von Fragolin
Es war eine Art morbider Faszination, so als ob man einem
zermatschten Pizzarest, der am Fensterbrett in der Sonne schmort, per
Zeitraffer bei der Umwandlung in ein Myzelgeflecht auf matschiger
Fäulnis zuschaut, die mich daran hinderte, die letzte Ausgabe von
„Maischberger“ auszuschalten, nachdem ich zufällig genau auf den
Anfang gezappt hatte. Eine Runde hatte sich dort versammelt, die man
als Sammelsurium des Absurden bezeichnen könnte. Eine quotenfarbige
Schauspielerin stach da noch als eine Galionsfigur der Vernunft
hervor.
Es ging um Sprache. Um deren Einsatz und Gebrauch, um das
„Zigeunerschnitzel“, den „Neger“ und einige andere Begriffe,
besonders über Frauen, bei denen „Drecksschlampe“ noch das
zivilisierteste Kompliment darstellte. Versammelt hatten sich in der
Runde, die sich jeder mit ausreichend masochistischer Energie aus der
Mediathek ziehen kann, neben einer vor moralischer Reinheit von innen
heraus leuchtenden Feministin ein ebenso leuchtender Kabarettist mit
politisch korrekter Grundeinstellung, ein gegen die PC wetternder
Buchautor, besagte unaufgeregte Schauspielerin, die üblich
provokant-unfähige Moderatorin und der Rapper Bushido. Wie gesagt,
eine faulende Pizza, und man konnte sich aussuchen, wer jetzt die
trockenwellige Salami ist und wer die gammelige Artischocke.
Der Anti-PC-Typ hatte ja im Prinzip Recht mit seinen Ansichten, fiel
aber vom ersten Moment durch seine überhebliche Art negativ auf.
Leider war er dann auch rhetorisch so ungeschickt, dass er einige
angebrachte Konter schuldig blieb und am Ende die planmäßige Rolle
des begossenen Pudels aus der „rechten Ecke“ spielte. Würde mich
nicht wundern, wenn das so vorgesehen war.
Über Bushido, wie der kleine Anis Mohamed Youssef sich nennt, kann
man wenig mehr sagen als etwas, was der bekannt abmahn- und
klagsfreudige Rotzbengel einklagen könnte oder sein arabischer
Mafiaclan ehrbereinigend durchsetzen, deshalb beschränke ich das mal
auf meine Sicht über seine Auslassungen: Bis hin zu präpotentem
Anrotzen, dass eben niemand seine hohe Sprachkunst wirklich verstehe
und deshalb keiner eine Ahnung hat und daher nicht fähig zu einem
Urteil ist, verteidigte er seine frauenverachtenden und
gewaltverherrlichenden Fäkalreime als wahre Kunst. Dass es
hauptsächlich multikulturelle Jugend-Parallelgesellschaften sind,
die er mit Texten beliefert, zu denen es sich glänzend besaufen,
randalieren und gruppenvergewaltigen lässt, muss man ja nicht
erwähnen, vor Allem, wenn man in Berlin oder dessen Nähe wohnt und
ein Haus und ein Auto und ein Leben hat und all das gerne unbeschadet
behalten möchte.
Alles in Allem das volle Kontrastprogramm zu der Jungfeminsitin, was
man auch an seinem kalten Abputzen der in wahrer Selbstherrlichkeit
erglühenden zugeschalteten Altfeministin sieht, deren Lebenswerk in
permanentem Einklagen irgendwelcher Unsinnigkeiten besteht und deren
größte Leistung es war, dass Tiefdruckgebiete einklagbar auch
Männernamen tragen müssen. Was sie in ihren eigenen Augen zur
Heiligen macht, die in ihrer Selbstbeweihräucherung stundenlange
Monologe ohne nennenswerten Inhalt abspulen kann. Am besten fand ich
ihre Begründung, warum man nur noch feminine Anreden und
Bezeichnungen verwenden dürfe, weil die anderen Geschlechter da
automatisch mit drinsteckten und bei der Anrede „Herr Professorin“
eben bei „weggedachtem“ „in“ eben der Professor schon
drinsteckt. Dass Professoren in Professorinnen drinstecken soll
gelegentlich vorkommen, manchmal auch in Studentinnen, aber das wird
sprachlich nicht abgebildet. Ist auch Nonsens, denn es denkt ja auch
niemand beim oben erwähnten „Schimmel“ an vor strahlendem Blau
vorbeiziehende Wolken, nur weil der „Himmel“ in dem Wort schon
drinsteckt. Und ich habe auch noch keinen Salamander gesehen, in dem
ein Lama drinsteckt. Solche Sprachvergurkung ist lächerlich und
richtet sich selbst.
Besonders penetrant war aber die durchgeglühte Jungfeminazisse, die
mich zu einer bemerkenswerten, nicht ausgesprochenen aber einzig
logisch geschlussfolgerten Erkenntnis führte: Literatur ist keine
Kunst.
Denn erst forderte sie die Eliminierung des Sprach-Rassismus einer
Astrid Lindgren, die Pippis Vater zum „Negerkönig“ ernannte, und
die strengste Überarbeitung jeglicher Kinder- und Jugendliteratur,
die die fragilen Geister kleiner Menschen nachhaltig traumatisieren
könnten, und dann kam die ebenso erwartbare wie logisch nicht mehr
nachvollziehbare Pirhouette zu Bushido: Das sei eben eine Kunstform
der Jugendkultur, und junge Menschen könnten sehr wohl unterscheiden
zwischen Überspitzungen und der Realität. In der Kunst muss es
erlaubt sein, auch mal etwas gröber zu formulieren. Da darf es schon
mal hergehen, dass die Ausflüsse eines Herrn Böhmermann dagegen wie
ein feinsinniges lyrisches Kunstwerk erscheinen. Denn Kunst ist frei
und darf alles.
Wenn also Kinderbücher verstorbener Autoren gekeult und gegendert
werden müssen, sind sie keine Kunst und Autoren keine Künstler,
denn sonst dürften sie ja alles. Da hat die Feminazisse auch kein
Problem, von einer bartumkränzten Gülleritze mit den übelsten
Beschimpfungen belegt zu werden und auf das Feuchtgebiet zwischen den
Schenkeln reduziert zu werden, denn mein Verdacht ist ja, dass die
sich auch freiwillig nur darauf reduzieren und sich deshalb besser
mit tribalistischen Stechern mit glühendem Machismo verstehen als
mit vernunftgesteuerten zivilisierten weißen Männern. Also ist
frauenverachtendes Anrotzen hohe Kunst, aber ein Kinderbuch, in dem
das Wort „Neger“ vorkommt, ein rassistisches Machwerk, das
indexiert gehört.
So viel Heuchelei bei dem Treffen einer solch verschimmelten Bande
vorgesetzt zu bekommen war erwartbar. Deshalb konnte ich nicht
wegschalten. Und wurde nicht enttäuscht.
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