von LePenseur
An sich mag ich Herrn Hadmut Danisch durchaus, weshgalb er auch in der Blogroll steht (wenngleich in der zwar oft, doch keineswegs immer auf ihn zutreffenden Abteilung Anti-Feminazis). Oft genug hat er mit pointierten Worten links-gutmenschlich-feministischen Unsinn entlarvt, als daß man ihn dafür nicht mögen könnte. Aber ...
Wenn er in seinem gestrigen Artikel
Die Mathematik und die Geisteswissenschaften, mit dem hochgemuten Untertitel
Eine Klarstellung dann nicht nur hochgemut, sondern hochmütig (um tadelndere Ausdrücke zu vermeiden) Meldungen rausschiebt, wie bspw.
Das, was wir heute „Geisteswissenschaften“ nennen, ist eigentlich nur
der traurige Rest, den keiner gebrauchen konnte, und den man deshalb
als Fakultät für Philosophie beließ, weil ihn keiner haben wollte.
Geisteswissenschaften sind das, was von der Philosophie übrig blieb, weil es keinen Nutzen hat.
... dann erkennt man: er ist letztlich ein Nerd, der von der Unentbehrlichkeit seiner Nerderei so überzeugt ist wie ein Hammer, der alles für einen Nagel ansieht und unter dem Aspekt der Nagelbarkeit beurteilt. Was — wie weisere Menschen als ich längst erkannt haben — auch nicht die Summe aller Weisheit darstellen dürfte ...
Also kurz durchdekliniert: die Indogermanistik, die aus dem analysierenden Vergleich von Sprachmustern hinter die Systematik unseres sprachbasierten Denkens kommen will, hat keinen Nutzen. Das wird schon stimmen, wenn man unter "Nutzen" versteht, was man "sich dafür kaufen kann". Dasselbe kann ich aber auch von der astronomischen Kartierung der Andromeda-Galaxie sagen. Was kaufe ich mir dafür?
Die Geschichtsforschung, die gemeinsame (und abweichende) Reaktionsmuster auf politische, wirtschaftliche und kulturelle Konstellationen untersucht, hat keinen Nutzen. Die, die damals so reagierten, sind eh schon alle tot und ob die künftigen Akteure so reagieren werden, können wir derzeit nicht wissenschaftlich "beweisen", weil es sie noch nicht gibt, also "unter gleichen Bedingungen wiederholbare Versuche" uns prinzipiell nicht möglich sind. Man kann halt weder den Ersten Weltkrieg "nochmal machen", noch auch "beweisen", wie demnach ein Dritter Weltkrieg ablaufen wird — dennoch halte ich das Verdikt, daß die Erforschung der Ursachen und Folgen des Ersten Weltkriegs "keinen Nutzen hat" für, gelinde gesagt, geistig un-ambitioniert (ich möchte Herrn Danischs Äußerungen ja nicht in justiziabler Weise deutlicher charakterisieren ...).
Nichts gegen Mengenlehre (sie wurde in den 1960er-Jahren im Mathematikunterricht gerade eingeführt, als ich im Gymnasium meine Zeit absaß und mich für vieles, aber nicht für Mathematik interessierte ...) — aber der Erkenntnisfortschritt auf dem Gebiet der Nationalökonomie (und überhaupt: Gesellschaftsphilosophie) durch die
Praxeologie Ludwig von Mises' oder
Hayeks Konjunkturtheorie dürfte vermutlich fruchtbarer sein, als die Hausdorff'sche bahnbrechende Lösung für das
Kontinuumproblem für Borelmengen (whatever that may be) ...
Und Danischs ebenso hochgemuter Satz:
... die französische Philosophie ist eine Quelle der größten europäischen
Deppen der letzten 300 Jahre, die den größten Schwachsinn verbreiten ...
läßt in mir spontan die Frage aufkeimen, ob im direkten Vergleich mit Herrn Danisch wirklich so klar ist, wer der größere Depp ist: er oder Descartes? Danisch oder Pascal? Danish oder Compte? Herr Danisch ist herzlich eingeladen, seine selbstpostulierte intellektuelle Überlegenheit über vorgenannte Deppen darzutun und wir wünschen ihm selbstverständlich viel Erfolg dabei ...
Wenn Hadmut Danisch gegen Ende seiner Philippika fragt:
Mathematik unterliegt einer permanenten empirischen Überprüfung. Wenn
Ihr diesen Text hier lest: Warum funktioniert dieses Internet, der
Computer vor Euch überhaupt, warum bekommt er Strom? Schaut nach oben:
Warum bleibt die Decke über Euch da, wo sie ist, und fällt Euch nicht
auf den Kopf?
... dann beantwortet er damit (selbstverständlich nur implizit), wie Stromleitungen und Datenübertragung funktionieren und warum ich noch lebe, statt unter den Trümmern einer herabgestürzten Decke zu liegen. Aber die kitzekleine Kleinigkeit, warum ich diesen seinen Text lesen, seine Gedanken und vorgetragenen Argumente verstehen kann — den beantworten nicht die Elektrotechnik und die Baustatik.
Hadmut Danisch täte gut daran, sich auch darüber Gedanken zu machen, statt im Furor über Entartungen, die aus rein politischen Gründen forciert und schließlich durchgesetzt wurden, sich zu Pauschalurteilen hinreißen zu lassen, wie z.B., daß
...der Begriff der Geisteswissenschaft längst vom Schwachsinn, der
Ideologie, des Marxismus durchkontaminiert ist und zum Inbegriff der
Verblödung wurde, weil sie das Auffangbecken für alle war, die im Zuge
der Gleichheit und Akademisierung an die Universitäten gepumpt wurden,
dafür aber zu blöd waren.
Als Jurist halte ich dagegen:
Abusus non tollit usum (und wie bisweilen hinzugefügt wird:
sed confirmat substantiam ...), also:
der Mißbrauch hebt den richtigen Gebrauch nicht auf (sondern bestätigt dessen Wesen). Was von Hans Küng (ja, wieder so ein Geisteswissenschaftler, den man nicht ernstnehmen muß, ich weiß!) sogar als "ethisches Axiom" bezeichnet wurde.
Eigentlich müßte ich — wohl fruchtlos, wie ich befürchte — zum Schluß dieser Entgegnung Herrn Danisch die Lektüre von
Paul Feyerabend ans Herz legen. Ein Wissenschaftstheoretiker, wie er vermutlich nicht ganz nach Hadmut Danischs Geschmack ist. Er sollte ihn trotzdem lesen.
Good luck!
Hallo,
AntwortenLöschendie Beurteilung der Philosophie und Geisteswissenschaften sollte sei jedem belassen. Jedoch muss man zwischen folgenden trennen:
- Die Philosophie
- Die Geisteswissenschaft
- Der aktuelle Zustand dieser Fächer im Westen
Die heutigen Geisteswissenschaften sind zu einem gewissen Teil nicht an Erkenntnis, sondern an Ideologie interessiert. Eine ergebnisoffene, an Wahrheit orientierte Auseinandersetzung findet nicht statt.
Bedeutet das, dass man z. B. Philosophie oder Germanistik nicht braucht?
Nein.
Es kann zwar sein, dass man diese Fächer nicht braucht, aber nicht aus diesen Gründen. Es ist, wie wenn jemand nur ein kaputtes Auto hat und darüber sinniert, dass Autos doch alle nutzlos sind, weil sie nicht fahren.
Ein Paragraph zur Philosophie. Jeder Mensch stellt sich philosophische Frage wie "Was ist Wahrheit?".
Es kann deshalb vielleicht nicht schaden, wenn sich einige wenige Leute professionell diesen Fragen widmen.
Die Frage ist allerdings, ob man das durch universitäre Erziehung hervorbringen kann oder ob nicht vielleicht zugeben muss, dass nur sehr wenige wahre Philosophen existierten, selten mehr als ein Duzend gleichzeitig gelebt haben und diese eher "glückliche Zufallsprodukte", ich wage nicht zu schreiben "Naturprodukte", sind als das Ergebnis eines akademischen Studiums.
Es schadet allerdings nicht eine Art "Weltanschauungskunde" zu haben, die Versucht die Welt im Lichte naturwissenschaftler und historischer Kenntnisse zu interpretieren. So eine professionalle Sophistik leistet Philosophie als Studienfach jedenfalls.
MfG,
Der Nato-Troll.
Ich finde, bevor der Herr Danisch hier seine Invektiven zu den sog. Geisteswissenschaften zum Besten gibt, die doch eher unwissenschaftlich daherkommen, soll er sich erstmal ganz auf den Abschluß seines Dissertationsprojektes konzentrieren. Darauf wartet seine Leserschaft inzwischen seit Jahrzehnten.
AntwortenLöschenDas ist jetzt, unabhängig davon, wie ich zu Danisch sonst stehe, ekelhaft, dreckig, erbärmlich, gehässig. Bekommen Sie dreißig Silberlinge dafür, oder machen Sie das nur aus Hörigkeit zur vermeintlichen Macht?
LöschenIch nehme ihm zweierlei übel. Dass er, den CO2-Schwachsinn betreffend, sich quasi dumm stellt, er wäre nicht kompetent genug, dieses endgültig zu beurteilen.
AntwortenLöschenDas andere, er gibt vor, den riesigen Elefanten mitten im Zimmer, den JEDER sehen müsste, NICHT zu sehen - aber da ist er in guter und zahlreicher Gesellschaft. Da wollen wir mal nicht so sein ...
>> ... die doch eher unwissenschaftlich daherkommen, soll er sich erstmal ganz auf den Abschluß seines Dissertationsprojektes konzentrieren. Darauf wartet seine Leserschaft inzwischen seit Jahrzehnten. <<
AntwortenLöschenSoviele Lügen in zwei Sätzen, das verdient ein herzhaftes "Kretin!"