Montag, 22. Juli 2013

Backaroma introspektiv

Die »Neue Zürcher Zeitung« ergeht sich zur Abwechslung von ihrem sonst eher nüchternen Redaktionsstil in seelenschürfenden Wortkaskaden:
Präsident Obama hat seine Landsleute zu Introspektion («soul-searching») über Rassismus und Vorurteile aufgefordert. Er griff damit in eine Debatte ein, die vom Freispruch von George Zimmerman ausgelöst worden war. Zimmerman – halb weiss, halb latino – hatte den unbescholtenen schwarzen Teenager Trayvon Martin erschossen, den er verdächtigte, kriminell zu sein. Obama hielt nicht eine Rede an die Nation, sondern tauchte am Freitag unerwartet an der Pressekonferenz auf, die sein Sprecher täglich zu geben pflegt.

Kontext – oder nicht
Im Verlauf seiner frei gehaltenen Ausführungen wurde rasch klar, dass der Präsident sich in erster Linie an die Weissen richtete. Er sagte, er wolle über den «Kontext» reden, in dem die Gefühle der Leute zu sehen seien. Mit «den Leuten» waren Schwarze gemeint. Viel mehr Schwarze als Weisse empfinden den Freispruch Zimmermans auf der Basis von Notwehr als ungerecht. Laut dem Präsidenten betrachten schwarze Amerikanerinnen und Amerikaner das Urteil im Lichte eigener Erfahrungen und einer Geschichte, die präsent seien.
Diese Beobachtung ist ebenso richtig wie trivial. Denn jeder Mensch — egal ob schwarz, weiß oder sonstwas — betrachtet Urteile (und überhaupt alles, was in seine Wahrnehmung tritt) »im Lichte eigener Erfahrungen und einer Geschichte«. Wer als Kind wegen seines Aussehens gehänselt wurde, wird bspw. auf Kritik am Aussehen anders reagieren als das hübsche Sonnenscheinchen, das everybody's darling war. Nur: was hat das für eine Relevanz für die Frage, ob in einem Rechtsstaat ein Freispruch wegen Notwehr per Demonstrationsaufruf gekippt werden soll oder nicht? Exakt: NULL. Wer die Rechtssprechung daran hängt, wie deren Urteile von »den Leuten« empfunden werden, sollte ehrlicherweise den Rechtsstaat überhaupt gleich abschaffen.

Will uns Backaroma das verkünden? Ich fürchte: genau das will er, implizit wenigstens. Die Tendenzen zu einer Deformierung der unabhängigen Rechtssprechung zu einer der herrschenden Administration devot sekundierenden Jurisdition par ordre du moufti sind in den USA mittlerweile längst unübersehbar. Längst schon werden Recht und Gerechtigkeit nicht mehr »erkannt«, sondern von einem ideologischen Justiz-Sozialingenieurswesen (recte: -unwesen!) geschaffen — oder bessergesagt: irgendwie zusammengeklempnert.

Backaroma hat jedenfalls mit seiner emotionalen Wortmeldung — »wie man es sich von ihm gewöhnt ist, in druckreifen Sätzen«, schwärmt die NZZ ... ... ja, wenn der Teleprompter nicht ausfällt, ist man versucht, etwas süffisant hinzuzusetzen! — vorallem eines bewirkt: Ablenkung von den wirklichen Problemen. Wie ein Leser der NZZ völlig richtig bemerkt:
Roland K. Moser • vor 6 Stunden

Die US-Regierung hat es geschickt geschafft, den Prism-Skandal in Vergessenheit geraten zu lassen.
Ein gesichtswahrenderes Abrutschen in den Orkus des kollektiven Vergessens für Snowden und seine Publizierung des weltweiten Abhörskandals der US-Geheimdienste wäre in der Tat kaum auszudenken gewesen ...

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