Samstag, 22. August 2020

Heute vor hundert Jahren


... kam in Berlin der Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre auf die Welt. Auf dem LePenseur-Blog wurde seiner vor etwas über einem Jahr aus Anlaß der dreißigsten Wiederkehr seines Todestages mit einem Artikel gedacht, zu dessen Lektüre die Leser dieses Blogs herzlich eingeladen werden. Damals war dem Artikel die Lesung eines etwas »verstörenden« Textes, »Das Begräbnis«, beigegeben, und das war für ein Totengedenken auch durchaus passend. Da heute seines Geburtstages gedacht werden soll, so sollte es doch etwas weniger düster zugehen. Aber hören Sie selbst...:


Wolfdietrich Schnurre – ein Schriftsteller solchen Namens, der nicht als seichter Anekdotenschreiber oder biederer Spaßvogel abgestempelt werden will, hat es sicher nicht leicht im Literaturbetrieb. Und dann noch einen Schnurrbart tragen: das ist mutig! Aber Schnurre konnte es sich leisten: seine Werke zeigen ebensoviel Wortwitz wie Tiefe, und aus ihnen sprudelt eine manchmal »atemberaubende« Phantasie, die den Leser sofort für sich gewinnt. Ein kleiner Großer der Literatur, besser als manche Säulenheilige der Literaturszene nach 1945, deren linke Fadesse und korrekt antifantische Gesinnung ihren Nachruhm zwar nicht begründen, aber desto gewichtiger »verbriefen«. Denn wer als Autor nicht viel taugt, kann dennoch in einer Literaturgeschichte raumgreifend abgehandelt werden. Quasi eine »Professorenliteratur für Literaturprofessoren«, um Schopenhauer abzuwandeln ...

Schnurre ist davon weit entfernt. Mag sein, daß manche, ja viele seiner Werke inzwischen (und noch mehr in der Zukunft) nur mehr verstaubt in Bibliotheksregalen stehen werden. Aber ich bin überzeugt davon, daß noch für viele Generationen immer wieder ein paar Entdecker den Staub behutsam von Buchdeckel und -schnitt pusten werden, und unterm Blättern eine stille, doch deshalb nicht weniger fesselnde Welt vor ihren Blicken aufgehen sehen.



1 Kommentar:

  1. werter le Penseur,

    ...manchmal bleiben uns von Wünschen und Träumen nur Erinnerungen...aber Erinnerungen sind manchmal ein Trost und helfen uns über schwierige Zeiten hinweg - sie hinterlassen Spuren, ob nun positiv oder negativ. Und mag die eine oder andere anfangs auch schmerzen, die Zeit gibt uns die Kraft vieles zu überwinden... zumindest behaupten das einige ... *seufz*

    Gedanken an Wunschträume kann dir niemand wegnehmen - sie bleiben tief verankert im Herzen verschlossen. Danke für diesen Beitrag

    mlg Alexandra

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