Sonntag, 17. Dezember 2023

Vigilat nec fatiscit

von LePenseur
 
 
Schon vor Jahren habe ich einmal im Advent statt (jahreszeit- und wettermäßig doch eher unpassender) Bikinimaiden kirchliche Heraldik als "Hingucker" (ich gebe zu: nicht annähernd so "zugriffswirksam" wie die Maiden...) auf dem Blog gebracht, wenn mir die Zeit zu ernsthaften Artikeln mangelte, was in der "Jahresend-Rallye" bisweilen vorkommt. So auch heute. Da trifft es sich gut, wenn eines prominenten Toten zu gedenken ist, nämlich anläßlich der Wiederkehr seines Todestages an den heute vor fünfzig Jahren verstorbenen

† 17. Dezember 1973
 
Kardinalbischof von Ostia und Frascati,
Dekan des Kardinalkollegiums 1972/73

Amleto Cicognani war unter anderem seit 1933 für über 25 Jahre lang Apostolischer Delegat in den U.S.A., länger als alle seine Vorgänger, und war in seiner Familie mit seiner Erhebung durch Papst Johannes XXIII am 15. Dezember 1958 bereits der zweite Kardinal: sein älterer Bruder Gaetano Cicognani wurde bereits von Papst Pius XII in das Kollegium der Purpurträger erhoben. Diesen folgte er auch nach dessen Tod als Kardinalbischof von Frascati nach und wurde (erstmals durch Wahl durch die Kardinalbischöfe und nicht automatisch als Ältester unter diesen) 1972 zum Kardinaldekan gewählt. Papst Paul VI, heißt es, soll etwas geschäumt haben, denn er hatte den Posten seinem Vertrauten, Kardinal-Staatssekretär Villot, zugedacht, den er kurz zuvor (als Wink mit dem Zaunpfahl) zum Kardinalbischof erhoben hatte, also in den höchsten Kardinalsrang, um ihm die für eine Sedisvakanz wichtige Position als Kardinaldekan zu sichern. Doch die damals noch deutlich rückgratfesteren und traditionstreueren Kardinalbischöfe entschieden anders und wählten, ganz der Tradition folgend, ihren Ältesten zum Dekan, obwohl er die Altersgrenze, um an einer Papstwahl noch teilnehmen zu dürfen mit fast 90 Jahren längst überschritten hatte. Paul VI konnte jedoch, da er Cicognani trotz seines hohen Alters bis 1969 als Staatssekretär wirken ließ, diesen nun schwerlich als "zu alt" für das Dekanat zurückweisen. Ob die Geschichte stimmt, ist fraglich, denn Villot wurde erst 1974 Kardinalbischof, und zwar mit dem Titel jenes suburbikarischen Bistums Frascati, den bereits die Brüder Cicognani geführt hatten ...

Doch wie auch immer: das waren noch Zeiten, als tatsächliche Kirchenfürsten im Heiligen Kollegium vertreten waren, und nicht bloße "Konditorengesichter", wie ein befreundeter deutscher Geistlicher die p.t. Eminenzen unserer Tage treffend charakterisierte ... Doch zurück zu Amleto Kardinal Cicognani und seinem Wappen:


Es ist ein "redendes Wappen", denn der Familienname "Cicognani" kommt vom "cicogno", also dem Weiß- oder Klapperstorch, der im unteren Teil des Wappens zu sehen ist und in seinem Schnabel eine Schlange hält. Darauf bezieht sich auch der Wappenspruch "Vigilat nec fatiscit", also "Er wacht und errmüdet nicht" – denn dann ließe er die unheilvolle Schlange, ein altes Symbol von Verderben und Heimtücke, fallen und diese könnte ihre bösen Pläne verwirklichen. Im Schildhaupt fügte der Kardinal das Kreuz als Großkreuz-Bailli des Malteserordens hinzu.

4 Kommentare:

  1. Genau so ist es: die Kirche hat nur noch ein Chance, wenn sie diesen ganzen Franziskanischen Pauperismus- und Benediktinischen Entweltlichungs-Quatsch in die Tonne tritt und wieder auf irdische Macht, Furcht und Gehorsam setzt. Weshalb wir tatsächlich wieder echte Kirchenfürsten brauchen wie die Cigognanis oder heute den natürlich von der offiziellen Kirche brutal verfolgten Vigano.

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  2. Mein Gott, welche Mißverständnisse so ein kleiner Artikel, der sich mit kirchlicher Heraldik und dem dramatischen Niveauverfall geistlicher Amtsträger in den letzten Jahrzehnten befaßt, auslösen kann, ist wirklich atemberaubend ...

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  3. Wenn mich meine Augen nicht trügen, lautet der Wappenspruch "Vigilat nec fatiscit", also "Er wacht und ermattet nicht".
    Frohe Advent- und Weihnachtszeit!

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  4. Cher Carolus,

    Sie haben völlig recht. Das kommt eben davon, wenn man Wappen nicht genau ansieht ... Fehler ist korrigiert.

    Danke!

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