Nun liegt der Abschlußbericht der Relotius-Kommission in Sachen LÜGELgate vor, und berichtet voll Salbung und höchst erbaulich von bedauerlichen Vorkommnissen und mangelnden Kontrollen, und daß im Prinzip sowas ja auch woanders ... aber, so gleich zu Beginn der redaktionellen Einleitung:
Dergleichen war bis zuletzt auch in anderen Redaktionen durchaus üblich, macht die Masche aber nicht legitimer – und wird bei uns nicht länger toleriert.
Na, wie schön. Im Gegensatz zur Publikation illegaler Videomitschnitte, die vom LÜGEL offenbar durchaus noch länger toleriert werden. Erheiternd zu lesen ist auch das
obiter dictum der Kommission über weitere festgestellte Lügenmärchen:
Allerdings
hat die Kommission im Lauf der vergangenen Monate etliche Hinweise erhalten
(von außen und aus dem Kollegenkreis), dass manche SPIEGEL-Kollegen in ihren
Texten nicht immer journalistisch korrekt arbeiten. Es handelt sich dabei ausdrücklich
nicht um Fälschungen, sondern in der Regel um Verfälschungen. Die
Vorwürfe zielen auf Abweichungen vom SPIEGEL-Grundsatz: »Sagen, was ist«. Es
geht meist darum, dass Tatsachen nicht korrekt oder nicht vollständig
dargestellt wurden; entweder aus dramaturgischen Gründen, weil sich eine
Geschichte geschmeidiger erzählen lässt, wenn man beim Beschreiben nicht
ausschließlich an Fakten gebunden ist, oder aus weltanschaulichen Gründen, weil
sich eine Geschichte stringenter erzählen lässt, wenn man widersprüchliche
Fakten weglässt.
Die
Kommission hat bei ihren vielen Gesprächen mit Redakteuren, Dokumentaren und
Justiziaren den Eindruck gewonnen, dass es sich hier nicht nur um gelegentliche
Ausreißer handelt, sondern zum Teil um unterschiedliche Auffassungen davon, was
in einem journalistischen
Text noch zulässig ist und was nicht. Daher hat die Kommission einige
exemplarische Beispiele ausgewählt, an denen sich zeigen lässt, dass es auch abseits
vom Fall des Claas Relotius Veränderungsbedarf im Haus gibt.
Der
ganze Bericht wird — Relotius war schließlich bei der Gesellschaftsredaktion angesiedelt — im Bereich Kultur/Gesellschaft verräumt, wo ihn (so hofft offenbar die Redaktion) eh keiner lesen wird. Nun: »Sagen, was ist« lautet die Devise des Mediums. Nicht »Alles sagen, was ist« — und schon recht nicht: jedem ...
„Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um Fälschungen, sondern in der Regel um Verfälschungen.“
AntwortenLöschenAn was hat mich das jetzt spontan erinnert?
Ah, ja, der Flöttl…
"Ein Diebstahl kann's nicht gewesen sein. Dazu gehört strafrechtlich 'was Anderes. Es kann einfach eine Umleitung des Vermögens der Bawag gewesen sein."
Linke klauen nicht, sie leiten Vermögen um.
Linke terrorisieren nicht, sie sind aktiv.
Linke fälschen nicht, es kommt nur zu Verfälschungen.
Linke lügen nicht. Sie biegen nur nicht immer mit Erfolg die renitente Realität um ihre Aussagen.
https://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5315155/Paradise-Papers_Es-kann-Umleitung-des-BawagVermoegens-gewesen-sein
MfG Fragolin