von Fragolin
Leider habe ich nur wenig Zeit,
mich mit der steirischen Landtagswahl auseinanderzusetzen. Das
Ergebnis wurde eh seit Wochen vorhergesagt, und Überraschungen zu
erwarten habe ich mir inzwischen abgewöhnt. Ich war eigentlich nur
gespannt darauf, wie das Wiener Pämmchen wohl die erwartete Klatsche
für die SPÖ schönreden und zum Erfolg umdeuten würde. Inzwischen
haben die Roten ja ausreichend Erfahrung darin.
Trotzdem war ich ehrlich
verblüfft, mit welcher Kaltschnäuzigkeit die Sozenbarbie ihren
steirischen Genossen, auch wenn es ein offenes Geheimnis ist, dass
eine ziemliche Kälte zwischen den Steirern und den Wiener Genossen
herrscht, ausrichtete, sie würden es schon verdient haben. Wie es
scheint, ist das quereinsteigende Pämmchen endgültig in der Politik
angekommen, wo das Rückgrat an der Garderobe abgegeben und eine
kleine Flasche Intriganz auf Ex gekippt wird, bevor man die Amtsräume
betritt.
„Die Ergebnisse der
Hochrechnungen nach Wahlschluss der Landtagswahl in der Steiermark
zeigen für SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner und
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch „ein schmerzliches
Ergebnis für die SPÖ Steiermark".“
Wohl gemerkt, liebe auf
Formulierungen achtende Wortkonsumenten, nur eines für die SPÖ
Steiermark, aber nicht für „die SPÖ“. Denn die Bundespartei,
eingeschworen auf ein trotziges: „Wir schaffen das!“
„Die Richtung stimmt!“, kennt keine schmerzlichen Ergebnisse
mehr. Sie ist über den Punkt des Schmerzlichen hinaus in die
transzendentale Sphäre der in sich geschlossenen Blase permanenter
Hackelschmeißerei entrückt, in der neben den gegenseitigen Spitzen
nur noch alte Parolen aus der marxistischen Steinzeit durch die
ausgetrockneten Hirne wabern.
"Die Ausgangslage für
die steirische SPÖ war schwierig und unter anderem Fehlern der
Vergangenheit geschuldet...“
Jo eh. Die Fehler haben andere
gemacht. Zu einer anderen Zeit. Es liegt nicht an dem inhaltsleeren,
zerstrittenen Haufen sich verzweifelt an verknöcherte Strukturen und
wohlfeile Pfründe klammernder Bonzen unter einer führungsschwachen
Schaufensterpuppe, die nur aus folgenden drei Gründen den
Parteivorsitz bekam: Erstens weil es endlich mal eine Frau sein
musste, zweitens weil sie auf weiter Flur die einzig herzeigbare
Genossin dafür war und drittens, weil es kein anderer machen wollte,
nicht einmal für viele Geschenke, und das hat die damals noch
herzensgute und blauäugige JoyPämm nicht überzuckert.
Und auch wenn die Roten sich
bereits auf ihren typischen Whataboutismus einspielen und tröten:
„Aber die Blauen haben noch viel mehr verloren!“, muss man schon
zwei Unterschiede festhalten. Denn erstens haben die Blauen zwar fast
10% verloren, aber bei der letzten Wahl über 16% gewonnen gehabt.
Bei den Roten geht es seit Jahren permanent bergab. Und zweitens möge
man bedenken, was mit der SPÖ passiert wäre, die schon durch
Nichtstun eine Klatsche bekommen hat, wenn es dort eine vergleichbare
Medienkampagne gegen die Partei und ein internes Problem von der
Größenordnung Ibiza gegeben hätte.
Wer aber jetzt glaubt, der
Lutherische Ausruf, wonach einem verzagten Arsch kein fröhlicher
Furz entfleuchen könne, würde für die Steirische SPÖ gelten, der
irrt. Und so trötet Schickhofer aus der Position des
Watschenmannes fröhlich:
„Das
vorläufige Ergebnis sei besser als die Umfrage, die die SPÖ bei 19
Prozent gesehen hätten. „Der steirische Weg ist gestärkt, auch
wenn ich mit der Verteilung nicht zufrieden sein kann.““
Auch schon ein in die DNA der
Roten übernommener Reflex: Wenn es noch irgendwo eine
Vorwahl-Umfrage gab, die ein auch nur minimal schlechteres Ergebnis
vorausgesagt hat, dann jubelt man selbst bei schallenden Ohrfeigen
noch, es wäre ja gar nicht so schlimm wie befürchtet und außerdem
sei man auf dem richtigen Weg und wäre „gestärkt“. Die können
im Casino stehen und gerade Haus und Hof verspielt haben, und würden
sich „bereichert“ fühlen, weil sie den Holzschuppen noch
behalten dürfen. Pittoresk.
Die Grünen freuen sich und
fordern schon vom alten Betonschwarzen Schützenhöfer Gespräche
ein; man ist sich wohl der Briefwahlstimmen sicher, bei denen in den
Altenheimen beim Ankreuzen der Briefwahlkarten schon einmal
freundliche grün-affine Altenpfleger den lieben Altchen die
zittrigen Finger führen, denn anders lässt sich das kaum erklären,
dass man kaum in den zweistelligen Bereich gekrochen und weit
unterhalb der rechnerischen Koalitionsfähigkeit hinstellt, als
sollte man eigentlich den Landehauptmann stellen.
Die Kommunisten, die als
steirische Besonderheit witzigerweise weniger marxistisch sind als
die Grünen und der linke Rand der Roten zusammen, dürfen auch
weiterhin im Landtag sitzen und freuen sich. Naja, man muss es
positiv sehen: solange es die KPÖ gibt, rennen nicht alle
Kommunisten zu den Grünen.
Die Neos gibt es auch noch.
Nutzt nix, schad‘ nix.
Die Blauen, naja, hier sind es
wirklich Fehler, die andere in der Vergangenheit begangen haben, aber
von einem intensiven Inhaltswahlkampf hat man da auch nicht viel was
mitbekommen. Medial wurde auch keiner der blauen Kandidaten irgend
etwas Sachliches gefragt, sondern immer nur „Ibiza“, „Liederbuch“
und „Goldbarren“ geblafft. Aber das war trotzdem kein Hindernis,
mit einem Inhalt um die Ecke zu kommen. Da haben die beiden
Wahlverlierer etwas gemeinsam. Man möchte zur Wahl schon wissen,
wofür jemand steht. Da war aber nix.
Am Ende haben viele wohl einfach
gesagt: „Da weiß man, was man hat!“ und haben deshalb dem
schwarzen Bonzen die Stimme gegeben. Ein Trend in Österreich: die
intriganteste Partei gewinnt.
Naja, soll so sein. Wird wohl
wieder Schwarz-Rot werden, immerhin ist der Schickhofer billig zu
haben, falls er die nächsten Tage politisch überlebt. Man kennt
sich, man weiß wie es geht, und Schützenhöfer ist nicht gerade der
knackige Reformer-Typ, der gerne Neues ausprobiert. Und im
Hintergrund sind die Bande der alten schwarz-roten Politseilschaften
in der Steiermark recht dick. An der Basis herrscht beim
tiefschwarzen Landadel dazu auch noch eine abgrundtiefe Verachtung
für die proletenhafte FPÖ. Man erträgt die Champagner-Salonsozen
besser als die Bierzelt-Blauen. Und auch die Grünen nimmt man nicht
einmal ansatzweise für voll.
Also wird sich nach dem ersten
lauten „Alles wird anders!“ am Ende wohl nichts als das Alte
herauskommen: Schützenhöfer als Alleinherrscher, Schickhofer als
Steigbügelhalter und Kunasek als Querulant, während die Grünen,
Dunkelroten und Pinken ab und zu etwas aus der letzten Reihe quaken
dürfen, was keinen interessiert. Hätten gestern keine Wahlen in der
Steiermark stattgefunden, wäre das Gleiche dabei herausgekommen.
Also weiter so…
P.S.
AntwortenLöschenHabe gerade vernommen, dass Schickhofer doch den Job an den Nagel hängt. Kann sein, dass es doch so etwas wie Einsicht gab, dass das Abfeiern dieser Klatsche als Erfolg jetzt doch nicht so geglückt rüberkam, kann aber auch sein, dass da ein Anruf aus Wien reinkam, der ihn auf den Boden der Realität zurückbrachte.
An der politischen Konstellation wird es aber nichts ändern, Parteichefs sind austauschbar, bekommt der Schützenhöfer eben einen anderen Genossen zur Seite, der ihm den Schemel macht.
MfG Fragolin
Als Ostgote habe ich nach der Wende die Spezialdemokraten genau zweimal gewählt - einmal und nie wieder.
AntwortenLöschenDann bis ~ 1997 die CDU - danach nur noch die Bösen, wie sie gerade im Angebot waren, also die, über welche die Medien am meisten herzogen.
Ein wenig schäme ich meiner Einfalt. Bis vor so 2-3 Jahren wähnte ich noch, Protestwählen würde wenigstens um zwei Mikrometer besser sein als Nichtwählen, nur ein einziges Sandkorn ins Getriebe - drauf gehustet.
Es ist alles eitel und Haschen nach dem Wind.
Wahlen sind Affenkomödie, nicht mehr und nicht weniger.