von Fragolin
„
Erster selbstfahrender Bus
erfasst Fußgängerin“ titelt die „Krone“,
und begeht damit den klassischen Fehler der Berichterstattung über
menschliche Dummheit.
Wir erinnern uns: Jedesmal, wenn
es den Leuten an den ersten schönen Wochenenden im Frühling den
Hormonschub durch den präfrontalen Cortex pumpt und das Denken beim
Anblick des frisch ausgemotteten Motovelozipeds in reinem Testosteron
ersäuft, dann lesen wir wieder diese bullshittigen Schlagzeilen:
„Der Straßenverkehr forderte drei Todesopfer“ oder „Das
Osterwochenende forderte einen hohen Blutzoll“.
Es gibt einen einfachen
Grundsatz, wie man Bullshit erkennen kann: Immer dann, wenn ein
Abstraktum oder Ding zum Schuldigen erklärt wird, wenn Menschen
beteiligt sind, handelt es sich um Bullshit. Warum wohl hat noch
niemand den Straßenverkehr oder das Osterwochenende verklagt? An
welche Adresse sollte man auch die Vorladung schicken?
Weder der Straßenverkehr noch
das Osterwochenende und ebensowenig ein „selbstfahrender Bus“
haben jemals irgendwas gefordert, angefahren, erfasst oder – last
but not least – terrorisiert. Die Nummern „LKW rast auf
Weihnachtsmarkt“ oder „PKW rast in Menschenmenge“ fallen da
nämlich auch darunter. LKWs und PKWs machen sowas nicht einfach so.
Es sind immer Menschen. Immer.
IMMER.
Doch zurück zu dem
„selbstfahrenden Bus“, der einfach so mal eine arme Fußgängerin
„erfasst“ hat. Wie hat er das angestellt? Hat er vor dem
Schutzweg Gas (oder Elektronen) gegeben? Hat er die Fußgängerin auf
dem Trottoir verfolgt, bis er sie endlich kurz vor ihrer Haustür
erwischt hat?
Nein.
Wir erfahren:
„Unser Operator meldet,
dass eine Dame mit Kopfhörer und Blick am Handy die Straße passiert
hat. Der Bus hat sie links seitlich touchiert.“
Aha.
Fassen wir zusammen. „Dame
mit Kopfhörer“, „Blick aufs Handy“ und „seitlich
touchiert“.
Klartext: Ein typischer Smombie,
Stöpsel in den Ohren um besser nichts zu hören als überlaut
aufgedrehte Musik und den Blick starr auf das Smartphone getackert,
um die neueste WhatsApp-Nachricht auch nicht um eine Zehntelsekunde
zu spät zu bemerken, latscht faktisch blind und taub quer durch den
Straßenverkehr, der bekanntlich recht ignorant ist, da er nur ein
Abstraktum aus schwammigen Polizeiberichten ist. Und dieser sich
selbst im wahrsten Sinne des Wortes sinnbefreite Trampel rennt auf
diese Weise seitlich gegen den vorbeirollenden Bus.
Meine Fresse, hatte die ein
Glück! Wäre das ein Schlenki mit Fahrer in voller Fahrt gewesen,
hätte man ihre Reste mit einem feuchten Fetzen vom Asphalt wischen
können! Aber die Spielzeug-Rollgondel fährt maximal 12 km/h, um uns
schon mal auf die klimaneutral entschleunigte Eselkarren-Zukunft
vorzubereiten, und hat als rollender Roboter zum Glück eine weit
kürzere Reaktionszeit als ein menschlicher Busfahrer (der mit etwas
Pech gar nicht mitbekommen hätte, wenn ihm während der Fahrt
seitlich jemand ins Chassis rennt) und ist sofort stehengeblieben.
Sie kam mit einem aufgestoßenen Knie weg.
Die korrekte Schlagzeile wäre
gewesen: „Hirnloser Smombie ramponiert selbstfahrenden Bus“.
Jetzt muss natürlich das komplette Projekt auf Eis gelegt werden und
alle „Experten“ rätseln, wie es passieren konnte, dass ein
autonomer Bus eine arme Fußgängerin erfassen konnte.
Dabei ist die Antwort einfach:
Hat er nicht! Die ist ihm reingerannt!
Das ist wie bei dem russischen
Versicherungstrick, wo der, der vor dir an der roten Ampel
stehenbleibt, einfach den Rückwärtsgang einlegt, mit Vollgas in
dein Bug rammt und dann die Polizei ruft, um dich für den
Auffahrunfall festzunageln. Deshalb haben die da alle eine Dashcam.
Oder dieser 2016 ein paarmal versuchte Trick von GoldstückchenTM,
sich finanziell zu verbessern, indem sie stehenden Autos auf die
Motorhaube gesprungen sind und dann schreiend zu Boden gingen und den
Autofahrer beschuldigten, ihn angefahren zu haben. Es scheiterte an
Zeugen und scheint deshalb heute kein Thema mehr zu sein.
Mit
ihrer hirnlosen Blödheit hat dieser Smombie es geschafft, einen
Großeinsatz auszulösen („Polizei,
Unfallkommando, Rettung und mehrere Fahrzeuge der Wiener Linien sind
zur Ilse-Arlt-Straße ausgerückt.“) wegen einem geprellten
Knie. Wenn die statt gegen den Bus gegen einen Laternenpfahl geknallt
wäre, hätte es kein Schwein interessiert. So geht der Schaden in
die Zigtausende.
Und die Klugscheißer in den
Foren toben natürlich, dass dürfe ja nicht sein, dass so ein
automatisch fahrender Bus nicht rechtzeitig stehen bleiben kann –
und man erkennt die durch die oben erwähnten Schlagzeilen komplett
aufgeweichten Hirne. Ob ein Fahrzeug rechtzeitig stehen bleiben kann
hängt nämlich von zwei Größen ab: erstens der Reaktionszeit, und
da ist jeder Roboter weit schneller als ein Mensch; zweitens der
Geschwindigkeit des Fahrzeugs; drittens dem Gewicht, also die
Schwungmasse des Gefährts und viertens dem Abstand zum Hindernis bei
dessen Auftauchen.
Wenn also, wie ein genanntes
Beispiel war, plötzlich ein spielendes Kind zwischen zwei Autos
einen Meter vor dem Bus auf die Straße rennt, dann ist es einem
menschlichen Fahrer sogar noch unmöglicher, rechtzeitig stehen zu
bleiben. Weil Schrecksekunde; bei 30 km/h macht die bereits 10 Meter
Fahrweg aus, bevor der Fahrer überhaupt seinen Fuß auf das
Bremspedal stemmt. Der Roboter würde da schon stehen. Aber beide zu
spät, weil, und jetzt wird es für jene schwer, die glauben, die
Realität wäre nur ein soziales Konstrukt, geboren aus einem
Sprechakt: PHYSIK. Dieses eklige patriarchalische
Unterdrückungsinstrument, das leider diesseits des Ereignishorizonts
von Schwarzen Löchern überall allgemein gültig ist.
Geschwindigkeit, Weg, Bremskraft, Schwungmasse. Lassen sich so lange
exakt berechnen, bis menschliche Dummheit ins Spiel kommt. Und damit
Smombies. Dann kommt sogar Einstein nicht weiter.
(War da nicht erst vor ein paar
Tagen was mit einem Bengel, der vor lauter Handygaffen das Ende vom
Bahnsteig übersehen und in eine einfahrende S-Bahn gerannt ist?)
Wenn man ein Fahrzeug erst dann
zulassen will, wenn es garantiert keinen Unfall erleben wird (denn
verursachen tut es diesen in keinem der genannten Fälle) und immer,
egal wie die Umstände sind, garantiert rechtzeitig stehen bleibt,
dann kann man es niemals zulassen. Weil es irgendwann eben genau den
Trottel gibt, der als Smombie seitlich in das Auto rennt und dann
schfreit.
Ich täte der Frau ja den
Schaden am Fahrzeug und vor Allem den Totalausfall eines kompletten,
zig tausende Euro teuren Projektes in Rechnung stellen.
Und nein, das beinhaltet keine
Wertung meinerseits, ob autonome Busse wirklich notwendig sind. Aber
warum die von der selbsternannten Arbeiterpartei verwalteten Wiener
Linien ihre Busfahrer von Robotern ersetzen lassen wollen, müssen
die Busfahrer ihre Genossen Führungskräfte selbst fragen.
Das alte Heizer-auf-der-E-Lok-Problem. Damit werden die Genossen herumraufen, solange es sie noch gibt, die Genossen. Fahrerlose Schienenfahrzeuge gibt es ja schon zuhauf, fast jeder grössere Flughafen weltweit hat sowas mittlerweile. Weil es sich höchstens noch die Nordkoreaner leisten könnten, im 24/7 Betrieb Unmengen an Fahrern geisttötend zwischen Terminals hin- und herpendeln zu lassen. Die N-Koreaner haben aber schlauerweise erst gar keinen 24/7 Betrieb und stehen an der Spitze des Klimakampfes gegen übertriebenes Fliegen. Sind halt vorbildliche Genossen.
AntwortenLöschenMal wieder meinen ganz herzlichen Dank für Ihren Beitrag!
AntwortenLöschenHerzerfrischend.
Ich gehöre noch zu der Generation, die im Kindergarten nicht mit Vegetarismus und CO2-Vermeidung malträtiert wurden, sondern auf das Leben in der Großstadt vorbereitet wurden. So kam zu uns die Polizei mit dem berühmten und beliebten "Verkehrskasperle". Merkspruch des 1. Aktes: Schau links, schau rechts, schau gerade aus, dann kommst du immer gut nach Haus!
Vielleicht könnte man daraus eine hippe Retro-Äpp machen, welche die audio-visuell Geschädigten vor Bordsteinkanten warnt...
O ja. Vor ein paar Monden mußte die Busfahrerin ein schon sagenhaftes Bremsmanöver vollziehen, weil so ein Dödel, auf dem Fahrrad dem Bus zunächst entgegenkommend, mit Ohrhörern natürlich, eiskalt nach rechts abbog. Alle nach vorn Sitzenden hat es vom Sitz gewedelt, ich stand, eine hinter mir sitzende Dame hat meinen schon in leidlicher Abheilung befindlichen mürben Kniegelenken ungewollt neue Frische verliehen ... Manchmal wünsche ich mir öffentliche Stäupungen zurück, es ist nicht recht, ich weiß.
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