von Fragolin
Wochenlang lungerte ein Obdachloser auf der Straße vor meinem
Anwesen herum und schlich sich jeden Tag näher heran. Irgendwann
stand eine rastabezopfte Demonstrantin neben ihm und hielt ein
Pappschild hoch, auf dem die Forderung stand, ich solle den Ärmsten
doch gefälligst in mein Haus aufnehmen, das wäre groß genug und
ich hätte auch genug zu essen, um ihn mitzuversorgen. Und ich hätte
ja auch schon einen Koch, einen Gärtner und ein Zimmermädchen von
der Straße aufgenommen, da wäre es ja eine Schande, wenn ich den
Ärmsten der Armen nicht auch aufnehmen würde.
Ich war nicht
bereit, ihn aufzunehmen, da ich diese Forderung für überzogen
hielt, bot ihm aber an, ihm jeden Tag etwas zu Essen zu geben. Von
dem Moment an campierte er in meiner Einfahrt. Innerhalb weniger Tage
kamen etliche seiner Kollegen und gesellten sich zu ihm, sodass mein
Koch schon bald jeden Tag extra für diese Versammlung kochen musste.
In einem unbewachten
Moment schlüpften die inzwischen von mir auch mit frischer Kleidung
versorgten Camper durch das Tor und setzten sich auf meinen Rasen.
Vor dem Tor versammelten sich derweil die Anhänger der
Rastabezopften und schrien unter erwachendem medialen Interesse, ich
solle doch endlich dafür sorgen, diese Menschen alle in mein Haus
aufzunehmen, mein Zögern wäre eine Schande und würde meine
Menschenfeindlichkeit demonstrieren. Meine Gegenfrage, warum sie
niemanden von den Gestalten auf meinem Rasen mitnehmen und versorgen,
erfolgte bestialisches Wutgeheul und die Drohung, mein Haus
anzuzünden.
Da mir die
Obdachlosen immer noch irgendwie leid taten, obwohl sie
offensichtlich von denen, die mich hassen, instrumentalisiert wurden,
um mich medial anzugreifen, ließ ich ihnen ein Zeltlager in meinem
Vorgarten errichten, stellte ihnen ein Dixi-Klo dazu und eine
Campingdusche und nahm einen Angestellten auf, der sich nur um die
Versorgung dieses Zeltlagers kümmern sollte.
Doch egal, wie viele
Zelte ich aufstellen und wie weit ich die Wasserleitung legen ließ,
jeden Tag kletterten mehr und mehr über meinen Zaun und zogen in das
Zeltlager ein.
Als ich eine
Security einstellen wollte, die meine Grundstücksgrenzen besser
schützt, würde diese mit Wutgebrüll und Steinewürfen verjagt und
die Medien schrieben, ich würde mein Anwesen in eine unmenschliche
Festung verwandeln und meine wahre Fratze als widerlicher
Menschenhasser offenbaren, dem es egal wäre, wenn an seinem
Gartenzaun Menschen erschossen würden oder Kinder verhungerten.
Meine Entgegnung, ich würde niemanden erschießen lassen und
nachweislich wohl niemanden verhungern, denn ich belieferte das
Zeltlager inzwischen mit mehreren Gerichten, um niemanden zur
Ernährung mit seinen religiösen Gefühlen widersprechenden
Nahrungsmitteln zu zwingen, wurde in den Medien als billige Ausrede
eines reichen Egoisten verrissen, dessen menschenfeindliche und
rassistische Fratze täglich immer deutlicher zum Vorschein käme.
Während in einer
Sondersendung die Frage diskutiert wurde, wie man mich per Gesetz und
mit Staatsgewalt dazu zwingen könnte, endlich mein Haus zu öffnen
und den Bewohnern des Zeltlagers einen Rechtsanspruch auf mein
Eigentum zu schaffen, fackelten vom täglich lauter werdenden
Geschrei der Rastazopfigen und ihrer Mitdemonstranten aufgepeitschte
Terroristen mein Auto ab und schickten mir Drohbriefe, sie wüssten,
wo meine Faschistenkinder in die Schule gehen und ich solle nur gut
aufpassen, dass ihnen kein Unfall passiert, denn das könne bei
Nazischweinen schon mal vorkommen.
Die folgende Anzeige
bei der Polizei wurde mit der lakonischen Bemerkung, ich solle mir
keine Hoffnung auf Aufklärung machen und bräuchte ja nur mehr
Menschlichkeit zeigen, dann wäre das Problem erledigt, abgetan.
Letzte Woche wurde
das Zimmermädchen, von ihrem freien Tag heimkommend, bei dem
Versuch, an dem Zeltlager vorbeizugehen, von einer dort lungernden
Gruppe junger Männer in die Büsche gezerrt und vergewaltigt. Sie
bat mich unter Tränen, nichts davon zu erzählen, denn die
Demonstranten hätten sie eh schon als rechtsextreme Nazischlampe
niedergebrüllt, weil sie über Belästigungen gesprochen habe.
Ich forderte
daraufhin von den Insassen des Zeltlagers, das inzwischen mein Haus
fast umschloss und aus dem täglich Gebrüll mit der Forderung, sie
endlich ins Haus zu lassen, ertönte und Steine gegen meine
mittlerweile panzerverglasten (ein weiterer Beweis meiner
Unmenschlichkeit) Fenster fliogen, sich zu benehmen, sonst müsse ich
sie alle von meinem Grundstück schaffen lassen.
Die folgende
Demonstration gegen Polizeigewalt und mich als widerlichen, alle
Obdachlosen unter Generalverdacht stellenden, faschistischen
Menschenfeind und herrenmenschlichem Nazidenken Verhafteten füllte
die gesamte Straße und endete erst, als die Polizeikette sich
entschuldigend niederkniete und den Demonstranten einen heiligen
Schwur leistete, niemals einen Finger gegen die Anwohner des
Zeltlagers zu rühren, das inzwischen mein Haus umschloss.
Inzwischen lagerten
dort so viele Menschen, dass allein deren Versorgung nicht nur meine
Küche sondern auch meine finanziellen Möglichkeiten überforderte.
Die Demonstranten vor meinem Anwesen schleppten fast jeden Tag irgend
jemand Obdachlosen von irgendwo auf dieser Welt an und schoben ihn
durch die inzwischen in meinen Gartenzaun geschnittenen Löcher. Die
Medien hatten auf der anderen Straßenseite ein Studio aufgebaut und
berichteten permanent von den menschenunwürdigen Zuständen in dem
angeblichen KZ, das in meinem Garten stand, obwohl es doch ganz
Un-KZ-like jedem frei stand, dieses jederzeit unbehelligt zu
verlassen (was als weiterer Beweis meines menschenfeindlichen
Zynismus angesehen wurde) von dem Müll und Dreck, den die Anwohner
selbst produzierten und nicht wegräumten und meiner hässlichen
Fratze als widerlicher Menschenfeind.
Gestern dann
eskalierte es vollkommen. Unter Geschrei und Gesängen zündeten sie
das vorher auf wundersame Weise in die restlichen leeren Plätze des
Parks evakuierte Zeltlager an und tanzten zwischen den brennenden
Zelten. Die Medien überschlugen sich in der Berichterstattung über
meine Schande, mit meiner faschistischen Abschottung und
Menschenfeindlichkeit die Ärmsten zu solchen Verzweiflungstaten zu
treiben und massenhaft Tote zu provozieren. Die anrückende Feuerwehr
wurde von den Demonstranten blockiert und mein Koch, der löschen
helfen wollte, von einem Pflasterstein ins Koma befördert.
Nach einer
Sondersendung, die sich mit dem Thema befasste, wie man mich endlich
dazu zwingen könnte, meine menschenverachtende rassistische
Verweigerung, alle Ärmsten dieser Welt in mein Haus aufzunehmen, zu
verköstigen und mit Wohlstand zu versorgen, bekam ich die Nachricht,
dass meine Faschistenkinder von der der Toleranz und Haltung
verpflichteten Schule gefeuert wurden und gezwungen, mit einem
Pappschild „Ich bin ein weißer Nazi“ vor dem Schultor zu knien
und die Welt um Entschuldigung für ihre Erbschuld zu bitten.
Ich habe aufgegeben.
Nachdem in der Nacht
marodierende Horden die letzten Reste des Zeltlagers niedergebrannt
hatten und eine rußverschmierte alte Oma ihr angeblich durch meine
Schuld leidendes Enkelkind kreischend in die begierig die Szenerie
aufnehmenden Kameras hielt, bin ich durch die Hintertür geflohen.
Inzwischen haben die Demonstranten das Tor aufgebrochen und mein Haus
zur Plünderung freigegeben. Ich weiß nicht, was aus dem Koch und
dem Dienstmädchen geworden ist. Für die interessiert sich keiner.
Nur dass man in meinem Haus nichts finden konnte, das die Plünderer
interessierte, was ein weiterer Beweis meiner Widerlichkeit wäre,
denn die Tatsache, dass ich die längste Zeit pleite bin durch meinen
verzweifelten Kampf gegen die Vernichtung meines Rufes und meines
Anwesens, interessiert auch niemanden und wird deshalb gern
verschwiegen.
Ich habe meine
Kinder abgeholt und wir haben uns von deren verbliebenen Taschengeld
ein altes Zelt gekauft. Mit dem campieren wir jetzt unter neuer
Identität in der Einfahrt des reichen Vaters der rastabezopften
Anführerin der Demonstranten, der selbst noch nirgends durch
besondere Nächstenliebe aufgefallen ist. Mein ehemaliger Gärtner
hat sich bereit erklärt, als Demonstrant mit einem Pappschild zu
fungieren. Jetzt warten wir nur noch, dass ein Medienvertreter
vorbeikommt, dann kann die Show beginnen.
werter fragolin!
AntwortenLöschenerinnert mich an thor kunkel's "subs" -selbe geschichte.
Tja, da haben Sie nur ein Problem. Sie sind weiß, und damit per se nicht Rettungs - und nicht Schützenswürdig. Wahrscheinlich auch noch ein älterer Mann, also der Satan in Person. Man wird Sie und ihre Kinder vor der Einfahrt verhungern lassen, und jubeln, die Welt ein weiteres Stück vom Teufel befreit zu haben.
AntwortenLöschenEine gut geschriebene, aber bittere Parabel, Fragolin. Respekt.
AntwortenLöschenIn Deutschland, wahrscheinlich auch in Österreich, gibt es ein altes Sprichwort. Wenn du jemanden den kleinen Finger reichst...
Diese so beklemmende wie wahre Parabel führt einem nicht zuletzt vor Augen, welche verheerende Wirkung das Christentum und dessen lilabetuchte Funktionärsriege mit dieser Gutmenschen-Religion, die als solche einfach gegen die Natur ist, angerichtet haben. Das sog. "christliche Abendland" hatden Keim zu seiner Selbstzerstörung von Anfang an in sich getragen. Jetzt liegt das offen zutage. Geliefert wie über Jahrhunderte bestellt.
AntwortenLöschen"Meine Entgegnung, ich würde niemanden erschießen lassen" - wie so manches in dieser erfundenen Geschichte nehme ich das dem Erzähler schlicht nicht ab. Hat er doch vor Jahren schon seine Leser stolz wissen lassen, dass er seinen kleinen Bursch im effektiven Gebrauch der elterlichen Flinten unterwiesen habe, damit der Bursch das elterliche Anwesen gegen die herandrängende Meute schützen kann.
AntwortenLöschenWerter Anonym,
AntwortenLöschenwer fernöstlichen Selbstverteidigungssport (und genau das macht mein "Bursch") mit "Unterweisung an Flinten" gleichsetzt, ist so strohdumm, dass er glücklich sein könnte, wenn die Moderation diese Peinlichkeit löschen würde.
Aber Ätsch, sie lässt es stehen, damit jeder deine Dummheit sehen kann.
MfG Fragolin
fernöstlichen Selbstverteidigungssport ...
AntwortenLöschenTrieb ich in de 90ern und noch so bis 2004. Das Alter bricht den Frieden, den der Ger ihm gab, sagt die Edda, und Sport ist Mord, besonders Powerlifting: Mit insgesamt acht frei flatterden Meniskusenden ist nicht gut Beinarbeit. Infolgedaher trage ich ... lassen wir besser. Geht auch nur ein einziges Mal.
werter Fragolin,
AntwortenLöschenein paar tröstende Worte von mir.....im Staatsvertrag wurden die sogenannten "Minderheitenrechte" zugesichert ...die könnten wir ja in Anspruch nehmen
Ironie off
mlg Alexandra