Montag, 16. Dezember 2019

Freude, schönes Klingenblitzen...

von Fragolin

Ach.
Da wird uns doch von allen Seiten permanent eingehämmert, dass Deutschland, also das offizielle politkorrekt betrachtete helldeutsche und begoldstückte Buntland und nicht das miesepetrig-dumpfnazig-vergartenzwergte Dunkeldeutschland, so sicher und lebenswert wie noch nie wäre, die Kriminalität laut Statistik in den Keller rausche (vor Allem da, wo sie einfach nicht mehr statistisch erfasst wird; Schrödinger war Deutscher und niemand weiß, was wirklich aus seiner Katze wurde) und die Sicherheit geradezu exorbitant zugenommen habe, dank Seehofers Weisheit und Merkels Strenge, Halleluja und Amen. Nur böswillige Wasseraufdiemühlengießer und merkelhassende Angstschürer würden permanent hetzerische Lügen aus ihren ultrarechtsfaschistischen Filterblasen ausflocken, dass es irgendwie da so irgendwas mit Messern gäbe und das seltsamerweise die letzten Jahre signifikant ansteige, was ja schon ein Beweis der schweren Fakelüge sei, denn es gäbe ja gar keine wirkliche Statistik über diese Fälle, ätsch, ihr Rassistenschweine!

Und was noch schlimmer als nur ihr geheimnisvolles Auftauchen ist: Sie bestätigt alles, was diese ultrabösen Hetzer permanent verbreiten, die sich nicht entblöden, in ihrem grenzenlosen rechten Hass ständig die Realität mit ihren Lügen abzubilden. Oder so. Man weiß langsam nicht mehr, wie man diese linke Antiproportionalität zur Realität beschreiben soll; in diesem Weltbild und seinem Neusprech ist einfach wirklich alles in Orwellschem Sinne das Gegenteil dessen, was es in real ist. Deshalb ist jeder, der die Wahrheit ausspricht, ein Lügner und Hetzer, während die „Faktenchecker“ ihre alternative Realität als Wahrheit verkaufen. Das gesamte existente System beruht meiner Überzeugung nach inzwischen auf Lügen. Ausnahmslos.
Hoffentlich ziehen die Schleimbeutel der Blutraute schnell die richtigen Schlüsse und intensivieren den „Kampf gegen Rechts“, denn diese bösen Nazis stechen zwar niemanden mit dem Messer ab, aber sie wagen es, darüber zu sprechen – und das muss unterbunden werden, weil das darüber Sprechen weit gefährlicher für die Despotenriege ist als das Abstechen irgendwelcher Unbedeutender.

Ob sich die Redaktion des „Focus“ darüber im Klaren war? Haben die wirklich geglaubt, nur weil es diesmal, endlich, nach tausenden Messereinzelfällen davor, ein Deutscher war, der da in München zustach, dass sie jetzt mal so einfach die Wahrheit schreiben können? Und damit zugeben, dass alles, was vorher über nicht existente Statistiken und erfundene Steigerungen der Messerkriminalität hochblubberte, eben keine rechte Fakemeldungen und Pegidahetze waren sondern wahr und damit die Merkel-Schranzen glatt und reibungsfrei gelogen haben? War das ein Patzer eines baldigen Ex-Journalisten des Blattes oder regt sich da das investigative Gewissen des einstigen Enthüllungsblattes?
Keine Ahnung, aber erhellend ist das Ergebnis schon, weshalb ich es auch niemandem vorenthalten möchte, was da im „Focus“ steht:

Überall hat die Anzahl der Straftaten, bei denen Messer zum Einsatz kamen, über die Jahre zugenommen.“

Wenn das der Höcke getwittert hätte, würde ihm das Zentrum für Politische Blödheit wieder irgendwelche Betonsäulen in den Vorgarten ballern. Erstaunlich, irgendwie.

Besonders die Zahlen aus Brandenburg sind dramatisch. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich die Anzahl der Messerangriffe um 32 Prozent erhöht.“

Jö, die Ossis, die Dunkeldeutschen, war ja klar. Wenn der Jochen und der Günther abends auf ein Bier gehen, haben sie traditionell immer die Machete dabei, aus Gewohnheit, denn im Osten gab es ja nichts, die hatten ja nicht mal richtige Waffen, das mussten sie alles beim Russen abliefern, also haben sie immer ihre Küchenmesser mitgenommen und heute eben die Machete.
Na gut, vor vier Jahren hat sich da auch noch was anderes geändert, aber Korrelationen sind nun mal keine Kausalitäten und daran kann auch rechte Hetze nichts ändern. Das gab es schon immer, nur jetzt wollen die schlitzwütigen Dunkelossis das den armen Schutzerflehenden, die es ja dort laut linker Faktenschaffer gar nicht gibt, in die über den Balkan durchgelaufenen Schuhe schieben.

Aber auch die Daten aus Berlin sind brisant: Seit Beginn der Auswertungen wurde nie eine so hohe Zahl an Delikten, die mit einem Messer begangen wurden, festgestellt wie 2018. 2.795 Delikte mit einem Messer als Tatmittel wurden im vergangenen Jahr erfasst, 2013 waren es mit 2.512 über 200 weniger.“

Nur mal so zum Nachdenken: 2.795 im Jahr. Das sind mittelwertig etwa 53 pro Woche.
Dreiundfünfzig.
Pro Woche.
Nur in Berlin.
Und wetten, wäre da auch nur ein annähernd so Deutscher wie in München dabei, würde man in den überregionalen Medien auch ebenso davon erfahren. Man stürzt sich ja begierig auf die Handvoll Fälle, die von Deutschpassbesitzern begangen werden, um die paar tausend anderen Einzelfälle donnernd beschweigen zu können. Immer den konstruktivistischen Ansatz im Resthirn behalten: Worüber niemand etwas erfährt, das ist auch nicht geschehen. Kandel ist nirgendwo, und dort ist es bunt. Zumindest rot vom Blut der Abgestochenen, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.

Hier mal die gekürzte Version der Statistik aus dem verlinkten Artikel, für die Bundesländer, für die entgegen bisheriger Behauptungen Daten vorliegen:
  • Berlin: Anstieg von 10,1 Prozent seit 2013.
  • Brandenburg: 32 Prozent mehr als 2014.
  • Hessen: Ein Plus von 28,6 Prozent seit 2013.
  • Thüringen: Seit 2013 um 29 Prozent erhöht.
  • Niedersachsen: Seit 2015 Anstieg um 5,4 Prozent (errechnet).
  • Sachsen: Anstieg von 16,9 Prozent seit 2014.
  • Bremen: Das Innenministerium weigert sich, Daten herauszugeben (muss man sich mal klarmachen).
  • Rheinland-Pfalz: "Eine tendenziell ansteigende Entwicklung der Fallzahlen" ohne konkret zu werden.
  • Baden-Württemberg: Ein Plus von 8,9 Prozent seit 2014.
  • Schleswig-Holstein: 13,2 Prozent mehr als 2013.
  • Saarland: Seit 2016 Anstieg um 3 Prozent (errechnet).

Wenn einem soviel Gutes widerfährt, ist das eine Katrin Göring-Eckardt wert:
Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“
Naja, bei dem Grad an Drastischheit, das wir hier erleben, muss ihr Höschen vor lauter Freude inzwischen gar nicht mehr trocken werden.

Auf das geistlose Geblubber eines Psycho-Onkels am Ende des Artikels, dass die Klingenwetzerei in Deutschland irgendwas mit gesellschaftlichem Druck und sinkender Hemmschwelle zu tun habe, gehe ich gar nicht mehr ein. Das nimmt doch eh keiner mehr für voll.

2 Kommentare:

  1. "Schrödinger war Deutscher und niemand weiß, was wirklich aus seiner Katze wurde." Um genau zu sein: Erwin Schrödinger war Österreicher.

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  2. Verzeihung, aber Schrödinger war Österreicher, in Wien geboren und auch dortselbst gestorben.

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