Sonntag, 23. September 2018

Schuld an Allem ist die AfD

von Fragolin

Ich glaube, es war Ingo Appelt, der sagte, wenn er schon das Wort „A.Nahles“ höre, klinge es ihm in den Ohren. Man ahnt, da kommt nur Scheiße raus, und bisher hat das von Klonovsky so liebenswert als „propere Maid“ titulierte germanische Sozenpummelchen ja auch kräftig an der Erfüllung dieser Prophezeiung gearbeitet.

Es geht weiterhin um den Fall des Renegaten Maaßen, dessen größtes Verbrechen einfach darin bestand, die Formulierung der Deutung Merkels, also der majestätsgegebenen Realität anzuzweifeln; in Merkeldeutschland eine unerhörte Blasphemie, die die mediale Mentalinquisition mit Streckbank und Zange ausrücken lässt, um den Delinquenten der Ketzerei und AfD-affinen Rechtsgerichtetheit zu überführen.

Die in der Bremsspur des Schulzzuges dahergerutschte Politiker-Imitatorin ist zu der Erkenntnis gekommen, dass es taktisch wohl etwas unklug war, vornherum kreischend Maaßens Kopf zu fordern, weil er es wagte, ein Video einer linksfaschistischen Antifantenorganisation als nicht seriöse Quelle zu kritisieren und ihn hintenrum mit einem Staatssekretärsposten zu beschenken um den Koalitionsfrieden nicht zu gefährden.

In ihrem Brief, der AFP in Berlin vorlag, verwies Nahles auf "die durchweg negativen Reaktionen aus der Bevölkerung". Dies "sollte Anlass für uns gemeinsam sein, innezuhalten", schrieb die SPD-Chefin und drängte auf ein neues Treffen der drei Parteichefs.“

Das ist neu. Nahles macht die „durchwegs negativen Reaktionen aus der Bevölkerung“ zur Grundlage eines „Innehaltens“? Es gibt zu einigen Themen in den letzten Jahren durchwegs negative Reaktionen aus der Bevölkerung, aber Innehalten war da nicht gerade eine auffallende Stärke der Genossen. Ganz im Gegenteil, wurden negative Reaktionen aus der Bevölkerung bislang durchwegs als naziverseuchte Hetze dunkeldeutschen Packs vom Tisch gewischt und sogar ein permanenter Kampf gegen noch mehr davon zum Primat des Handelns erhoben.

Maaßen wird genau deswegen aus dem Amt entfernt, weil er sich der Kritik negativ bewertender Bevölkerungsangehöriger angeschlossen hat. Und plötzlich hört Nahles ein Grummeln im Gevölke (wo gar keines ist, denn mir sind die Massendemonstrationen gegen Maaßen irgendwie entgangen) und reagiert darauf? Wer glaubt das?

Es war ganz sicher nicht die Stimme des Volkes, die zu einem Nachdenkprozess bei Nahles geführt hat; ich zweifle sogar daran, dass überhaupt in der ganzen Causa dieser künstlich hochgeschaukelten Erziehungsaktion für Beamte, denen man klarmachen muss, was ihrer Karriere blüht, wenn sie es wagen, Ihre Majestät auch nur leise zu kritisieren, nur eine Sekunde irgendwer irgendwas gedacht hat. Nahles hat in ihrem wutschnaubenden Furor erst den ernüchternden kalten Fetzen in die Fresse (um es mit ihren eigenen Worten zu formulieren) geklatscht bekommen, als Seehofer, um dem Herrn Maaßen einen warmen Platz am ministeriellen Kamin frei zu machen, einen roten Staatssekretär dafür feuerte. Da erinnerten sich die Genossen plötzlich daran, dass ihre Schildmaid gemeinsam mit Ihrer Majestät und deren Rittmeister hinter verschlossenen Türen und ohne Absprache mit dem Hofe eine einsame Entscheidung getroffen hatte – und plötzlich spürt Nahles den heißen Atem der Genossen im Nacken. Noch poltern diese gegen Seehofer, aber jeder weiß, dass dieser die Entscheidung in Absprache mit Nahles getroffen und sie einen der Ihren zum Abschuss freigegeben hat, um eine mediale Inszenierung zu veranstalten.

Unter dem ausladenden Sitzgefüge des Nahlesschen Führungssessels sollen erste Späne gesichtet worden sein. Deshalb ihr jämmerliches Flehen an Merkel, die natürlich ein offenes Ohr dafür hat, geht es doch darum, einen ihr Widersprechenden abzuschießen, also eine Merkelsche Fingerübung. Merkel ist wahrscheinlich sehr zufrieden, wenn der Fall des Herrn Maaßen noch nicht abgeschlossen ist, denn selbstverständlich ist die Große Vorsitzende wohl erst dann befriedigt, wenn jeder Widersacher aus Amt und Würden entfernt, von Karriere befreit, medial mit Schmutz beworfen und sozial isoliert ist, und es bleibt das ungute Gefühl in der Milzgegend, dass, wenn eine Frau Nahles im Furor ihrer Hasszerfressenheit gefordert hätte, Maaßen müsse an den Galgen, hätte Merkel keine Sekunde gezögert, einen solchen zimmern zu lassen. An Stelle von Maaßen würde ich gefährliche Sportarten wie Fallschirmspringen meiden, in Hotelzimmern nicht baden und vor Allem keine fremden Frauen mehr ins Zimmer lassen.

Irgendwie gefällt mir die ganze Causa immer mehr. Maaßen ist kein Sympathieträger, und sein jahrelanges Mitheulen mit Merkels Rudel ist nicht vergessen. Die politische Einflussnahme, an der man ihn jetzt aufhängen möchte, war wohlgelitten, als er noch entgegen dem eigenen Wissen, also vorsätzlich lügend, den teutonischen Schlafschafen Sand in die Augen streute und versicherte, es würden niemals Terroristen als Schutzerflehende einmarschieren, sondern lieber First Class über Frankfurt einschweben. Wenn der weg ist, hat das sogar etwas von später Gerechtigkeit. Von mir aus soll er ab morgen zwischen seinen friedlichen Schutzbefohlenen in der Schlange am Schalter drei der Arbeitsagentur stehen und sein Stempelgeld abholen, mir egal.

Auch um Seehofer wäre es mir egal. Das Miezekätzchen, das immer wieder als brüllender Tiger abspringt um als maunzender Bettvorleger in Merkels Kemenate zu enden und sich mit gequältem Grinsen das Stöhnen aus dem Koalitionsbett anzuhören, wird irgendwann in der Pfanne landen. Egal. Es gab mehrere Gelegenheiten, um Rückgrat zu zeigen und mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Vertan, vergeigt – erledigt.

Aber das Sittenbild Merkeldeutschlands wird in dieser Causa in so buntschillernden Farben und scharfzeichnendem Kontrast vorgeführt, dass man es klarer kaum zeichnen kann: Ein Personenkult um eine Größenwahnsinnige, deren Deutung anzuzweifeln bereits Delinquenten auf die Guillotine bringt, vor der auch bisher stramm Getreue nicht verschont sind. Eine Regentin, die für den Machterhalt auch bisher brav Mitmarschierende lachend auf das Schafott bringt, um den kleinen keifenden Giftzwerg, den sie für den Machterhalt benötigt, bei Laune zu halten. Regierungsämter wackeln, Minister müssen um ihre Ablösung fürchten, wenn sie nicht nach der Pfeife der Herrscherin tanzen, Posten werden erst geschachert, dann wieder gekippt, und das im Tagestakt. Alle Medien beschäftigen sich gleichgeschaltet und mit gleichen Worten nur noch mit einer Personalie und mit der Deutung Ihrer Majestät, mit höfischen Intrigen und majestätischen Fehltritten – übrigens gab es als Auslöser einen Mord.
Aber der Tote ist diesem Herrscherhof und seinen Schranzen egal.
War nicht der Erste.
War nicht der Letzte.
Ach ja, nicht zu vergessen: Schuld an Allem ist die AfD.

1 Kommentar:

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