Mittwoch, 26. Februar 2020

„Treulich geführt“


von  it’s  me 



Wenn junge Paare „Treulich geführt“ aus Richard Wagner’s Oper Lohengrin hören, markiert dies meist den sogenannten schönsten Tag in ihrem Leben, nämlich den Tag der Hochzeit. Pomp und Trara, eine große Gästeschar, ein Feuerwerk, Champagner in Strömen und ewige Liebe und Treue, die, wie die Realität zeigt, sehr oft ein kurzes Ablaufdatum hat. Danach gibt es das finanzielle Festmahl für Anwälte, denn dann beginnt der Rosenkrieg, bis die Scheidung endlich durch ist und bis auf die Juristen nur Verlierer kennt, denn in der Euphorie der Liebe und der Dominanz des Testosterons vergisst man – da sowieso treu bis in den Tod – einen Ehevertrag zu unterzeichnen und viele Paare stehen dann vor den Trümmern ihres kurzen Traumes.

Noch einen Gewinner gibt es: Schnäppchenjäger auf der Suche nach einem „Scheidungshaus“, das man sehr oft sehr günstig bekommt, da die Schulden drücken und jetzt doch zwei Haushalte aus dem Boden gestampft werden müssen.

Und genau an dieser Stelle wäre der Staat (ob es juridisch möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis) gefordert, indem man wenn möglich festschreibt, dass jeder vor der Eheschließung einen Ehevertrag eingehen muss, um im Falle einer Scheidung für alle Eventualitäten gerüstet zu sein und nicht ins finanzielle Verderben zu stürzen. Die Anwaltskammer würde zwar ob des finanziellen Schadens ihrer Mitglieder schäumen, der aber nicht so groß ausfallen würde, da man ja sowieso das Privileg hat, die Verträge aufsetzen zu müssen.

Ein weiteres Phänomen fällt mir auf, was mir auch von psychiatrischen und psychotherapeutischen Kollegen bestätigt wurde, die als Mediatoren  arbeiten, dass nämlich viele mit der Eheschließung den Partner als Art Eigentum betrachten und aufhören, um den anderen zu werben und ihm die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Kurz gesagt – man lässt die Beziehung schleifen. Vorher gab's Blumen für den Schatz, danach nur mehr Kommandos nach einem nächsten Bier.

Und dazu hätte ich eine Idee, dies zu vermeiden: Man schließt, einem Fußballer gleich, einen 5-Jahres-Ehevertrag ab, der nach dieser Zeit entweder verlängert oder beendet wird, und ich bin überzeugt, dass sich sehr viele intensiver um den Erhalt der Beziehung bemühten.

Nach weit über dreißig Jahren glücklicher Ehe wie in meinem Fall, steht natürlich einem längeren Kontrakt nichts mehr im Weg, denn dann hat man sämtliche Barrieren überwunden und befindet sich in einer Art Zielgeraden, wo nichts mehr schief gehen kann, vergleichbar mit der Österreichrundfahrt der Radfahrer, die den Großglockner bereits überwunden haben und sich auf der Abfahrt in Richtung Heiligenblut befinden. Da ist auch noch jeder, nachdem er die Pasterze gesehen und passiert hat, in Heiligenblut angekommen.

Und ich kenne keine Scheidung, bei der es nicht ums Geld ging, und das könnte man, wie gesagt, vermeiden.


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P.S.: Wieder einmal eine
Frage an Radio Mekka: „Darf man eine befristete Ehe eingehen?“
Antwort Radio Mekka: „Ja, aber dann soll die Ehe auf drei Tage befristet sein, aber mit der Möglichkeit auf Verlängerung.“
 
Salama Ibn al-Akwa aus „Die Sammlung der Hadithe“ von Al-Buhari

3 Kommentare:

  1. Sehr bedenkenswerter Blog mit guten Anregungen. Die Sache mit dem 5-Jahres-Vertrag ist vernünftig und lebensklug.

    Aber auch da wird der Staat nicht die Klugheit aufbringen, ernsthaft darüber nachzudenken. Womit wir wieder bei dem Thema wären, das dieser Tage hier bei einem anderen Blig aufgeschlagen war: der trotz sichtbaren Niedergangs immer noch enorme Einfluss der Kirche(n), in diesem Falle v.a. der katholischen. Für deren - ich formuliere freundlich - idealistisches, aber total realitätsfernes "Eheverständnis" mit lebenslanger Ausschliesslichkeit (bei Zuwiderhandlung bist du kurzerhand exkommuniziert!) und "sakramentaler Abbildung" der Beziehung Christus-Kirche in der Beziehung Mann-Frau (wer außer hargesottenen Fundis versteht heute noch so einen Quark?) sind Dinge wie "Ehevertrag" oder 5-Jahres-Vortrag auf Wiedervorlage natürlich wie der Gottseibeiuns persönlich.

    Bevor ich vor vielen Jahren heiratete, ging ich auf Wunsch meiner Zukünftigen in ein kirchliches "Ehevorbereitungsseminar" (ich war damals noch Mitglied in dem Club). Abgesehen davon, dass dieses Seminar faktisch einem Eheaustreibungsprojekt gleichkam, so gruselig war es, wurde uns mitgeteilt, dass wir keinen Ehevertrag abschließen dürften, weil dies mit der "kirchlichen Lehre unvereinbar" sei.

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  2. werter kurt!
    und da sehe ich als einen der wenigen vorteile der christl. kirchen: man kann, so wie sie und ich, den verein verlassen, ohne konsequenzen zu befürchten - außer sie arbeiten als lehrer an einer katholischen privatschule.
    aber probieren sie einmal die apostasie vom islam, und sie sind um 30cm kürzer.
    was mich daran ärgert, dass all diese musl. länder die UNO-charta dre menschenrechte unterschrieben haben, die die freie religionsausübung garantieren sollte, sich aber einen deut darum kümmern.
    und da sehe ich einen der vielen gründe der inkompatibilität zwischen dem christl. geprägten westen und dem diktatorischen, archaischen islam.
    lg, ich mache keinen "vertrag" mehr, hat sich bisher bewährt.

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  3. Die Logik und Vernunft würde Gütertrennung als Standard annehmen. Man landet in D aber ohne weiteres immer bei Zugewinngemeinschaft

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