Donnerstag, 9. Dezember 2010

Nachschlag zu Unterbergers Staunen

Im Blog »Die Anmerkung« findet sich ein von der Süddeutschen Zeitung umgehend gelöschtes Posting zu einem die Assange-Verhaftung behübschenden Artikel von Stefan Kornelius »Sein größter Feind«, der frei nach dem Motto »Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig« es ganz unverdächtig findet, wenn nach einer heißen Liebesnacht mit Gruppensex eine der beteiligten Bettgespielinnen plötzlich draufkommt, eigentlich vergewaltigt worden zu sein:
KeeEffCee schreibt Selten so einen schwachsinnigen Kommentar gelesen. Als jemand der es zur Süddeutschen geschafft hat, können Sie, Herr Kornelius ja nicht geistig behindert sein. Damit bleibt nur die Möglichkeit, dass Sie selbst Teil der Verschwörung sind. Vielleicht sind Sie kein unmittelbarer Teil, aber doch einer mit dem die Initiatoren, die in den USA sitzen und Friedensnobelpreise bekommen, gerechnet haben. Anders lässt sich der Kommentar nicht erklären.

Assange ist offensichtlich ein politischer Gefangener. Und er wird eben nicht genauso behandelt, wie jeder andere behandelt werden würde, wenn eine verrückte Frau, die einen Männerhasserblog führt, ohne irgendwelcher Beweise behaupten würde, aus einvernehmlichen Sex sei eine Vergewaltigung geworden. Außerdem hat das Strafprozessrecht in den meisten Ländern nichts mit Rechtsstaatlichkeit zu tun. Wir werden in den kommenden Monaten z.B. sehen, dass die Untersuchungshaft kein Mittel der Untersuchung ist, sondern des "Aus-dem-Verkehr-Ziehens" und Diffamierens, angeordnet von weisungsgebundenen Staatsanwaltschaften.
Nun kann man zweifellos der Meinung sein, daß Formulierungen wie »Als jemand der es zur Süddeutschen geschafft hat, können Sie, Herr Kornelius ja nicht geistig behindert sein« nicht gerade zartfühlend und höflich sind. Daß aber dieser Poster mit seinen Argumenten falsch läge, wird man nur mit erheblicher Staatsgläubigkeit annehmen können!

Denn daß Strafverfahren auch und gerade in unseren Zeiten & Breiten von der herrschenden Nomenklatura und ihren geheimdienstlichen und polizeilichen Unterläufeln nach Belieben als Disziplinierungsinstrument für unliebsame Untertanen eingesetzt werden — um das zu bestreiten, muß man schon am Mond leben. Wenn nicht gar hinter diesem ...

3 Kommentare:

  1. Hier irrt Le Penseur! Assange ist für mich nicht viel mehr als ein Psychopath, der es geschafft hat, das Internet zu seiner Plattform zu machen. Ist das eine Leistung?

    Letztendlich schadet Wikileaks den Interessen einer freien, demokratischen Gesellschaft mehr als er ihr nützt, sofern man auch nur irgend einen Nutzen in seinem internetmäßigen Egotrip erkennen kann.

    Auch ich stehe vielen, allzu vielen Tendenzen, die wir heute in Europa und der westlichen Welt sehen, äußerst kritisch gegenüber. Die herrschende Klasse (nicht im marxistischen Sinn gemeint) ist zutiefst korrupt, unfähig und rückgratlos, und es gilt, den schädlichen Entwicklungen Einhalt zu gebieten.

    Aber Assange ist kein Verbündeter in dieser Auseinandersetzung. Er ist mir zu einseitig, um wirklich Autorität beanspruchen zu können. Letztlich will auch er nur Macht, für sich und seine Gläubigen. Er schwingt sich auf zu einer moralischen Instanz, die er nicht ist und sein kann.

    Sein Denken hat mit liberalem Denken nichts, aber auch gar nichts zu tun. Was auf den ersten Blick als Offenheit daher kommt, entpuppt sich beim zweiten Blick als die Zwanghaftigkeit eines Sektierers.

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  2. Hier irrt Manfred Jacobi! ;-)

    1. Wikileaks schadet keineswegs "den Interessen einer freien, demokratischen Gesellschaft" (so nebenbei: die Begriffe "frei" und "demokratisch" verhalten sich zueinander eher kontradiktorisch — nicht notwendigerweise, aber faktisch). Durch das Aufdecken irgendwelcher Mauscheleien, die von den (angeblich "demokratischen") Regimes des Westens begangen und von unseren — in Wahrheit von diesen Regimes geschmierten und gegängelten — "freien" Medien totgeschwiegen werden, schafft Wikileaks das notwendige Korrektiv zu dieser Komplizenschaft des Verschweigens.

    2. Ob Mr. Assange auf einem Ego-Trip ist, oder ein zwanghafter Sektierer, ist mir offen gestanden schnurzegal. Ich bin nicht sein Psychiater resp. Beichtvater. Für mich ist wichtig, daß er die Verlogenheit unserer Machthaberer wenigstens ein Stück weit zu enthüllen versteht. Es bleibt ja jedem überlassen, ob und wie er darauf reagiert. Aber wenn ich nur die offizielle Desinformation kenne, kann ich mir halt schwer ein Bild machen.

    3. Mr. Assange als "moralische Instanz" zu betrachten, ist natürlich lächerlich. Aber von einem Enthüllungsjournalisten (und das ist er letztlich) Moral zu erwarten, wäre bloß eines: naiv! Welche "moralische Instanz" war denn z.B. ein Alfred Worm? Dennoch: er hat manches aufgedeckt, und dazu braucht man ihn und seinesgleichen. Wenn ich mich moralisch aufrichten möchte, kann ich ja Enzykliken von Benedikt XVI lesen, in Stifters Nachsommer blättern, oder dem Dalai Lama lauschen.

    Nur wird mir all das wenig zur Klärung der Frage beitragen, ob US-Soldaten Greueltaten begehen, wie Politiker die Islamisierung der Türkei beurteilen, oder welche Hintergründe den herrschenden Klimawahnsinn lenken. Und das ist — wenigstens mir — wichtig genug, um Mr. Assange für sein Engagement zu danken.

    Auch der Ego-Trip eines Sektierers kann für mich wertvolle Ergebnisse zeitigen — oder, um den alten Deng Xiao Ping zu zitieren: "Mir ist es gleich, welche Farbe eine Katze hat. Hauptsache, sie fängt Mäuse ..."

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  3. Zu dem Satz: "Als jemand der es zur Süddeutschen geschafft hat, können Sie, Herr Kornelius ja nicht geistig behindert sein." wollte ich schon ausrufen: "Wo bleibt denn denn da die Kausalkette?" Geistige Behinderung ist schließlich eine Grundvoraussetzung, es zur SZ zu schaffen. Aber Sie haben bereits reagiert.

    Auch Ihrem Kommentar ist zuzustimmen. Hier noch eine Viertelstunde Radiosendung, die verdeutlicht, daß auch "investigative Journalisten" ihre Felle - d.h. ihre Meinungsmanipulationsmacht - davonschwimmen sehen: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/12/08/drk_20101208_1609_2bf3f26a.mp3

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