Dienstag, 27. August 2024

Ein Fund

von LePenseur
 
 
... den ich, genau genommen, erst tatsächlich finden (d.h.: im Original lesen) muß, verdanke ich seit vergangener Woche Meister Klonovskys Acta diurna, in denen er über einen (letztlich Zufalls-)Fund seinerseits berichtet:
Neulich, am Rande einer Lesung, machte mir ein freundlicher Mensch ein paar Komplimente zum Roman „Land der Wunder“, den er schon mehrmals verschenkt habe, versicherte mir sein Faible für sogenannte „Wenderomane“, aber einen, sagte er, fände er besser als meinen, nämlich „Kruso“ von Lutz Seiler. Ich hatte von diesem Hiddensee-Epos raunen hören, doch meine Skepsis gegen die Kriterien, die bei der Vergabe spätbundesrepublikanischer Literaturpreise walten, sowie ein gewisses Desinteresse am mir ja hinlänglich bekannten Sujet – um nicht direkt von Zonophobie zu sprechen – verhinderten bislang die Lektüre. (Davon abgesehen, mein Herr, ist „Land der Wunder“ weniger ein „Wende-“ als vielmehr ein Entwicklungsroman bzw. ‑porno, in dessen Mitte eben die Mauer fällt.)

Solchermaßen freundlich unter Vergleichsdruck gestellt, kaufte ich mir denn Seilers Buch und danke hiermit für die so keck vorgetragene Empfehlung. „Kruso“ ist ein großartiger Roman, vor allem weil er blendend geschrieben ist – das ist immer das Erste. Sodann, weil er die Ehemalige in aller Stupidität, Hässlichkeit, Piefigkeit, Verlorenheit, in ihrer aus räumlicher Enge und relativer sozialer Gleichheit geborenen stallwarmen Intimität, die jederzeit ins Klebrige umschlagen konnte, sichtbar, fühlbar, schmeckbar, riechbar macht. Die realsozialistische Tristesse sprachlich zu ästhetisieren, gelingt Seiler vorzüglich.

Das Schlimmste und das Erträglichste an der DDR waren die Menschen. In den Nischen dieses Landes sammelten sich die Originale und veranstalteten ihre tägliche Sisyphosiade zur Widerlegung des Adorno-Bonmots, dass es kein richtiges Leben im falschen geben könne.
Das klingt nicht nur mehr als vielversprechend, sondern dürfte auch ein dieses Versprechen "einlösend" enthalten! Sobald ich das Buch mein nennen kann, werde ich (so ich Zeit habe, was nicht sicher ist ...) darüber aus meiner Sicht berichten.
 
Klonovsky schließt seine Tagebucheintragung mit einem Absatz, den ich allen Sozialismus-Apologeten und -Nostalgikern ins virtuelle Stammbuch schreiben möchte:
Diese Menschen, ich wiederhole es wieder und wieder, sind vor dem Sozialismus geflohen, sie haben den Sozialismus so sehr verabscheut, dass sie lieber das Risiko auf sich nahmen zu ertrinken, als länger dort zu leben. Wenn die Grenzer sie entdeckten, wurden sie gejagt wie Tiere und, wenn ihre Flucht zu gelingen drohte, abgeschossen wie Tiere. Mehr muss man von dieser DDR gar nicht wissen.
In der Tat: das reicht.
 

1 Kommentar:

  1. Habe es wiedergefunden: https://www.youtube.com/watch?v=BtnZJkJbh8Y&t=9s

    Zur ungefälligen Betrachtung.

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