Donnerstag, 11. August 2022

Not macht erfinderisch — aber nicht alle sind Erfinder ...

Gastkommentar
von der_Chris
 
 
Schon mal etwas von Aufwand im betriebswirtschaftlichen Sinn gehört? Oder von Kosten? Break-Even ist auch ein schöner Begriff in diesem Zusammenhang. Meine Kunden, mit denen ich über das aktuelle wirtschaftliche Umfeld sprechen kann, stehen mit dem Arsch an der Wand!

Es handelt sich um Unternehmen, die in der Massenproduktion von Rohstoffen oder von Lebens-mitteln tätig sind. Wie üblich, wird der Gewinn aufgrund der globalen Märkte quasi im Monat Dezember verdient. Die Produktivität ist ausgereizt, der Personalstamm optimiert (wenngleich der Mangel an fähigen Mitarbeitern hier wie dort massiv zuschlägt), die Kostenstruktur unterliegt einem permanenten Controllingprozess und wird immer wieder angepasst.

Vergleichbare Konkurrenten arbeiten auf ähnlich hohem Niveau, sodass ernsthafte Wettbewerbs-vorteile nicht zu ziehen sind. Also, was bleibt? Ein bisschen an der Preisschraube drehen und ein bisschen an der eigenen Marge drehen. Mehr ist nicht drin! Man geht also den allgemeinen Preis-steigerungsweg mit, gleichzeitig wird an der Gewinnschraube gedreht, aber nach unten.

Wer es verstanden hat, hat bereits seinen Cash-Flow optimiert und Verbindlichkeiten außerordentlich abgetragen. Ein Aufbau von Vorräten ist aufgrund von Verderblichkeit oder begrenzter Lager-kapazitäten nur in einem gewissen Rahmen möglich.

Allen schwant, dass die Gemengelage aus Lieferproblemen, explodierenden Energiekosten und einer bisher fehlenden Lohnanpassung der Beschäftigten die Nachfrage massiv dämpfen wird. Leider ist aber die Massenproduktion nicht mal eben auf 70% zurück zu fahren, weil dem der Gesamtkostenblock p.a. entgegensteht. Unterhalb einer Anlagenauslastung von rd. 90% setzt der Cash-Burner ein, unter 85% Anlagenlast wird es eng.

Die sind also gefangen!

Entweder sie produzieren auf gut Glück mit 90% Last, müssen aber mit schrumpfenden Erlösen rechnen, weil der Markt die Produkte zu einem adäquaten Preis nicht mehr aufnimmt, oder aber sie laufen bereits in der Produktion Gefahr, einzelne Produktionsstränge abzuschalten und Personal frei-zusetzen.

Problematisch hierbei aber auch, dass der eine Lohn- und Rohstoffintensiv produziert, der andere aber mit extremem Energieaufwand. Die Abschreibung und Instandhaltung der Anlagen läuft weiter und verursacht nicht unerhebliche Kosten.

  • Preissteigerung sind nur begrenzt umlagefähig
  • Sinkende Anlagenauslastung frisst den Jahresüberschuss auf
  • Beschaffungskosten und -probleme reduzieren die Anlagenlast
  • Gestiegene Rohstoff- und Energiekosten fressen die Liquidität auf

Alle betriebswirtschaftlich drehbaren Schrauben sind mit max. Drehmoment angezogen. Als nächstes folgt:

  • Ausserbetriebnahme von Produktionssträngen
  • Entlassung von Personal (evtl. Kurzarbeit)
  • Verkleinerung der Produkt- und somit Angebotspalette

Das Märchen von der „die Krise bietet auch Möglichkeiten der Effizienzsteigerung“ können die alle getrost vergessen. Wer dass nicht dauerhaft als KVP in seinem Unternehmen etabliert hat, steht jetzt schon vor der Insolvenz. Die Produktivität ist derzeit nicht weiter steigerbar.

So weit das Thema „Wir drücken die Preissteigerungen am Markt durch“. Garnix drücken die, der produzierte Kram bleibt dann einfach liegen. Produziert mit enormen Aufwänden für die Mülltonne!

Von einem dritten Betrieb weiß ich, dass er während Coschissma alles an Lagerkapazitäten angemietet hat, was möglich war. 200 Liter Stahlfässer, Kesselwagen und Tanks in externen Tanklagern. Danach haben die ihre Anlage schlichtweg abgestellt. Jetzt gammelt der Scheiss da immer noch vor sich hin und wir sprechen hier von tausenden von Tonnen Chemikalie, weil der Absatzmarkt derzeit immer noch nicht richtig ans Laufen kommt.

Wichtig ist dabei zu verstehen, dass bestimmte (Vor-)Produkte nicht dauerhaft stabil sind und nach einer Lagerzeit erneut aufgearbeitet werden müssen. Da sind die Lagerkosten das kleinste Kosten-problem.

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P.S.: In einem Land, in dem man Dreckschweine nicht mehr Dreckschweine nennen darf, weil ein Gesetz die Legitimität der Dreckschweine sicherstellt und jede andere Meinung als Delegetimierung der herrschenden Dreckschweine ausgelegt wird, darf man davon ausgehen, dass die gewünschte Ver-änderung des Landes, auf die sich die Dreckschweine freuen, bewusst so herbeigeführt wurde.

Mich beschleicht das Gefühl, es ist > 99% der Bevölkerung nicht klar, welche Hölle hier vorbereitet wurde. Und selbst wenn in 14 Tagen zwischen allen Ländern eitel Sonnenschein herrscht und die ihre Ficky-Ficky-Feste feiern, verhungern im nächsten Jahr hunderte Millionen Menschen auf der Erde.

Was macht jeden Einzelnen so sicher, dass er nicht dabei ist?

 

3 Kommentare:

  1. Nix macht einen sicher. Aber auch das Wissen rund um diese ganze Scheiße, was nützt es mir. Als kleiner Otto-Normalo kann ich genau was dagegen tun? Oder welche Vorkehrungen kann unsereins da schon treffen? Manchmal wünsch ich mir nix von all dem zu wissen. Der Knall wird kommen, so oder so. Dann würd ich die Wand wenigstens nicht sehen, auf die wir mit Vollgas zurasen.

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  2. Hier möchte ich sehr die Lektüre der Protokolle, nein, DIE nicht, sondern die des Verhörs des Krischan Rakowaski, betreffend der Widersprüche des Kapitalismus nahe legen.

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  3. @Anonym 11 August, 2022 14:47
    Das hängt natürlich sehr von den jeweiligen Lebensumständen ab und worauf man glaubt sich vorbereiten zu müssen.

    Imho wäre die Minimalvariante: Alle Kreditschulden soweit möglich abbauen, eine Aufstellung der privaten Einnahmen und Ausgaben - prüfen wo man laufende Kosten reduzieren kann, eine alternative Koch- und Heizmöglichkeit erwerben (Gaskocher, Holzofen oder sog. Buddy Heater).
    Nicht mehr Geld als notwendig auf dem Konto belassen, Lebensmittel für mindestens 14 Tage bevorraten (vor allem auch solche die ohne erhitzen oder mit kurzer Kochzeit genießbar sind).
    Wer Kochen und Einkochen kann und vielleicht sogar einen Garten oder Grundstück besitzt ist außerdem klar im Vorteil.

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