von Fragolin
Da macht jemand einen heimlichen
Mitschnitt und beweist damit, dass ein Politiker an der Spitze der
größten Oppositionspartei intern ganz anders redet als nach außen
und überführt ihn damit der Heuchelei. So weit, so Ibiza. Als
bekannt wurde, was dort geredet wurde, stürzte das die Republik in
eine Krise und die Roten tobten monatelang und feierten diese
illegalen Mitschnitte als gelebte Demokratie.
Und dann das.
Einige behaupten ja vehement,
man dürfe das nicht vergleichen, aber doch, man darf. Bis auf einen
Punkt: Strache musste man in monatelanger akribischer Kleinarbeit um
hunderttausende Euro eine Falle aufbauen, den Deutsch muss man nur
plappern lassen.
Ich sehe das so: Rendi hat sich
mit der Bestellung des getreuen Wahlkampfversagers intern einen sehr
umstrittenen Mühlstein um den Hals gehängt. Dann hat sie in
abgehobener Bonzenhaftigkeit kurz vor Weihnachten den Mitarbeitern
über die Medien ausrichten lassen, dass sie mit Kündigung rechnen
müssen. Schließlich wurde internen Kritikern klar gemacht, dass sie
die Klappe zu halten hätten, ansonsten sie gefeuert würden.
Da wird sich wohl einer gedacht
haben: Wenn ich nicht reden darf, dann lassen wir eben den Deutsch
reden.
Dass die internen Gegner der
Rendi-Deutsch-Connection inzwischen mächtige Partner gefunden haben,
zeigt die Verlagerung der internen Intrigen auf die große Bühne.
Ich habe noch nie erlebt, dass eine SPÖ-Chefin im ORF dermaßen
aggressiv hingerichtet wurde, ich fühlte mich momentan wie im
falschen Film, und das hilflose Ausblubbern von Floskeln half dem
Pämmchen auch nicht dabei, noch ein gutes Bild zu vermitteln. Wenn
der Küniglberg die Waffen auffährt, die er sonst für die
verhassten Blauen aufhebt, dann brennt in der SPÖ der Hut
lichterloh. Und selbst im „Standard“ findet man keine
Sympathiebekundung mehr für das Pämmchen.
Natürlich hat Deutsch nichts
Illegales gefordert. Hat aber Strache auch nicht, das hat ja sogar
ein Gericht schon festgestellt. Aber er hat moralisch die Hosen
runtergelassen, und das ist die Parallele.
Wenn die Wiener Sozenschickeria,
diese Ansammlung aus Millionären und Bobos, Porschefahrern,
Rolexträgern und Schampustrinkern, bei den einfachen Mitgliedern den
Hut herumgehen lässt (und das auch noch, nachdem sie andere wegen
Spendensammelns niedergebrüllt hat), dann ist das ein
Offenbarungseid. Und die Bestätigung: die Ideologie dieser Partei
ist das Plündern, das Nehmen, das Kassieren dessen „was mir
zusteht“, das Abgreifen aus der Kasse, und das fällt ihr jetzt
aufs Dach. Denn die Genossen haben die Partei immer nur als
Sprungbrett in den eigenen Reichtum und die Wohlversorgung der
Familie gesehen; davon etwas wieder abzugeben war nie vorgesehen. Die
SPÖ nennt sich gern Arbeiterpartei, aber sie ist eine
Abgreiferpartei. Und wenn man jetzt die Mitglieder anbetteln soll,
sie mögen von ihrer Pension ein Almosen für die hochverschuldete
Partei abbetteln gehen, während die Führungsriege Hummer zwicken
geht, dann ist das das Gleiche wie Straches Ausflüsse in Ibiza:
peinlich, dumm und erhellend.
Noch peinlicher ist der sofort
einsetzende Whataboutismus, denn die Schwarzen würden ja auch mimimi
blablabla – stimmt, aber die haben auch nie etwas anderes
behauptet. Da ist das weithin sichtbar.
Am Allerpeinlichsten sind aber
die Verschwörungstheoretiker, die einen Maulwurf von Kurz vermuten,
den der wahrscheinlich schon als Volksschüler in die SPÖ
einschleuste. Sie können es nicht ertragen, dass das momentane
innerparteiliche Multiorganversagen an der eigenen Unfähigkeit,
Gier, Heuchelei und Doppemoral liegen könnte. Sie machen genau das,
was sie den anderen immer vorwerfen: obskure Verschwörungen wittern,
sich zum Opfer stilisieren und in Mimimi verfallen. Was für ein
Schauspiel!
Da hat einfach jemand einen
Blick hinter die Kulissen zugelassen, ein absolutes No-Go in einer
auf starke Führerpersönlichkeiten und unzerreißbare Treueschwüre
setzende sozialistische Abgreiferpartei. Die Zersetzung unter der
führungsschwachen Päm schreitet munter voran, es kracht im Gebälk.
Und wenn das Joypämmchen und ihr inkompetentes Schoßhündchen
weiter am Sessel kleben wird es bald noch viel unterhaltsamer werden.
Vor der Wienwahl also
ausreichend Chips bunkern.
Ob sie sich Freunde damit macht,
jetzt die Anwälte loszulassen, bleibt abzuwarten. Erstens wird sie
nach Ibiza keine Chance mehr haben, sich gegen etwas zu berufen, das
sie selbst gerade verteidigt hat, zweitens wird die Kombination
öffentliches Interesse – Pressefreiheit – Quellenschutz ihrer
Klage gegen den ORF keine Erfolgschance geben und drittens dürfte es
einige erstaunen, wenn die Partei, die gerade wegen massiver
Überschuldung und um die Kassen der Millionäre zu schonen die
eigenen Mitglieder anschnorren will, das Geld in einem sinnlosen
Verfahren um die Kränkung der sowieso bald fallenden Parteichefin
verpulvern will.
Tja, wenn Robin Hood aufhört,
sich um die als Camouflage vorgeschobenen Armen zu kümmern und nur
noch schaut, wie er das Geraubte in persönlichen Wohlstand umwandeln
kann, dann wird einfach nur sichtbar, was vorher versucht wurde zu
verstecken, nämlich dass er einfach nur ein Räuber und Plünderer
ist.
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