Dienstag, 11. Dezember 2018

Ohne Scham


In Huffington Post hat eine Feminazisse namens Dr. Gunda Windmüller eines der größten Probleme unserer Zeit aufgedeckt:

Dieses Wort diskriminiert Frauen – lasst es uns endlich abschaffen

Worte schaffen Wirklichkeit.

 [...]

Ich hatte gerade einen Artikel für watson.de zu der korrekten Benennung der weiblichen Genitalien recherchiert.

Viele Begriffe, alle mit einer Geschichte. Ich ging meine Notizen durch: Vulva, Klitoris, Vagina, Schamlippen… Schamlippen? Warum eigentlich Schamlippen? Was hat die Scham an unserer Vulva verloren? Ich schaute im Duden nach, welches Wort ich alternativ verwenden könnte. Doch ich fand: nichts.

Worte drücken Geschichte aus. Und die Schamlippen weisen auf eine Geschichte der unterdrückten Sexualität, der Diskriminierung weiblicher Lust und der Beschämung weiblicher Körper hin.
Und was ist dann mit dem »Schamberg«? Bitte auch gleich mitändern! Wie schön wäre doch ein »Vulvaberg« (für Wagnerianer und lateinkundige Anatomen läge auch »Venusberg« nahe ...)! Doch die durch ihre Scham diskiminierte Dame weiß Abhilfe:
Und so haben wir eine Kampagne gestartet. Vulvalippen in den Duden. Wir haben geschrieben, getwittert, Interviews gegeben, und schließlich eine Petition bei change.org gestartet: Mehr als 31.000 Menschen haben schon unterschrieben. Es sollen noch viel mehr werden!
Es ist erschütternd, daß diese wichtige Initiative nicht einmal unter den Lesern von Huffington Post (wiewohl sich darunter ein überproportionaler Anteil an rosa Pudeln befinden dürfte) auf ungeteilte Begeisterung stieß — statt dessen kamen Kommentare wie:
Vulvalippen für alle.... Wenn man keine Sorgen hat...

Schampus heißt jetzt Vulvapus. Prost. *rülps*

Ich möchte aber in diesem Zuge auch, dass es nicht mehr Penis heisst. Mensch, wie sich das anhört: 'der Penis' oh Gott, das geht gar nicht. Ich wünsche einen freundlichen Namen. Wie wäre es mit Zauberstab oder so?

Generation Y Probleme... ein wenig Einhornglitzerstaub wird helfen...  
Ein pöhser Macho machte gar den Vorschlag, wenn's um die Gleichstellung ginge, wäre er dafür, die Hoden beim Mann in "Schambällchen" umzubenennen — dann wäre doch wieder alles in Ordnung.

Ich kann mich erinnern, daß ich irgendwann in alkoholträchtiger Runde vor ungefähr vierzig Jahren ein Wort zu kreieren versuchte, nämlich für ... na Sie kennen das Ding sicher: für diese kleine Lasche, die bei vielen — insbesondere älteren — Türen vor dem Schlüsselloch hängt. Keiner von uns wußte, wie die heißt, also schufen wir ex nihilo die Bezeichnung »Onde, (f.)«, und rösteten uns im Gedanken daran, daß irgendwann im Jahre 2300 die Germanisten staunend vor dem Rätsel stehen würden, daß sich etwa ab dem Jahre 1980 das Wort »Onde« von Wien aus über den ganzen deutschen Sprachraum vermehrte, und es völlig im Dunkeln läge, woher es bloß gekommen.

Seitdem ist manch Wasser die Donau hinuntergeflossen (und auch den Rhein, die Elbe, oder wo auch immer), und die Verbreitung des Wortes »Onde« scheint irgendwie nicht voranzukommen! Schade — denn gegenüber einer auch denkmöglichen »Schlüssellochabdecklasche« hätte sie den doppelten Vorteil der Kürze und der unbezweifelbaren sprachlichen Schönheit gehabt, von der Originalität ganz zu schweigen.

Ich denke aber: mit der Zukunft der »Vulvalippen« wird es sich kaum anders verhalten ...


5 Kommentare:

  1. Auf Plattformen, die sich in Verfolg seriöser Ziele dieses Vokabulariums bedienen, gebrauchen erstaunlich viele Forenten, die erkennbar deutsche Muttersprachler sind, das Wort "Scharmlippen". Wobei ich glaube, die Ursache dafür ist ein Hörfehler beim Erlernen des Wortes, nicht die Bestürzung, von der Fräulein Windmüller erfaßt wird.
    Hätte der Herrgott mir die Gunst erwiesen, mich in Österreich zur Welt kommen zu lassen, würde ich jetzt ausrufen: wie charmant!

    Der preußische Piefke

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  2. Lieber Piefke, "Scharmlippen" erscheint mir eher der beschränkten Phantasie Kleinhirniger*-Innen entsprungen. An meiner Alma Mater jedenfalls dichteten die Beflissenen in Starkdeutsch: "doch am schönsten isses wuhlen zwischen faiblichen Schankulen".
    Aber selbst das geht fehl, denn die Realität großdimensionierter Cougar- oder MILF-Lappen verheißt Trauriges: Schwer behandelbarer Halstripper ist laut "Locus" auf dem Vormarsch.

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  3. Nebenbei ein schönes Beispiel, welch ein linksfaschistischer Grattlerladen dieses change.org ist, wie ScienceFiles auch gerade erfahren hat.

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  4. Ein Postskriptum

    Erst wollte ich Fräulein Windmüllers Text nicht lesen, sondern mich mit dem hier dargereichten Häppchen begnügen, aber dann überwältigte mich doch die Neugier. Man lese auch die Kommentare! Eine Dame schreibt

    "Es gibt viel zu tun. Das hier gehört definitiv dazu. Es ist bereits überfällig und deswegen so wichtig. Richtig, das Schambein ist ebenso ein Begriff, der einer Änderung bedarf. Auf Lateinisch heißt es us pupis. Das wäre schon mal eine Alternative."

    Das bettelt darum, kommentiert zu werden - ach was: es schreit danach. Aber der hier herrschende Korpsgeist (nach dem unlängst ein Besucher fragte) verbietet zu antworten. Gebietet zu schweigen.

    Der preußische Piefke

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  5. Büschen klugscheixxen: "Onden" ist auf schwedisch "Der Böse", also auch der Deifi, "den onde ... " als adverbiale Konstruktion ist (wie "den elake ..."9 der/die/das böse ... usw.
    D.a.a.T.

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