Montag, 23. Dezember 2019

Die Abgreiferpartei

von Fragolin

Da macht jemand einen heimlichen Mitschnitt und beweist damit, dass ein Politiker an der Spitze der größten Oppositionspartei intern ganz anders redet als nach außen und überführt ihn damit der Heuchelei. So weit, so Ibiza. Als bekannt wurde, was dort geredet wurde, stürzte das die Republik in eine Krise und die Roten tobten monatelang und feierten diese illegalen Mitschnitte als gelebte Demokratie.
Und dann das.
Einige behaupten ja vehement, man dürfe das nicht vergleichen, aber doch, man darf. Bis auf einen Punkt: Strache musste man in monatelanger akribischer Kleinarbeit um hunderttausende Euro eine Falle aufbauen, den Deutsch muss man nur plappern lassen.

Ich sehe das so: Rendi hat sich mit der Bestellung des getreuen Wahlkampfversagers intern einen sehr umstrittenen Mühlstein um den Hals gehängt. Dann hat sie in abgehobener Bonzenhaftigkeit kurz vor Weihnachten den Mitarbeitern über die Medien ausrichten lassen, dass sie mit Kündigung rechnen müssen. Schließlich wurde internen Kritikern klar gemacht, dass sie die Klappe zu halten hätten, ansonsten sie gefeuert würden.
Da wird sich wohl einer gedacht haben: Wenn ich nicht reden darf, dann lassen wir eben den Deutsch reden.
Dass die internen Gegner der Rendi-Deutsch-Connection inzwischen mächtige Partner gefunden haben, zeigt die Verlagerung der internen Intrigen auf die große Bühne. Ich habe noch nie erlebt, dass eine SPÖ-Chefin im ORF dermaßen aggressiv hingerichtet wurde, ich fühlte mich momentan wie im falschen Film, und das hilflose Ausblubbern von Floskeln half dem Pämmchen auch nicht dabei, noch ein gutes Bild zu vermitteln. Wenn der Küniglberg die Waffen auffährt, die er sonst für die verhassten Blauen aufhebt, dann brennt in der SPÖ der Hut lichterloh. Und selbst im „Standard“ findet man keine Sympathiebekundung mehr für das Pämmchen.

Natürlich hat Deutsch nichts Illegales gefordert. Hat aber Strache auch nicht, das hat ja sogar ein Gericht schon festgestellt. Aber er hat moralisch die Hosen runtergelassen, und das ist die Parallele.
Wenn die Wiener Sozenschickeria, diese Ansammlung aus Millionären und Bobos, Porschefahrern, Rolexträgern und Schampustrinkern, bei den einfachen Mitgliedern den Hut herumgehen lässt (und das auch noch, nachdem sie andere wegen Spendensammelns niedergebrüllt hat), dann ist das ein Offenbarungseid. Und die Bestätigung: die Ideologie dieser Partei ist das Plündern, das Nehmen, das Kassieren dessen „was mir zusteht“, das Abgreifen aus der Kasse, und das fällt ihr jetzt aufs Dach. Denn die Genossen haben die Partei immer nur als Sprungbrett in den eigenen Reichtum und die Wohlversorgung der Familie gesehen; davon etwas wieder abzugeben war nie vorgesehen. Die SPÖ nennt sich gern Arbeiterpartei, aber sie ist eine Abgreiferpartei. Und wenn man jetzt die Mitglieder anbetteln soll, sie mögen von ihrer Pension ein Almosen für die hochverschuldete Partei abbetteln gehen, während die Führungsriege Hummer zwicken geht, dann ist das das Gleiche wie Straches Ausflüsse in Ibiza: peinlich, dumm und erhellend.
Noch peinlicher ist der sofort einsetzende Whataboutismus, denn die Schwarzen würden ja auch mimimi blablabla – stimmt, aber die haben auch nie etwas anderes behauptet. Da ist das weithin sichtbar.
Am Allerpeinlichsten sind aber die Verschwörungstheoretiker, die einen Maulwurf von Kurz vermuten, den der wahrscheinlich schon als Volksschüler in die SPÖ einschleuste. Sie können es nicht ertragen, dass das momentane innerparteiliche Multiorganversagen an der eigenen Unfähigkeit, Gier, Heuchelei und Doppemoral liegen könnte. Sie machen genau das, was sie den anderen immer vorwerfen: obskure Verschwörungen wittern, sich zum Opfer stilisieren und in Mimimi verfallen. Was für ein Schauspiel!

Da hat einfach jemand einen Blick hinter die Kulissen zugelassen, ein absolutes No-Go in einer auf starke Führerpersönlichkeiten und unzerreißbare Treueschwüre setzende sozialistische Abgreiferpartei. Die Zersetzung unter der führungsschwachen Päm schreitet munter voran, es kracht im Gebälk. Und wenn das Joypämmchen und ihr inkompetentes Schoßhündchen weiter am Sessel kleben wird es bald noch viel unterhaltsamer werden.
Vor der Wienwahl also ausreichend Chips bunkern.
Ob sie sich Freunde damit macht, jetzt die Anwälte loszulassen, bleibt abzuwarten. Erstens wird sie nach Ibiza keine Chance mehr haben, sich gegen etwas zu berufen, das sie selbst gerade verteidigt hat, zweitens wird die Kombination öffentliches Interesse – Pressefreiheit – Quellenschutz ihrer Klage gegen den ORF keine Erfolgschance geben und drittens dürfte es einige erstaunen, wenn die Partei, die gerade wegen massiver Überschuldung und um die Kassen der Millionäre zu schonen die eigenen Mitglieder anschnorren will, das Geld in einem sinnlosen Verfahren um die Kränkung der sowieso bald fallenden Parteichefin verpulvern will.

Tja, wenn Robin Hood aufhört, sich um die als Camouflage vorgeschobenen Armen zu kümmern und nur noch schaut, wie er das Geraubte in persönlichen Wohlstand umwandeln kann, dann wird einfach nur sichtbar, was vorher versucht wurde zu verstecken, nämlich dass er einfach nur ein Räuber und Plünderer ist.

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