So lässt sich die Kritik am Europäischen Gerichtshof zusammenfassen,
die in national-populistischen Kreisen geäußert wird. Für jene, die den
Patriotismus ihrer Mitbürger als Waffe gegen den vermeintlich dekadenten
Brüsseler Kuhhändler-Klüngel missbrauchen, bietet das Höchstgericht der
EU in der Tat ein lohnendes Ziel: Fürstlich bezahlte Roben-träger, die
im Großherzogtum Luxemburg residieren und dort im Namen des allmäch-tigen
europäischen Binnenmarkts alle nationalen Vorschriften und Gesetze
beiseite wischen, die ihnen nicht in den kosmopolitischen Kram passen.
Und an denen die Wut des um seine wohl erworbenen Rechte betrogenen
kleinen Mannes von der Straße so mühelos abperlt wie kühler Champagner
an einem gut gestärkten Tischtuch . . .
Wie Sie spätestens an dieser Stelle gemerkt haben werden, handelt es
sich bei der obigen Beschreibung um ein ins Groteske überzogenes
Klischeebild. Wenn europäische Populisten die Luxemburger Höchstrichter
kritisieren, dann tun sie das üblicherweise sotto voce. Die schrillen
Töne hebt man sich für das Bierzelt auf.
Falsch, Herr Laczynski: nicht nur für das Bierzelt, sondern auch für Artikel wie den Ihren. Denn was Sie hier von sich geben, ist wohl mindestens so schrill getönt, wie jede Bierzeltrede. Denn wenn Sie mit Begriffen wie »nationalpopulistische Kreise« um sich werfen, dann ist die Dissonanz zu dem in der Folge gemachten Eingeständnis
Wie jeder Vorwurf hat das Zerrbild einen, wenn auch klitzekleinen,
wahren Kern. Der EuGH ist ein Höchstgericht, das seinen Auftrag, den
Binnenmarkt zu hegen und zu pflegen, offensiv betreibt. Seit den
1960er-Jahren haben die Luxemburger Richter ihren Spielraum erweitert
und das Primat des EU-Rechts durchgesetzt. Und es ist in der Tat
leichter, ein nationales Gesetz per Richterspruch auszuhebeln, als eine
analoge Regelung auf EU-Ebene durchzusetzen, denn dazu bedarf es der
Zustimmung der anderen Unions-mitglieder und des Europaparlaments.
doch recht beachtlich! Denn das heißt im Klartext nichts anderes, als daß sich eben der EUGH eine Gestaltungskomptenz rechtswidrig arrogiert. Denn das Verfahren wäre eben korrekterweise, daß die Zustimmung der Mitgliedsstaaten und EU-»Parlaments« einzuholen wäre. So aber fahren einfach ein paar Justiz-Nomenklaturisten drüber und fabrizieren ein Urteil im Sinne der EUrokraten, obwohl es dem gesatzten Recht nicht entspricht, sondern nur aus der Präpotenz eines Höchstgerichtes, das sich zur Rechtssetzung statt zur Rechtsprechung berufen wähnt, abgeleitet werden kann. Nach dem Motto: »Geht's doch alle scheißen — wir sind die letzte Instanz und haben daher immer Recht!«
Und so ist — entgegen dem süffisanten Titel des Laczynski-Artikels — die EU (nicht »Europa«, wie der p.t. Journaillist bewußt verunklärend schreibt!) sehr wohl ein Kuchenbuffet: nämlich für die Machteliten, die sich »ohne Genierer« (wie man in Wien sagt) bedienen, und ihren Einflußbereich auch dort ausdehnen, wo er ihnen keineswegs zusteht. Mit dem perfiden Trick, die »Rechtsspechung« (diesem Wort spricht das meiste, was der EUGH so entscheidet, einfach Hohn!) durch einen zentralen kangaroo court als Brechstange gegen die nationale Souveränität zugunsten von Möglichkeiten zur Mauschelei zwischen EUrokraten und Lobbyisten aller Art zu mißbrauchen.
Auch DiePresse-Leser sind großteils mit der servilen Anbiederung des Laczynski-Artikels nicht einverstanden — ein paar Kostproben aus dem Kommentar-Thread sprechen eine beredte Sprache:
Ich sehe das Vorgehen des EUGH leider nicht so positiv, wie Hr.
Laczynski. Denn wie er selbst im Artikel schreibt hat der EUGH seinen
„Spielraum erweitert“. Das bedeutet nichts anderes, dass die Richter
sich selbst Kompetenzen angemaßt haben, die ihnen nicht zustehen. Denn
die innere Ausgestaltung des Justizsystems ist laut EU-Verträgen
ausschließlich nationalstaatliche Angelegenheit. Darüber haben sich die
Richter einfach hinweggesetzt.
Auch Höchstrichter sind nur Menschen
und keine unfehlbaren göttlichen Wesen und müssen somit einer Kontrolle
unterliegen. Auf nationalstaatlicher Ebene ist diese gegenseitige
Kontrolle zwischen Legislative und Judikative vorhanden. Auf EUGH-Ebene
nicht. Mit dem Ergebnis, dass die dortigen Richter zunehmend Gefallen am
„Spielraum erweitern“ und sich in die Politik einmischen finden.
oder
Jaja, klitzeklitzeklitzeklein is er, der wahre Kern.
Und vor
allem nie vergessen, in jedem Absatz muss mindestens einmal Populist
stehen, sonst weiss man ja zeitweise gar nicht mehr, worum es geht.
Und
nein, ich glaube Ihnen nicht bzgl. Brexit und sonstigen Phantasien, Ihr
wollt uns schon seit dem Referendum erklären, GB wird im Meer versinken
und vor Indien oder Westafrika wieder auftauchen, alles wird schlecht
für die Briten, nur wir in der EU werden triumphieren und alle glücklich
sein. Wie man sicher von Beginn an erkennen kann, das war nun ins Groteske gezogen.
Es
gibt seit diesen Personalrochaden mit bereits verurteilten
Gesetzesbrechern (EZB-Chefin) und abgehalfterten Ministern (ebenfalls
mit einer Berater-Affaire, die Madame von der Leyen) nichts mehr zu
dieser EU zu sagen, ausser "weg damit".
Das ist im Grunde der vorläufige Gipfel eines Totalitarismus, also ein Kuchenbuffet für die Etablierten.
Und
bitte, die Gewaltenteilung im Zusammenhang mit Kommission, Parlament
und EUGH zu nennen, ist entweder zynisch oder als Witz gemeint, sonst
hätt Macron Weber gar nicht verhindern können.
Das ist ja das grosse Problem in dieser Union.
oder
Der EuGH ist ein Gremium, das hauptsächlich dafür da ist, um Politik zu machen und nicht, um Recht zu sprechen.
Jeder,
der Kritik daran als "nationalpopulistisch" bezeichnet und den EuGH
verteidigt, hat ein gravierendes Problem mit Demokratie - und ist anscheinend auch noch stolz darauf.
oder
Dieser "klitzekleine" wahre Kern, der hier beschrieben wird, ist halt nicht gar so klein. Es
mag schon sein, dass es einfacher ist, wenn Richter selbst "ihren
Spielraum erweitern" und "offensiv" das Recht verändern, weil das
leichter geht, als wenn gewählte Volksvertreter auf verfassungskonformer
Basis zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen müssen. Vor allem, weil
es aus den gleichen Gründen ja nahezu unmöglich ist, Fehlentscheidungen
der Richter durch neue Gesetze zu korrigieren.
Würden wir nach
der "Einfachkeit" gehen, würden wir einen Alleinherrscher auf Lebenszeit
ernennen und den machen lassen. Geht am schnellsten.
Widerspricht
halt dem Prinzip der Gewaltenteilung. Und ob der EuGH jetzt eine
besonders überzeugende demokratische Legitimierung hat, darf man
vielleicht sogar bezweifeln ohne gleich ein Populist sein zu müssen.
Dass
im gleichen Artikel dann auch noch die "Verteidigung der
Gewaltenteilung" beschworen wird, ist ja fast schon Chuzpe zu nennen.
Die Apologeten Brüsseler und Luxemburger Zentralisten-Präpotenz haben es zunehmend schwerer, für das brachial praktizierte Konzept des »Alles für unsere Macht — und möglichst ohne Kontrolle durch die misera plebs« den Bürgern schmackhaft (auch auch bloß weniger widerwärtig!) zu machen.
Zeit wird's, daß die Bürger aufwachen und diesen dreisten, machtgeilen Klüngeln zeigen, welch ein gewaltiger Unterschied zwischen durchaus sinnvoller, freiwilliger Zusammenarbeit in einem »Europa der Vaterländer« und verfilztem Machtmißbrauch korrupter »Eliten« besteht.
Hm. Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie, in freundlichster Interpretation eines, sagen wir mal: unorthodoxens Diktum des Ex-Innenministers Kickl über die dienende Funktion des Rechts gegenüber der Politik noch sehr überzeugt dafür plädiert, dass das Recht und die Gerichte dazu da seien, "Politik zu machen", indem sie den politischen Willen des Volkes umzusetzen hätten.
AntwortenLöschenCher Anonym,
AntwortenLöschen... über die dienende Funktion des Rechts gegenüber der Politik noch sehr überzeugt dafür plädiert, dass das Recht und die Gerichte dazu da seien, "Politik zu machen", indem sie den politischen Willen des Volkes umzusetzen hätten.
???
Sie scheinen da etwas nicht ganz verstanden zu haben. Kickl wandte sich mit seiner Wortmeldung gegen eine politisierende Judikatur und sagte völlig zurecht, daß die Rechtssprechung (der Gerichte) der Rechtssetzung (der Legislative) zu folgen habe, nicht umgekehrt.
Exakt das ist auch der Tenor meines Artikels.
IM Erika stolpert von einem Zitteranfall zum nächsten. Wie schön. Hoffen wir, dass sich das Problem mit der F... recht bald auf ganz natürlichem Wege erledigt, bevor wir einem Lufthansa-Kapitän noch zumuten müssen, die Trulla ins Exiel nach Chile ausfliegen zu müssen.
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