Montag, 30. Juni 2025

Hans Grimm

von LePenseur
 
 
... ein deutscher Komponist, starb heute vor sechzig Jahren in München. Völlig vergessen, um nicht zu sagen: verfemt ... wie so viele seiner Zeitgenossen, die zur falschen Zeit am falschen Ort gelebt hatten. Falsche Zeit: zwischen 1933 und 1945. Falscher Ort: irgendwo in Deutschland (außer in einem KZ, dann natürlich nicht ...).

Aber ist das ein Grund, qualitätvolle Musik aus diesen Gründen einfach in die Tonne zu treten? Hat man denn die Kirchenmusik eines Tomas Luis de Victoria weggeschmissen, weil sie zu Zeiten der Inquisition in Spanien geschrieben wurde, im Auftrag jener Kirche, die damals eben diese Inquisition betrieb? Absurd!

Aber hören wir doch Die Weise von Liebe und Tod des Cornett Christoph Rilke: symphonische Dichtung nach Worten von Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1938:



Wer je Rilkes Cornett gelesen hat (wir hatten sie noch im gymnasialen Deutschunterricht als Pflichtlektüre), wird dem Komponisten attestieren, die Stimmung dieser poetischen Erzählung einfühlsam und bezwingend getroffen zu haben: endlose Ritte über die pannonische Tiefebene, das eintönige Soldatenleben, die Ankunft im Landschloß, das Feuerinferno, die Rettung der Fahne durch den für sie verantwortlichen Cornett Rilke ...

Was war Grimms Verbrechen, das zur damnatio memoriae führte? Wikipedia deckt es auf:
In den 1930er Jahren wandte er sich mehrmals an führende Nationalsozialisten, u. a. an Joseph Goebbels um finanzielle Unterstützung und Aufträge. 1937 übernahm die „Stadt der Reichs-parteitage“ Nürnberg eine mit 4000 RM jährlich dotierte Patenschaft für Grimm, die ihn verpflichtete, seine nächste Oper den Städtischen Bühnen anzubieten.
Wow! Na, wenn das nicht reicht, ein musikalisches Todesurteil auszusprechen, was dann ...?!
Grimms Operschaffen (Der Zaubergeiger, Germelshausen, Spitzweg-Märchen, Nikodemus, Der Tag im Licht etc.) ist erfolgreich ausgemerzt worden, bei Youtube hat gerade noch sein Klavierkonzert in D-dur überlebt:
 


1. Breit und betont 2. Langsam, breit und ruhig 3. Lebhaft - Sehr lebhaft 
Pianist: Aldo Schön - Münchner Philharmoniker unter Kurt Striegler
 
Und das war's dann. Man merkt sich: es empfiehlt sich nicht, zur falschen Zeit am falschen Ort zu leben. Wenigstens nicht zu dieser an diesem! Dem Nobelpreisträger Pablo Neruda hat hingegen seine Geburts-Legende auf Josef Wissarionowitsch Stalin nicht geschadet (aber er lebte schließlich auch in Chile ...). Und daß Dmitri Schostakowitsch dann im Obersten Sowjet der RSFSR als Abgeordneter saß, hält dem von Stalin traumatisierten Opfer ja auch keiner vor ... ... wie könnte man bloß!

Habe ich schon mal gesagt, daß ich Doppelstandards einfach zum Kotzen finde? Ich denke, ich habe ...

3 Kommentare:

  1. Zur Sinfonischen Rilke-Dichtung:
    Natürlich will ich das nicht negativ bewerten - die Musik ist solide und gut klingend aufgebaut. Aber: es ist reine Filmmusik, und zwar ganz deutlich Musik zu einem Schwarz-Weiss-Film! Man sieht deutlich Filmszenen der 1930er-Jahre ablaufen (sogar inkl. Flimmern)! Auch das Klavierkonzert ist davon nicht ganz gefeit.
    Ein anderer, etwas früherer Komponist z.T. ähnlicher Ausrichtung ist Puccini - doch was für ungleich mächtigere und farbigere Bilder werden hier im Zuhörer erweckt!

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  2. Deutschländer01 Juli, 2025 11:42

    Auch nicht vergessen werden sollt: Hans Grimm war auch ein Schriftsteller von Rang, der das damals viel gelesene literarische Leitwerk "Volk ohne Raum" geschrieben hat. Ein Werk, das sich gerade heute wieder zu lesen lohnt.

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  3. Das war ein anderer: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Grimm_(Begriffskl%C3%A4rung)

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