Ich bin bekennender Christ, habe meinen persönlichen Umgang damit gefunden, und stehe über den liturgischen Kleinlichkeiten der einzelnen „Fakultäten“, wie katholische, evangelische, oder orthodoxe. In meiner engsten Familie sind alle drei Richtungen vertreten. Aber wir glauben an ein und denselben Gott.
Was mir natürlich erlaubt, einen kirchlich auferlegten Maulkorb zu ignorieren und so manches kritisch zu sehen, was die einzelnen kommerziellen Institutionen, die sich gerne als „Überbringer der Wahrheit und des Heils“ sehen, so von sich geben. Aber ich habe einen guten Kontakt zu jedem der Vertreter dieser liturgischen Unterschiedlichkeiten, so wie auch zu vielen freikirchlichen Gruppierungen.
Ein menschliches Problem dabei ist, dass man den Vertretern (man nennt sie auch Pfarrer) dieser drei Hauptrichtungen keine eigene freie Meinung gönnt. Ja, man gesteht sie ihnen zu, als Privatmann, aber sie dürfen diese nicht öffentlich äußern. In Rumänien gibts ein legendäres Sprichwort dafür: „Du sollst nicht das tun, was der Pfarrer macht, sondern das, was der Pfarrer sagt.“
Nun wurde ich kürzlich wieder von meinen idealistischen Vorstellungen getrennt und auf den Boden der Tatsachen zurükgeführt. Ich erkenne die Gefahr des Krieges in unserem Land, und bin ein bekannter und vor allem entschiedener Gegner dieser „Verteidigungsvorbereitungen für die Ukraine der NATO“.
Wir haben keinerlei Verpflichtungen, uns in eine fremde militärische Auseinandersetzung einzumischen, und niemand von den Leuten in Rumänien hat da irgendwelche besonderen Bindungen an die Ukraine, die ihn dazu bringen würden, dieses Land gegen irgendjemanden zu verteidigen. Im Gegenteil. Die in der Nordbukowina (Südwest-Ukraine) lebende rumänische Minderheit wird nach wie vor von der nationalistischen Regierung in Kiew unterdrückt.
Hochanständig finde ich, dass man den in Rumänien angekommenen ukrainischen Flüchtlingen Hilfe-stellung gewährt, weil man nur schlecht unterscheiden kann, ob sie nun vor den Russen oder vor den eigenen Azow-Schergen geflohen sind.
Aber zurück zur Kirche:
Ich habe einen Vorschlag in unserer Kirche vorgetragen, ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen. Das Pfarrerkollegium erhielt meine Idee:
DER ADVENT IN DIESEM JAHR 2024:
Jesus sagte: Friede sei mit Euch!
Das ist ein Auftrag, der für die Christenheit das ganze Jahr über gelten muss. Gerade in der Adventszeit kann jeder für sich selbst versuchen, Frieden zu finden, Frieden zu geben und in Frieden zu leben. Frieden für sich, für seine Familie aber auch für alle Mitmenschen, mit denen wir in unserm Land leben.
Frieden heißt, den Krieg zu verabscheuen. Frieden heißt, alles, was den Krieg fördert, abzulehnen und sich dagegen auszusprechen.
Wir hatten zwei Weltkriege, wodurch die Menschheit ein unsägliches Leid ertragen musste. Es darf nicht wieder passieren.
WEHRET DEN ANFÄNGEN!
So hört man immer wieder. Und diese Anfänge sind für jeden, der sich dafür interessiert, erkennbar. Unser Land braucht Frieden. Wir brauchen unsere Frauen und Männer zuhause im Land, genauso unsere Söhne und Töchter. Sie sollen nicht auf dem Schlachtfeld sterben.
An den vier Adventssonntagen soll daher zum Abschluss als Ausgangslied ein Lied für den Frieden erklingen. Lieder, die international berühmt sind, auch von Soldaten gesungen wurden, bevor sie in die Schlacht gingen und sich in einer aussichtslosen Situation befunden haben. Es soll gerade vor Weihnachten zum Nachdenken anregen.
FRIEDE SEI MIT EUCH! SO SPRICHT DER HERR — ZU UNS ALLEN!
Natürlich habe ich darauf keine Antwort bekommen. Am 2. Advent trug eine Sängerin im Rahmen des Gottesdienstes das international bekannte Lied vor: „Nearer, my God to Thee“. Es war etwas symbolisches, und nur Eingeweihte wissen, welche Bewandtnis es um dieses Lied hat — die Propaganda um die Titanic ist ja nur Beiwerk. Für die Kirche war damit schon die Grenze des Erträglichen erreicht.
Meine Vorschläge für das Ausgangslied für den Frieden hat man natürlich mit einem freundlichen Lächeln ignoriert, und am 3. Advent kam als vorletztes Lied das Lied Nr. 313 aus dem evangelischen Gesangbuch — ich schreibe die erste Strophe nun auf:
Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehen an unseres Meisters Hand und unser Herr geht mit.
Vielleicht nennt man mich pervers, wenn mich das an ein nur zu bekanntes Lied der SA erinnert ...
Es mag ja Zufall sein, diese seltsame Auswahl der Lieder, aber von einem Lied für den Frieden ist absolut keine Rede. Natürlich gibt mir das zu denken. Natürlich kenne ich auch die Rolle der Kirchen in den beiden Weltkriegen. Natürlich kenne ich auch die Bilder, wo die Pfarrer vor dem militärischen Einsatz die Waffen gesegnet haben.
Klar habe ich gute Bekannte auch unter den Geistlichen aus jeder liturgischen Richtung. Die Bestätigung dieser Personen haben mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Logischerweise wird sich niemand der drei Hauptkirchen offen gegen einen Krieg aussprechen, wenn das von der Regierung für gut befunden wird. Kein Hund beißt die Hand, die ihn füttert und die Unterstützung des Staates für die Kirchen ist ja allgemein bekannt. Aber jeder dieser Geistlichen hat mir auch klar gesagt, dass ich auf keinen Fall öffentlich seinen Namen nennen soll, zu dieser Erkenntnis.
Was wird die Zukunft bringen? Werden die Vertreter der Kirchen wieder die Waffen segnen, vor dem Kampf gegen die Russen? Werden die Kirchen wieder die Rolle des Handlangers des Staates übernehmen?
Unmöglich, sagte da jemand. Wirklich? Einzelne Vertreter der schwarzen Zunft haben das doch schon unter Beweis gestellt, dass sie dazu bereit sind. Die Funktion des Hirten, der seine Schäfchen beschützt und vor Unheil bewahrt? Wer’s glaubt, wird selig — aber nur vielleicht. Ich habe da ein Foto vor der evangelischen Kirche in Schwetzingen (Deutschland) in Erinnerung, aus der Zeit des „Heiligen Covid“:
Oder will mir jemand weismachen, dass die Kirchen nicht wussten, dass mit diesen Spritzen eine große Anzahl von Menschen, also auch Gläubige, die den Thesen der Kirchen vertrauen, schwer geschädigt oder gar in den Tod geschickt werden? Ich kann da keinen besonderen Unterschied zum Waffen segnen erkennen.
Nun, ich bin bekannt dafür, dass ich das, wofür ich eintrete, auch realisiere. Über unserm Esszimmertisch hängt ein Spruch von Gennadius von Marseille, und dieser Spruch lautet:
Gib acht, dass Du das, was Du mit dem Munde singst, auch mit dem Herzen glaubst!
Und dass Du das, was Du mit dem Herzen glaubst, auch durch Werke unter Beweis stellst!
Genau das werde ich auch tun. Da meine Idee von den unserer Kirche Nahestehenden wenig unterstützt wird, werde ich mir meine Mitstreiter und Co-Aktivisten aus den Freikirchen suchen. Wenn auch das nicht klappt, werde ich meine Aktion alleine durchführen, nach dem Motto:
„Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott!“
Damit meine ich eine für den kommenden Samstag vor dem 4. Advent geplante gesangliche Aufführung mit deutschen und internationalen Friedensliedern. Nicht lange, maximal eine Stunde. Schließlich ist es ja nicht mehr Sommer. Aber der Lärm der vergangenen Nacht drängt mich dazu. Gegen Mitternacht war über unserer Stadt fast eine halbe Stunde lang Flugzeuglärm zu hören — vermutlich Militärflugzeuge. Niemals hatte man bis jetzt so etwas bei uns gehört.
Neben mit wird wieder ein großes Schild stehen, auf dem man meine Beweggründe für diese Aktion nachlesen kann. Wenn dadurch nur ein einziger Mensch beginnt, nachzudenken und wechselt in das ohnehin spärlich besetzte Lager der Kriegsgegner, dann wäre das bereits ein Erfolg. In Rumänien gibt es nämlich keine einzige Anti-Kriegs-Organisation.
>> ... wo die Pfarrer vor dem militärischen Einsatz die Waffen gesegnet haben. <<
AntwortenLöschenAch, täuscht mich meine Erinnerung, daß heutige Pfäffinnen auch bereits Waffen für die Ukraine "segneten"?
Was macht es für einen Unterschied, ob ein Pfaffe Waffen theatralisch mit Wasser bespritzt oder ex cathedra diese befürwortet: Waffenlieferungen als Akt christlicher Nächstenliebe?
Wie immer sollte man die Regel "follow the money!" praktizieren:
"Das unglaubliche Milliarden-Business der Kirche" --> www.youtube.com/watch?v=M_ADITfZSP8