall!! Sind ja auch Moslems gestorben!

Verarschen kann ich mich allein, Frau Merkel.

Oder soll ich den Satz so verstehen, dass Sie den Terroranschlag nur deswegen verurteilen, weil auch Moslems umgekommen sind — wenn es nur Christen gewesen wären, wäre alles ok oder wie?

Echt, wenn sie nur so geheuchelte Phrasen vom Stapel lässt, dann soll sie besser ganz ihr Maul halten.

Frau Merkel, wir wollen Sie nicht!! Nehmen Sie ihren Bundeswulff und verkrümeln Sie sich aus diesem Land, bevor es Ihnen so geht wie den Ceaucescus 1989!!
Solch emotionelle Auslassungen durften natürlich nicht ganz unhinterfragt bleiben, weshalb Poster »Sir Toby« meint:
Und was, wenn ich fragen darf, glaubst du kommt nach ihr??
Das ist natürlich eine spannende Frage, auf die Poster »killerbee« ganz trefflich zu replizieren weiß:
Echt, die Deutschen sind so sehr in ihrer Angst vor Freiheit und der Zukunft verhaftet, dass sie sich ein Leben ohne “Herrscher” gar nicht mehr vorstellen können…

Was nach Merkel kommt? Wie wäre es denn mit:

Demokratie? Volksentscheide über Sachfragen? Das imperative Mandat für Abgeordnete? Deutschland gibt sich eine Verfassung? Die D-Mark kommt zurück? Die Soldaten aus Afghanistan kommen zurück? Wir räumen in den Städten auf? Wir machen die Grenzen dicht und entspannen so die Lage auf dem Arbeitsmarkt? Wir stellen die Zahlungen für die EU ein und haben auf einmal Geld für Bildung, Gesundheitsvorsorge, Strassen und Sicherheit? Wir haben wieder eine Rechtsprechung, die diesen Namen verdient, weil die Richter nun vom Volk kontrolliert werden?

Denk doch einmal positiv!

Du bist wohl auch einer derjenigen, die 1944 gesagt hätten: “Was Hitler stürzen? Bist du denn wahnsinnig?!! Der Göbbels ist doch noch viel schlimmer!!”
»Sir Toby« hatte inzwischen freilich die Aufmerksamkeit auf einen anderen Aspekt gelenkt, der nicht von der Hand zu weisen ist:
Und daß die Musel auch in “Deutschland” Kopten bedrohen, mag ja sehr bitter für die Kopten sein, aber mich stört im Augenblick wirklich vor allem erst mal, daß Muslime in “Deutschland” Deutsche bedrohen. Und daß es beim ‘bedrohen’ leider nicht bleibt, wie zahllose Fälle variantenreichsten An- und Abstechens in den letzten Jahren ja eigentlich gezeigt haben müßten. Eigentlich! Aber bis das im sogenannten ‘Volk’ ankommt – in dem Sinne, daß es irgendeine wahlverändernde Wirkung zeitigt – muß man wohl erst auf gemesserte Opfer treffen jedesmal sobald man aus der Haustür tritt.
Auch darauf ist »killerbee« um eine Antwort nicht verlegen:
Der Witz ist ja, dass mehr Deutsche für die Frauenrechte im Iran oder für die Kopten in Ägypten auf die Strasse gehen würden, als für Deutsche in Deutschland.

Ein Deutscher, der sich für Deutsche einsetzt, ist schließlich… ein menschenverachtender Rassist!!

Wo kommen wir denn dahin?! Am Ende führt das dann noch dazu, dass am Ende die Deutschen ein Recht auf ihr Land haben oder sogar Stammtischparolen wie “Deutsches Steuergeld für Deutsche” salonfähig werden! Und das geht nun wirklich nicht!
In der Tat: das geht garnich! Noch weniger als »Autobahn«. Das wäre einfach unsensibel und überhaupt nicht hilfreich — da sei Merkel vor ...!

1 Kommentar:

  1. Nur schade, dass "verurteilt" hier 3-te Person Präsenz und nicht Partizip ist (im Sinne v. z. B. "wurde verurteilt"). Das erkennt man aber erst im Laufe des Lesens . (Zu-Früh-Gefreut-Effekt)

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