Sonntag, 25. März 2018

Das Grazer Problem

von Fragolin

Ergänzend zu LePenseur:
Graz hat ein Problem.
Mit seinen Straßen.
Nein, nicht die Gestalten, die dort wandeln, auch nicht wenn sie mit einem Hirn voller bewusstseinsverzerrender Drogen, religionsfanatischer Indoktrination oder einfach nur grenzdebiler Doofheit herumlungern. Sondern die Straßen selbst.
Deren Namen.
Die sind so Nazi.
Und die linksextreme Empörblase „Standard“ wäre keine linksextreme Empörblase, wenn die Redaktion daraus nicht sofort einen Reißer machen würde. Und als bestes Beispiel die „Conrad-von-Hötzendorf-Straße“ benennen würde.
Der war ja voll Nazi.
Lassen wir mal so stehen.
Immerhin ist das das Ergebnis einer hochprofessionellen Forschungsarbeit.

Eine 14-köpfige Historikerkommission hatte in den vergangenen vier Jahren sämtliche 790 personenbezogenen Straßen- und Plätzenamen der steirischen Landeshauptstadt unter die Lupe genommen.“

Na, dann schauen wir mal, wie die exorbitante Leistung von 14 Akademikern aussieht, wenn die 4 Jahre penible Forschungsarbeit leisten. Männer die durch Lupen starren, oder so.

Da ist etwa der – wie es in der Studie heißt – "darwinistische Heimatdichter Hermann Löns, ein Verherrlicher des Nationalsozialismus, ebenso darunter wie der "ostmärkische Paradedichter" Franz Nabl.“

Franz Nabl sehe ich ja ein, war ein Heldendichter der Nazis, der seinesgleichen suchte. Muss man sich in etwa so vorstellen:

Wir draußen lassen unsere Waffen sprechen
und ihr daheim, ihr schmiedet sie.
Die Feindeskraft soll dieser Stahl zerbrechen.
Drum, Werker in der Heimat: rastet nie!
Was draußen Mut und Tapferkeit erzwingen,
das wär‘ nicht möglich, wenn das Eure fehlt.
Ihr müßt den Tapferen die Waffen bringen,
damit die Front da draußen hält.“

Ach nein, der Verfasser dieses feuchthosigen Freudengesanges auf die proletarischen Helden und Versorger der Wehrmacht war ja ein gewisser Hans Czettel, strammer Wehrmachtsleutnant und später SPÖ-Gewerkschaftsbundpräsident, Innenminister unter Klaus und noch bis zu seinem Tode 1980 LH-Stellvertreter in Niederösterreich. Habe ich mich vertan, um den geht es nicht. Der ist auch auf Straßenschildern unproblematisch, weil mit einem SPÖ-Parteibuch reingewaschen.

Aber noch besser ist Hermann Löns. Ein schnulziger pommerscher Heidedichter aus dem vorvorigen Jahrhundert, der kurzerhand zu einem „Verherrlicher des Nationalsozialismus" ernannt wird, starb 1914. Und 14 Historiker sind in 4 Jahren Lupenstarren nicht darauf gekommen, dass da irgendwas nicht passt? Die haben gute 120 Mannstunden Zeit zur Recherche jedes einzelnen Straßennamens und sehen nicht, was einfache nichtakademische Nichthistoriker nach zwei Minuten mit Google herausfinden?
Bis hierhin hatte ich mir noch gedacht, würde mich interessieren, was dieses überflüssige Nazigeplärr den Steuerzahler wieder gekostet hat, aber nach diesen Einblicken in die Ergebnislosigkeit solchen Tuns möchte ich es gar nicht mehr wissen. Es läuft wahrscheinlich unter der bekannten Kostenstelle „umsonst, aber nicht gratis“.

Erwähnen möchte ich aber noch ein paar Forenpostings, die gezeigt haben, dass auch wirklich alle mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und Geschichtsbewusstheit an dieses schwerwiegende lokalpolitische Problem herangegangen sind:

Der größte Skandal ist ja die Benennung von unzähligen Straßen nach Carl Aloysius Einbahn, einem Nazi der ersten Stunde.“


Ergänzt durch:

Nicht zu vergessen Hermann Wotan Sack. Auch nach ihm sind viele Gassen benannt.“

Genau so geht historische Aufarbeitung.
Gratis, aber nicht umsonst.

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