Dienstag, 13. Dezember 2022

Der 16. Geburtstag

von LePenseur 


... dieses Blogs ist zwar kein »runder«, gibt aber wieder Anlaß, den ersten Artikel, der hier erschienen ist, zu zitieren:
Warme Luft
In der Wiener Tageszeitung »Die Presse« darf ein gewisser E. Michael Braun über den Klimawandel philosophieren. Weise Sätze (»Um die Umwelt wieder ins richtige Lot zu bringen, wären wir aber gezwungen, unsere Lebensgewohnheiten radikal zu ver-ändern«) wechseln mit nostalgisch-resignativer Erinnerung an jene heilen Zeiten der 68er-Generation, als das Establishment zwar böse war, die Guten – m.a.W. die Linken – jedoch genau wußten, wie man sie besser machen könnte. Doch heute? »Der Anspruch auf Gleichberechtigung gehört zwar noch zu den grundsätzlichen Forderungen linker Bewegungen, aber an deren praktischer Umsetzung hat man längst aufgegeben zu arbeiten« – Ach, wie schade, kann man da nur sagen ...

Nun, welche Rezepte bietet uns Herr Braun?
Die Links im damaligen Artikel sind nach 16 Jahren natürlich futsch – nicht alles hält so lange, wie der LePenseur-Blog ...
 
Aber die damals im Artikel kritisierte Geisteshaltung, oder bessergesagt: der Ungeist des Klima-Alarmismus, des Grün-Faschismus, des Öko-Terrorismus — der ist heute leider lebendiger denn je! 2006 hätte sich noch keiner träumen lassen, daß publicitygeile Gören auf Straßenkreuzungen festkleben, »um ein Zeichen zu setzen«, oder irgendwelche arbeitsunwillige Herostraten in die Museen gehen, um unersetzliche Meisterwerke der Kunst zu beschädigen — »als Zeichen« ...
 
Schon damals kotzte mich das mediale Geschwurbel um die Fragen derartig an, daß ich meinen Blog mit obigem Artikel veröffentlichte — und das erschütternde ist: es hat sich seit damals viel zum Schlechteren, aber fast nichts zum Besseren gewendet. Und so geht dieser Blog nun in sein 17. Jahr — zum Glück nicht mehr als »One-Men-Show« und mittlerweile mit weitaus größeren Zugriffszahlen als damals. Das gibt wenigstens Hoffnung, daß die in über elftausendfünfhundert Artikel besteckte Arbeit sich doch ein bißchen gelohnt hat.

Die geneigten Leser dieses Blogs kann ich also beruhigen: wir tun weiter. Solange es Strom und Internet gibt, wenigstens. Sollte das nicht mehr der Fall sein, denke ich, haben wir alle, Sie wie wir, Probleme, die uns kaum Zeit lassen dürften, Blogartikel zu lesen ...

1 Kommentar:

  1. Gratulation!
    Als Geburtstagsgeschenk habe ich eine Wortspende für Sie:

    >> »Erlauben Sie, daß ich Ihnen eine kleine Geschichte erzähle, meine Herren«, sagte Miussow plötzlich mit großem Nachdruck und auffallend würdevoll. »In Paris besuchte ich einmal, schon vor einigen Jahren, kurz nach dem Dezemberstaatsstreich, einen hochstehenden, zur Regierung gehörenden Herrn, mit dem ich gut bekannt war, und bei ihm traf ich zufällig mit einem sehr interessanten Menschen zusammen. Er war kein gewöhnlicher Detektiv, sondern so etwas wie der Chef eines ganzen Kommandos politischer Detektive – eine in ihrer Art recht bedeutsame Stellung. Ich ließ mich aus Neugier in ein Gespräch mit ihm ein. Und da er nicht als Bekannter empfangen wurde, sondern als untergebener Beamter, der eine Meldung zu überbringen hatte, und da er andererseits sah, wie liebenswürdig sein Chef mich empfing, würdigte er mich einer gewissen Offenheit – natürlich in bestimmten Grenzen. Eigentlich war er eher höflich als offen, die Franzosen verstehen ja, höflich zu sein, und er war um so höflicher, als er in mir einen Ausländer sah. Aber ich verstand ihn ganz gut. Unser Gespräch drehte sich um die sozialistischen Revolutionäre, die damals verfolgt wurden. Ohne auf den Hauptinhalt des Gespräches einzugehen, will ich nur eine interessante Bemerkung anführen, die ihm entschlüpfte

    ›Wir fürchten‹, sagte er, ›alle diese Sozialisten, Anarchisten, Atheisten und Revolutionäre eigentlich recht wenig; wir beobachten sie, und ihr Tun und Treiben ist uns bekannt. Es gibt unter ihnen jedoch einige, nicht viele Menschen, von besonderer Art, die glauben an Gott und sind Christen, zugleich aber auch Sozialisten. Sehen Sie, die fürchten wir am meisten; die sind gefährlich! Der christliche Sozialist ist schrecklicher als der atheistische!‹ ... <<
    (aus "Die Brüder K.")

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