Sonntag, 3. Januar 2021

»Endlich wieder Konzert, endlich wieder Fußball!«

 
... jubilierte Andreas Unterberger jüngst:

Alle Theater, Veranstaltungen, Sportplätze, Hotels können ab 18. Jänner endlich wieder besucht werden, wenn man einen Corona-Test vorweist, der nicht älter als 48 Stunden ist. Das ist für alle jene, die danach lechzen, wieder in ein Theater, auf einen Sportplatz gehen zu können, eine große Erleichterung. Das wird es zumindest dann sein, wenn nicht das, was Sebastian Kurz da soeben angekündigt hat, im letzten Augenblick wieder umgestoßen wird.

Es ist vor allem eine doppelte Erleichterung, wenn man als Zuschauer sicher sein kann, dass auch sonst nur frisch Getestete im Publikum sitzen. Dass also der Theaterbesuch, dass Fußballspiel weitestgehend sicher sein wird. Daher ist es auch durchaus zumutbar, dass das Personal der Veranstalter den Test kontrollieren muss, müssen doch ohnedies auch die Tickets jedes einzelnen kontrolliert werden. Natürlich werden sie jetzt alle über neue Pflichten herummotzen, manche Theaterdirektoren haben das in ihrer Profilierungssucht sogar schon vor Bekanntwerden der Regelung gemacht.

Das sollte man jedoch nicht so ernst nehmen, wie es die Kulturjournalisten ständig tun. In Österreich wird sowie über alles herumgemotzt.
Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! »Herumgemotzt« heißt's also, wenn sich die Direktoren von Theatern nicht als Blockwarte der Regierung für eine Corona-Plandemie-Panikmache mißbrauchen lassen wollen. »Herumgemotzt« heißt's also, wenn Bürger ihre selbstverständlichen Grundrechte, die sie grundlos (weil nur mit Scheinargumenten und teilweise blanken Lügen »begründet«) verboten bekamen, geltendmachen wollen.  Wie konnte ich Unterberger bloß für einen echten Konservativen halten. Oder auch nur für einen echten Liberalen (d.h. nicht im Sinne des angelsächsischen Etikettenschwindels, der mit »liberals« de facto die Sozen meint) ...

Doch offenbar bewirkt die Zugehörigkeit zu einer »Risikogruppe« bei manchen eine »Entstellung zur Kenntlichkeit«, wie Karl Kraus das genial umschrieben hat. Da werden aus aufrechten Konservativen mit einem Mal autoritätshörige Lakaien, und Liberale — pardon l'expression — scheißen auf die Freiheit, wenn ihnen dafür die Illusion von ein bisserl »Sicherheit« vorgegaukelt wird.

LePenseur ist zwar etwas, doch nicht so entscheidend jünger als Unterberger — ein paar Jährchen, das war's. Und ist infolge einer gewissen Vorliebe für gutes Essen (Übergewicht! Diabetesneigung!) auch hier wieder »Risikogruppen«-nahe. Er ist auch Jurist, wie Unterberger — aber hat im Gegensatz zu ihm keine schrecklichen Ängste, von Corona dahingerafft zu werden.

Warum?

Weil er sich eben vernünftig verhält, wie er sich auch sonst zu klassischen Grippezeiten vernünftig zu verhalten pflegte: öffentliche Verkehrsmittel, wenn nicht wirklich nötig, meiden. Abstand halten — wer muß denn unbedingt im Supermarkt zur Stoßzeit einkaufen? Sicher nicht die Alten und Hochbetagten (die tatsächlich einer deutlich größeren Gefahr ausgesetzt sind!) — die haben als Rentner den ganzen Tag Zeit ... wenn, ja wenn sie die nicht nur zu oft tagüber sinnlos verplempern würden.
 
Und Hände waschen, wenn man vom Einkaufen etc. zurückkommt, ist ja auch keine so brandneue Entdeckung, daß man in Grippezeiten nicht schon früher draufgekommen wäre, daß das eigentlich ganz g'scheit ist!

Aber, und das ist wohl ein entscheidender Unterschied: im Gegensatz zu Unterberger neigt LePenseur dazu, sich ein Bild aus möglichst vielen Quellen selbst zu machen, und nicht sein Hirn beim ORF oder einer anderen Regierungspropagandaquelle abzugeben. Da kann man, dank Internet, unendlich viele Recherchen anstellen, Behauptungen auf Plausibilitäten prüfen ... okay, das setzt eine gewisse Bildung und Intelligenz voraus, die ich aber auch bei Herrn Dr. Unterberger als selbstverständlich vorhanden annehmen will. Daran kann's also nur bedingt liegen! Woran also sonst?

Offenbar in Unterbergers Neigung, sich als treuer Untertan beweisen zu wollen! Als wohlwollender Staatsbürger, der letztlich glaubt (d.h.: glauben will!), daß die Regierung doch irgendwie unser aller Bestes im Sinn hat. Auch wenn sie bisweilen leider danebengreift, so ist doch am guten Willen nicht zu zweifeln, oder (um wieder mal den Bildungsbürger raushängen zu lassen): ut desint vires, tamen est laudanda voluntas — und so kann unser Tagebuch-Ovidius Andreas über die »Souveränität« des Kurz-Kanzlers jubilieren ... LePenseur nicht. Der sieht im Berufspolitiker nicht den wohltätigen Volksfreund, sondern zu >90% den egomanischen Systemparasiten. 
 
Ja, es gibt Ausnahmen! Es gab auch — als es sie dort noch gab ... — auf der Triesterstraße ehrliche Gebrauchtwagenhändler, die nie einen Tacho zurückgedreht hatten. Und es gibt auch Zuhälter, die nett zu ihren Huren sind. Aber selten. Etwa so selten, wie Politiker, die sich nicht nur ihrem eigenen Wohl und dem Wohlergehen ihres Parteiapparates (der sie auswählt und mit Pfründen versorgt!) verpflichtet fühlen, sondern zu allererst dem des Volkes. Und denen der substanzielle Erhalt der Rechtsordnung am Herzen liegt. Doch wenn ich die Regierungsmitglieder der letzten Jahrzehnte so in Gedanken Revue passieren lasse: viele fallen mir da, weiß Gott!, nicht ein.

Und deshalb bin ich auch kein serviler Abnicker von Alibi-Aktionen wie diesen von Unterberger so bejubelten Testpflichten für Theaterbesuche etc. Denn wer kurz nachdenkt und sich über die Studien, die von einem vernachlässigbaren Risiko durch symptomlose Covid-»Infizierte« berichten, informiert hat, der wird wohl ohne große Denkakrobatik feststellen: hochfebrile, unter Atemnot leidende, rotzende und krampfhustende Besucher werden in Theatern nur selten zu finden sein. Auch in den Tagen der Hongkong-Grippe waren die Theater nicht geschlossen, und mir ist damals nicht aufgefallen, daß sich nach Opern- und Konzertbesuchen (ich hatte diverse Onkeln und Tanten dieser Passion!) die Reihen meiner Verwandschaft durch massierte Todesfälle lichteten. Also wird's mit dem Ansteckungsrisiko dann doch nicht so schlimm gewesen sein.

Und wenn man weiß, wieviele der Test nachweislich falsche Ergebnisse zeitigen, und weiter bedenkt, daß PCR-Tests von Fachleuten als grundsätzlich ungeeignet zur Diagnose einer Infektion bezeichnet werden, dann fragt man sich schon, was solche Test bewirken sollen?

Entweder sind sie nur eine Augenauswischerei, ein ebenso teurer wie sinnloser Aktionismus nach dem Motto: »Schaut her, wir tun was!« — oder, schlimmer noch: sie sind Gesslerhüte, vor denen sich der gehorsame Untertan gefälligst zu verbeugen hat.

In diesem Fall hoffe ich auf einen Tell. Möglichst bald!



1 Kommentar:

  1. "Es ist vor allem eine doppelte Erleichterung, wenn man als Zuschauer sicher sein kann, dass auch sonst nur frisch Getestete im Publikum sitzen."

    Es wäre eine doppelte Erleichterung, wenn man die Mitmenschen wieder als solche wahrnehmen würde, nämlich als Mitmenschen und nicht als potentielle Virenschleudern.

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