von Deliberator Austriacus
Anfang September wurde unter obigem Titel ein interessanter Artikel im weithin bekannten Magazin The Economist veröffentlicht, der seltsamerweise keinerlei Echo in den Systemmedien (zu denen er allerdings auch selbst durchaus gezählt werden kann). Warum denn bloß! Weil es dem Narrativ der vom ruchlosen Diktator Putin überfallenen und vergewaltigten, unschuldig-schäfchenweißen Ukraine einige Schrammen verpasst? Könnte sein – wer will sich schon seine bequemen (und profitablen!) Vorurteile durch lästige Realitäten madig machen lassen? Hier der Artikel in deutscher Übersetzung durch deepl.com:
DIE OPERATION wurde einen Monat lang vorbereitet. Jewhen Yunakov, der Bürger-meister von Velykyi Burluk in der Region Kharkiv, war als Kollaborateur mit den Russen identifiziert worden. "Kaukasus", ein Kommandeur der Spezialeinheiten, und eine Gruppe lokaler Offiziere wurden mit der Aufgabe betraut. Seine Männer beobachteten ihre Zielperson tagelang akribisch: wann er einkaufte, wann und wo er sich bewegte, wie weit seine Sicherheit ging. Nachdem sie ihre Bombe aus der Ferne gezündet hatten, ver-schwanden sie in sicheren Unterkünften in den besetzten Gebieten. Erst Wochen später, nachdem die Stadt befreit worden war, kehrte die Gruppe in das ukrainisch kontrollierte Gebiet zurück. Die Leiche von Yunakov wurde nie gefunden.
In den 18 Monaten des Krieges wurden Dutzende von Menschen wie Yunakov bei klinischen Operationen in der besetzten Ukraine und in Russland selbst zur Zielscheibe. Sie wurden erschossen, in die Luft gesprengt, erhängt und gelegentlich sogar mit gefälschtem Schnaps vergiftet. Die Ukraine hält sich über ihre Beteiligung an Attentaten bedeckt. Doch kaum jemand zweifelt an der zunehmenden Kompetenz der ukrainischen Sicherheitsdienste. Die Agenturen selbst lassen deutliche Andeutungen fallen. "Jeder, der die Ukraine verrät, auf Ukrainer schießt oder Raketen auf Ukrainer abfeuert, sollte wissen, dass er beobachtet und vor Gericht gestellt wird", sagt Andriy Cherniak, ein Offizier von HUR, dem militärischen Nachrichtendienst der Ukraine. In einem Interview im Juli ging sein Vorgesetzter, General Kyrylo Budanov, noch weiter: "Wenn Sie nach einer Version des Mossad fragen... Das brauchen wir nicht. Er existiert bereits."
Die Erwähnung des israelischen Geheimdienstes erregt die Ukrainer, die verzweifelt nach Gerechtigkeit streben. Tatsächlich liegen die Ursprünge der politischen Ermordung ein wenig näher an der Heimat. Der Mossad hat einen Großteil seines Handwerks von der sowjetischen Geheimpolizei und ihrem Gründer Pavel Sudoplatov gelernt, der in Melitopol in der heute besetzten Südukraine geboren wurde. In den 1930er Jahren infiltrierte Sudoplatov ukrainische nationalistische Gruppen und sprengte persönlich einen ihrer Anführer mit einer Schokoladenbombe in die Luft. (Er war auch der Draht-zieher der Ermordung von Leo Trotzki im Jahr 1940).
In der modernen Ukraine gehen die Attentate mindestens bis 2015 zurück, als der Inlandsgeheimdienst (SBU) nach der Einnahme der Krim und der östlichen Donbass-Region durch Russland eine neue Einrichtung schuf. Die fünfte Elitedirektion für Spionageabwehr begann als Saboteurentruppe als Reaktion auf die Invasion. Später konzentrierte sie sich auf das, was euphemistisch als "Nassarbeit" bezeichnet wird.Valentin Nalivaychenko, der den SBU damals leitete, sagt, dass der Wechsel zustande kam, als die damalige ukrainische Führung beschloss, dass eine Politik der Inhaftierung von Kollaborateuren nicht genug war. Die Gefängnisse waren überfüllt, aber nur wenige ließen sich davon abschrecken. "Wir kamen widerwillig zu dem Schluss, dass wir Terro-risten eliminieren mussten", sagt er. Ein ehemaliger Offizier der Direktion beschreibt es ähnlich. "Wir mussten den Krieg zu ihnen bringen." In den Jahren 2015 und 2016 wurde das Direktorat mit der Ermordung wichtiger von Russland unterstützter Kommandeure im Donbass in Verbindung gebracht: Michail Tolstych, auch bekannt als "Givi", der bei einem Raketenangriff getötet wurde, Arsen Pawlow, auch bekannt als "Motorola", der in einem Aufzug in die Luft gesprengt wurde, und Alexander Sachartschenko, der in einem Restaurant in die Luft gesprengt wurde (Hier weiter im Original).
Auch wenn der Artikel natürlich sorgfältigst vermeidet, Geheimdienstmorde als Morde zu bezeichnen und Terror als Terror und betont, wie sehr doch auf Vermeidung unbeteiligter Zivilopfer geachtet werde (was das im Artikel gezeigte Bild allerdings nicht glaubhaft illustriert) – allein der Begriff »klinische Operation«, den The Economist zur Verniedlichung von Mordanschläge verwendet (ver-wenden muss, um nicht von den gleichgeschlalteten Propagandamedien plattgemacht zu werden?) spricht für sich. Es ist der Wertewesten in seiner schönsten Selbst-Enttarnung. Kein Wunder, dass bei so einem Artikel die eingebaute Schere im Hirn bei routinierten Journaillisten selbsttätig zensiert. Man kann solche Wahrheiten den Lesern einfach nicht zumuten – die würden doch glatt fragen, warum sie konzessionierte Killergangs in Osteuropa mit ihren Steuergeldern unterstützen sollen ...
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