Sonntag, 20. Oktober 2019

Video zum Sonntag

von Fragolin


Heute halte ich es mal mit Klonovsky und reserviere den Sonntag den Künsten, wenn auch nicht den hohen und ernsten sondern eher den seichten und unterhaltenden. Nein, Helene Fischer nicht. Es gibt eine Grenze.

Aber wer so wie ich die Kindheit in den Siebzigern und Jugend in den Achtzigern verbracht hat, wurde mit einer Pop-Kultur konfrontiert, die eine ganz neue Musik erfand und heute eigentlich nur noch so beschrieben werden kann: Die Leute sahen schrecklich aus, machten aber gute Mucke. Und kreierten Töne und Musikstile, die man sich nur wenige Jahre vorher noch nicht einmal vorstellen konnte. Ja, das hier ist aus 1978, man glaubt es kaum. Noch früher, 1977, gab es Donna Summer, und da wurde jedem Frühpubertierenden anders bei diesen Klängen.

Einer der prägendsten Künstler jener Jahre aber war Jeff Lynne mit seinem Electric Light Orchestra, einer auf Bombast setzenden Mischung aus Schlagzeug, Gitarre, Streichorchester und Synthesizer.
1981 warf diese Gruppe das Album „Time“ auf den Markt und mitten in meine Pubertät, bei der die Titel nicht nur thematisch eine Zeitreise in eine ferne Zukunft verband sondern musikalisch auch kleine Verbindungssequenzen, so dass es eigentlich keine klare Trennung der Titel gab und die ganze Platte als eine Einheit daherkam, und die schnorrige Vinylscheibe drehte sich unter meinem billigen Plattenspieler, bis sie so zerkratzt war, dass es wie unter permanentem Regenrauschen abgespielt klang. Logisch, dass ich mir ein paar Jahre später genau diese Scheibe als erste CD zulegte und über die Titelanwahl jetzt „Twilight“ und „Don‘t bring me down“ oder die für damalige Verhältnisse krachende Nummer „Here is the news“ in die Ohren schießen konnte, so lange und so oft ich wollte. Und ich tat es oft und lange.

Und ja, meine zweite CD war die eigentlich ältere „Out Of The Blue“, denn auch dessen zwei Vinylscheiben waren sehr mitgenommen. Noch heute nudeln in meinem Autoradio die MP-Dreis von „Summer and Lightning“ und „Mister Blue Sky“ in der Playlist, ebenso wie fast alles von „Time“ plus der frevelhaft aus Platzgründen damals von dieser Platte verbannten Nummer „Julie don‘t live here anymore“. Und natürlich „Time after Time“.

Und was macht dieser Jeff Lynne heute? Zwischendurch hat er ja bei den „Traveling Wilburys“ mitgemischt, aber nachdem fast alle aus dieser Truppe – George Harrison, Tom Petty und die Mischung aus hässlichster Brille und weichester Stimme der Rockmusik, Roy Orbison – das Zeitlkiche gesegnet haben, spielt er wieder mit seinem „ELO“ und ist auf der Insel sehr beachtet und erfolgreich damit – bei uns eher ignoriert.
Zumindest sieht er nicht mehr aus wie der Bob Ross der Musik. Und kürzlich stolperte ich über seine neueste Nummer, nur wenige Tage alt. Und die gibt es leider noch nicht als Video, aber als Audio über die Tube. Zum Anfüttern für ein bald kommendes neues Album.
Und sie hört sich an wie 1981.
Ist aber 2019.

Für alle alten weißen Männer und Männinnen, all die Toxischen und von der heutigen Jugend mit ihren gangstarappenden Labergestalten und schwuchteligen taktverweigernden Textaufsagern Unverstandenen: das ist Musik! Nicht Bro‘ Süleys Shisha-Gangstas mit ihrem Fäkalsprachengesülze. Sondern das:


Gut, dass es das noch gibt.


3 Kommentare:

  1. Oh ja. ELO ‘76 live war ein weiterer kleiner Baustein meines freundlichen immerwährenen Tinnitus.
    Ich möchte ihn nicht missen.

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  2. Ich gehöre wohl der gleichen Alterskohorte an und kann den Text inhaltlich nachvollziehen.
    Nur was das Schimpfen über den heutigen Schund angeht möchte ich Sie ein wenig bremsen, da muss ich dann immer an meine Kindheit, meine Oma, ihr Radio und ihre Liebe zu Operretten denken. I h habs gehasst, sie hat diese Musik geliebt.
    Sehen wir's rheinisch - jeder Ton hat seine Zeit.

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  3. Ich revanchiere mich mit diesem Wort zu Sonntag und wünsche einen schönen ebensolchen!

    https://www.youtube.com/watch?v=-PWfbdQM2Xw

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