von Fragolin
Mir ist ja bei meinen gelegentlichen Ausflügen in die Welt der
Irgendwasmitmedienschaffenden schon mehrmals der Web-Auftritt „Tag24“
aufgefallen, vor Allem durch seine intellektuell hochwertige und von
journalistischer Qualität durchseelte Erscheinungsweise.
So fiel mir gestern
dieser
Artikel zu, der ein Thema aufgreift, über das an sich ich
schon herzhaft lachen musste, und der das auch noch in beispielhafter
Manier veranstaltet.
Es geht um Toast.
„Dumm wie Toastbrot“ ist ja ein Spruch, der schon vor der
Erfindung des permanent mieselsüchtigen Depressiv-Vierkantes „Bernd“
bekannt war, aber gegen manche Zeitgenossen wirkt selbst eine Scheibe
doppelt gebranntes Burger Knäcke wie eine Reinkarnation von Albert
Einstein, und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht die dem
Nachnamen ähnliche Konsistenz. In so manchem Toast scheint es mehr
der gestern erwähnten Intelligenz-Gene zu geben als in machen
Menschen.
Und so titelt dieser sächsische Ableger des Hauses Gruner&Jahr
mit immerhin 40%-iger Dirketbeteiligung der Partei der
sozialdemokratischen geistigen Elite, also faktencheckende
Qualitätspresse at it‘s best:
„Verbrannte
Toastscheiben verpesten die Luft mehr als Autos“
Äh. Ja. Also. Wie soll ich mir das vorstellen? Wenn ich in meiner
geräumigen Nahrungsmittelzubereitungskemenate einen Scheibe Toast
röste, dann verpeste ich die Luft mehr, als wenn ich für die
gleiche Zeit die Abgase eines vor dem Haus mit eingeklemmtem Gaspedal
vor sich hinjaulenden Vierzigtonners in die Küche leite? Oder müssen
es mehrere Toastscheiben sein? Immerhin wird ja von der Mehrzahl
geschrieben, allerdings auch bei den Autos. Also ist das
Anbrennenlassen von drei Millionen Toastscheiben luftverpestender als
das Herumstehen von drei Elektroautos? Mal sehen, ob aus dieser
Nicht-Aussage noch irgendwas wird.
„Jedem
ist wahrscheinlich schon einmal aufgefallen, dass in einer viel
befahrenen Stadt die Luft wesentlich schlechter ist, als auf dem
Land.“
Mein erster Gedanke war: definiere „gut“ und „schlecht“ und
versuche dann, die Kommaregeln der deutschen Sprache zu verstehen.
Beides sollte eine leichte Aufgabe für einen qualifizierten und
kompetenten Journalisten sein, und etwas anderes werden die Genossen
doch wohl nicht einstellen, oder? Immerhin kann er den Unterschied
von „als“ und „wie“ richtig interpretieren und das ist ja
schonmal was.
Als Zweites ist mir aufgefallen, dass mir noch nie aufgefallen ist,
dass die Luft in einer viel befahrenen Stadt schlechter, und schon
gar nicht wesentlich, wäre als auf dem Land. Nicht etwa wegen der
über morgendliche ländliche Feuchtwiesen ziehenden
Gülleduftschwaden sondern einfach, weil ich noch nie in einer viel
befahrenen Stadt war. Ja, auf viel befahrenen Straßen schon, aber
die führten maximal durch eine Stadt; die meisten Autofahrer
haben es geradezu penibel vermieden, etwas anderes zu befahren als
die Straße, und so ist mir zwar schon manche viel befahrene Straße
begegnet, durchaus auch außerhalb von Städten, aber noch nie eine
viel befahrene Stadt.
Eine erste zarte Ahnung vom Kompetenzlevel des Artikels durchweht die
Zeilen.
Noch
schlechtere Luft atmet ihr jedoch ein, wenn ihr in euren eigenen vier
Wänden Toastbrot röstet.“
Also schlechtere Luft als in einer „viel befahrenen Stadt“. Aber
nur in euren eigenen vier Wänden. Also können sich alle
zurücklehnen, die auf Miete oder sogar noch bei den Eltern wohnen.
Gehören dir die Wände nicht, schadet dir auch kein Toasten!
„Laut
einem Bericht der "Times" waren nach dem Einschalten des
Toasters sofort giftige Feinstaubartikel in der Luft messbar.“
Zwei Fragen bewegen mich, seit ich diesen Satz lesen durfte:
Erstens, was ist ein „Feinstaubartikel“? Ein „Artikel“ ist ja
ein zum Verkauf angebotenes Produkt; zählt jetzt der
Backwarenartikel „Toastbrot“ auch zu den „Feinstaubartikeln“?
Gibt es beim Aldi oder bei Rewe eine Abteilung mit
„Feinstaubartikeln“? Google hat keine brauchbaren Ergebnisse
ausgespuckt, ich bin wirklich ratlos. Oder bezieht sich das doch auf
Zeitungs-Artikel? Dann ist also das Geschriebene selbst ein
„Feinstaubartikel“? Jetzt habe ich mir also zuhause die Luft
verseucht, ohne zu toasten, einfach nur durch Öffnen dieses
Feinstaubartikels?
Zweitens war es mir bisher durchaus bewusst, dass Feinstaub ab einer
gewissen Menge als gesundheitlich bedenklich oder gar
gesundheitsgefährdend gilt, aber „giftig“ ist neu. Giftig sind
meist Chemikalien, weil es durch diese zu schädlichen chemischen
Reaktionen kommt, aber Feinstaubartikel? Nicht mal, wenn es sich um
Feinstaubpartikel handelt, gelten diese als giftig, weil Gift eben
ganz was anderes ist als Staub, aber man lernt eben nie aus.
„Die
Forscher gehen davon aus, dass es dafür zwei unterschiedliche Gründe
gibt:“
Sie gehen davon aus? Also wissen sie es nicht, sondern nehmen es nur
an? Der Verdacht, dass es sich nach der Nicht-Überschrift auch um
einen Nicht-Inhalt handelt, verhärtet sich von fein herumwirbelndem
Staub zu einem veritablen Klumpen aus Zweifel und Kopfschütteln.
Doch schauen wir mal, welche zwei Gründe das sein könnten:
„Zum
einen stammen die Partikel vom Gerät selbst, zum anderen von
Toastkrümmeln, die am Boden des Geräts zu rauchen anfangen.“
Ach. Toaster zerstäuben also ganz von selbst beim Einschalten? Ich
habe einen Doppelschlitztoaster mit dem Fassungsvolumen von vier
Scheiben amerikanischem Sandwich-Toast, und der funktioniert bereits
seit einem Jahrzehnt ohne allzu auffällige Zerfallserscheinungen.
Wenn der bei jedem Toastvorgang auch nur ein Zehntel Gramm seines
Gewichtes in Feinstaub umgewandelt hätte, würde der heute nur noch
aus Folie bestehen. Aber wenn Forscher von irgendwas ausgehen, muss
das ja nicht schlüssig sein.
Und dann zu den Krümmeln. Ich muss gestehen, mein Toaster hat sowas
nicht. Der ist einfach technisch nicht in der Lage, Krümmel mit
typischer Doppel-M-Belastung zu produzieren. Dem entstehen nur
Krümel, und die sind relativ egal, weil mein Toaster auch noch eine
technische Raffinesse besitzt, die ich Dummerle für eine normale
Vorrichtung gehalten habe, obwohl es anscheinend eine ganz besondere
bauliche Besonderheit meines Toasters ist: Nach dem Toasten kann man
eine kleine Schublade unten rausziehen, auf der die ganzen Brösel
und Krümel herumliegen, die dem Brot beim Toasten entfallen sind,
und die entsorgt man dann einfach in den Müll, anstatt sie im
Schrank bis zum nächsten Sonntag vor sich hingammeln und -schimmeln
zu lassen, auf dass sie sich beim nächsten Toasten zu stinkenden
Kohlen verwandeln.
Vielleicht hätten die Professoren dieser amerikanischen Universität
ihre illegalen honduranischen Küchenhilfen das Brot toasten lassen
sollen, die hätten erst den Dreck aus dem Toaster geräumt und das
Brot dann nicht dringelassen, bis es verkohlt. Denn neben dem
technischen Wunderwerk der Krümelschublade haben die Toastingenieure
auch so einen komischen Drehknopf an den Toaster gebaut, der zwar
waschmaschinös aussieht, aber auch für Männer der höheren
Bildungsstufe einfach bedienbar gestaltet ist. Da kann man
einstellen, dass der Toast aus dem Gerät fliegt, bevor er zum
Brikett mutiert ist. Ganz ohne IoT und App.
„Die
Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass der Toaster womöglich
nur für eine kurzfristig hohe Belastung sorgt.“
Na was für ein womögliches Glück, immerhin riecht es sogar eine
halbe Stunde nach dem Sonntagsfrühstück immer noch nach Toast in
meiner Wohnung, als wäre ich weiterhin von kleinen giftigen
Feinstaubartikeln umgeben. Also nur während des Toastens und kurz
danach flach atmen oder besser Gasmaske tragen. Oder Atemschutzgerät
mit Sauerstoffflasche. Ich werde mal meine alte Taucherausrüstung
vom Boden holen, zumindest der Schnuffel müsste mir noch passen. Ich
hoffe sie ist nicht zu sehr eingestaubt; es muss ein komisches Bild
sein, wenn die Rettung kommt und mich mit der Tauchermaske vor dem
Gesicht und mit Feinstaubartikelvergiftung vor einem Toaster
zusammengebrochen in der Küche findet.
„Trotz
dass die Werte niedriger sind, seien die Langzeitfolgen von
Autoabgasen wesentlich höher.“
Trotz dass der Schreiberling von der reichsten Partei und einem der
größten Medienhäuser bezahlt wird, muss es recht niedrig sein,
wenn man sein Sprachniveau betrachtet. Zumindest was das willkürliche
Zusammenlöten von Buchstaben und Worten zu kreativen Neuschöpfungen
angeht, scheint das Toasten als Solches unbedenklicher zu sein als
der Konsum eines Artikels von „Tag24“.
Ansonsten ist auch dieser Satz inhaltsleer.
„Dennoch
wird empfohlen, seinen Toaster regelmäßig zu reinigen und den Toast
maximal zu "vergolden".“
Dennoch empfehle ich, seine Texte regelmäßig gegenzulesen oder
zumindest durch ein Rechtschreibprogramm laufen zu lassen und seine
Blödheit maximal für sich zu behalten.
Aber nur ganz unverbindlich.
Was ich aber wirklich befürchte ist, dass sogar dieser
journalistische feinstaubartikelvergiftete Krümmelkäse Leute bei
den Grünen aufscheucht und nach dem „Dieselgipfel“ Antonia
Hofreiter, aus deren Bartflusen bei jedem Nicken wahrscheinlich mehr
Feinstaub ausbröselt als mein alter Toaster in einem Monat
produzieren kann, vollmundig und fetthaarig einen „Toastergipfel“
fordert und vor einem Einknicken der Bundesregierung vor der
kriminellen Toastlobby warnen muss.
Und wieder fällt mir der Spruch „Dumm wie Toastbrot“ ein...
Bei akuten Suizid Gedanken empfiehlt es sich, nicht nur die Abgase ins Auto zu leiten (wenn man sich für diese Form des Ablebens entschieden hat,)sondern noch zusätzlich einen Toaster auf dem Amaturenbrett zu plazieren, mit entsprechendem Vorrat an Toastbrot.
AntwortenLöschenDies ist keine Anleitung zum Selbstmord, sondern reiner Sarkasmus meinerseits. Eine Dosis am Tag sei mir gestattet!