Samstag, 3. Februar 2018

Flüchtlinge

von Fragolin

Das eigentliche Unwort des Jahres 2017, das eigentlich schon lange ein solches ist und wohl auch noch in den nächsten Jahren bleiben wird, ist „Flüchtling“. Man kann dieses Wort nicht mehr benutzen, ohne dass es sofort zu überschäumenden Emotionen kommt. Auf der einen Seite die Refugiphilen, für die jeder durch die Welt ziehende Nomade automatisch pauschal und generalisierend zum „Flüchtling“ mutiert, zum Edlen vom Elend getriebenen Goldmenschen, dem Harm und Lüge fremd sind und der auch sonst alle nur irgendwie positiven und liebenswerten Eigenschaften in sich vereinigt, anders als das hassenswerte spießigweiße Nachbarspack. Und auf der anderen Seite die Xenophoben, die alles Fremde ablehnen und pauschal und generalisierend zum Bösen an sich erklären. Der eigentliche Witz ist, dass es sich um zwei relativ kleine aber lautstarke Ränder handelt. Dazwischen zerrieben werden alle, die mit Realismus an die Völkerwanderung herangehen und zwischen Kriminellen, Glücksrittern und Hilfsbedürftigen unterscheiden.

Seltsamerweise sind es genau diejenigen, die Diversität predigen, die solche beim Thema Fremde kategorisch ablehnen. Jeder, der es auch nur wagt, zwischen Hilfsbedürftigen (selbst laut UNO keine 2% der das Mittelmeer per NGO-Fährdienst Überquerenden) und Glücksrittern zu unterscheiden, wird bereits als pauschal fremdenhassendes Nazi-Ekel gebrandmarkt, denn darunter geht es heute nicht mehr. Die Spalter der Gesellschaft sind jene, die behaupten, es gäbe keine Mitte sondern nur entweder grenzenlose Liebe und Selbstaufopferung für alles Fremde oder abgrundtiefen Hass auf das Leben an sich. Es sind genau jene Linken und Wellkammisten, die sich selbst als die Guten empfinden, die mit ihrer pauschalen Verachtung und ihrem pauschalen Hass auf alle Kritiker und ihrer reflektionsbefreiten Liebe zu allem, mit dem sie ihren Kritikern ihren Hass zu spüren geben können, einen Keil in die Gesellschaft treiben, angestachelt von einer politischen Elite, die nach dem System „teile und herrsche“ gar kein Interesse an einer durchmischten Gesellschaft hat, sondern zwei möglichst lautstarke Feindgruppen bezwecken, um im Windschatten deren Trommelfeuers ihre Grauslichkeiten unbemerkt umsetzen zu können.
Und unterstützt werden sie von den mit Steuermillionen pressegeförderten und von Soros-Agenturen billig mit Meldungen versorgten Medien, die brav die immer gleiche Leier spielen, egal wie ausgenudelt die Saiten sind und wie dissonant die Töne klingen.

Und so findet sich auch heute das Unwort im „Standard“ in mehreren Meldungen, als würde es um „Flüchtlinge“ gehen bei dem, um was es geht.
So heißt es hier:

Kriegsszenen zwischen Flüchtlingen in Calais“

Das Original war noch origineller, man kann es aus der URL noch herauslesen, es hieß „Schwerverletzte bei Massenschlägereien unter Flüchtlingen in Calais“, wurde aber nach einigen Protesten, dass es bei einer Massenschlägerei wohl kaum um einen Vorgang handelt, bei dem Schusswaffen benutzt werden, abgeändert. Was blieb, waren die „Flüchtlinge“, die ja ganz offensichtlich keine sind. Es sind Glücksritter und latent Kriminelle, die in Calais herumlungern, mit Waffengewalt ihren Willen zu erzwingen suchen und sich strikt jeder staatlichen Fürsorge entziehen. Und sich eben untereinander Bandenkriege liefern und inzwischen aus einer ehemals kleinen aber feinen Hafenstadt in Nordfrankreich eine „Drecksloch-Stadt“ afrikanischen Ausmaßes gemacht haben. Schutz und Hilfe Erflehende würden sich in staatlicher Obsorge darüber freuen, endlich in Sicherheit etwas Neues aufbauen zu können und nicht im permanenten Krieg gegen Sicherheitskräfte, Polizei, Bevölkerung und sich selbst eine ganze Stadt jahrelang mit Kriminalität, Gewalt und Terror überziehen. Hindert aber die Schreibknilche nicht daran, weiterhin von „Flüchtlingen“ zu lügen.

So sehen sie aus, die traumatisierten und vor Assads Fassbomben flüchtenden Frauen und Kinder von Aleppo:
Von einer bewaffneten und aggressiven Horde junger afrikanischer Männer kann da wirklich niemand reden außer xenophoben rassistischen ultrarechten Hetzern. Also Realisten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Vertreter unterschiedlicher Nationalitäten östlich von Calais aneinandergeraten.“

Ja eh, da gab es schon mal was vor 80 Jahren, das hatte aber andere Hintergründe und betraf andere Nationalitäten, gewissermaßen näherliegende.

Noch nie ist aber ein solches Ausmaß an Gewalt festgestellt worden.“

Ach, da muss man nur deutsche Grüne und Linke fragen, die können sicher bestätigen, dass das auf dem Oktoberfest schon lange so Brauch ist. Eigentlich gibt es da jedes Jahr Massenschlägereien und Schießereien zwischen den ganzen Huberts und Günthers, nur berichten die Medien da nicht drüber, weil die alle rassistisch sind.

NGOs werfen der Polizei ein wenig zimperliches, ja brutales Vorgehen vor; Schlafende würden mit Tränengas "geweckt" und mit Schlägen vertrieben.
Collomb erklärte dagegen, seit 2016 sei kein einziges Fehlverhalten der Polizei registriert worden. Für den Gewaltausbruch macht er bewaffnete Schlepperbanden verantwortlich.“

Tja, das wird ganz besonders lustig, wenn sich der Verdacht in den Hinterkopf pflanzt, dass es sich bei den Vertretern dieser „NGO‘s“ und den Vertretern der „Schlepperbanden“ um die gleichen Personen handelt.

Calais wird dennoch ein Problem bleiben, denn einen Ausweg weiß niemand.“

Doch. LePen. Uiuiui…

Kommen wir zu etwas Bekloppterem. Auch wenn es wieder um „Flüchtlinge“ geht. Und zwar hier:

Kinderkostüm „Flüchtling“: Verkleidung wird bei Amazon verkauft“

Ah. Amazon verkauft Verkleidungen. Wer hätte das gedacht. Gerade rund um Fasching eher aufsehenerregend. Und dann auch noch als „Flüchtling“ - na, da geht es rund. Wird komplett von Schneeflöckchen gekapert, in der Luft zerrissen, niedergeschrien.
Ob man das schön findet, sei dahingestellt, das spielt auch keine Rolle. Dass in England, wo das Ganze herkommt, Flüchtlingskinder aus den Weltkriegen bis heute Helden von Kinderbüchern sind und deshalb solche Kostüme verkäuflich sind, während im deutschsprachigen Kontinentaleuropa solches eher nicht positiv beschrieben wird, spielt auch nur eine untergeordnete Rolle. Bemerkenswert ist die Empörung, die künstlich aufgepeitschte Aufregung, die von Medien wie dem „Standard“ noch befeuert wird. Es taucht das Unwort „Flüchtling“ auf, und im gleichen Moment setzt das Denken aus und das limbysche System übernimmt die Argumentation. Wie in Calais, nur mit anderen Mitteln. Verbale Eisenstangen, mediale Knarren.

Das Kostüm sei geschmacklos und menschenverachtend, so der Tenor.“

Na und? „Menschenverachtend“ ist ein Totschlag-Wieselwort aus der Floskelbingokiste für faktenfreie Berufsempörte. Kann man unter „ich weiß nicht weiter, aber ich muss irgendwas sagen um dich ins Unrecht zu setzen“ abbuchen. Und Geschmack ist etwas, was niemand objektiv bewerten kann. Immerhin gab es da mal so einen peinlichen Auftritt im TV, ich glaube 2016, wo bei einer Promi-Gala die Wellkamm-Schickeria, um sich mal so richtig als „Flüchtling“ zu fühlen wie ein kleiner Junge, der sich als Indianer verkleidet, erwachsene Schauspieler und Schickeria-Bobos Schwimmwesten überzogen und in Schlauchboote setzten. Leider nur im Festsaal und nicht mitten auf dem Mittelmeer mit Fahrtrichtung südwärts. Das hätte mir dann wieder besser gefallen.

Also was soll jetzt die Aufregung? Wenn sich die Wellkamm-Bobos gegenseitig auf die Schulter klopfen und als „Flüchtlinge“ kostümieren ist das meiner Meinung nach weit geschmackloser, als wenn englische Kinder den Anfang von „Narnia“ nachspielen. Aber es geht in Wirklichkeit ja um etwas ganz anderes: die Deutungshoheit. Schneeflöckchen ertragen nämlich einen Gedanken nicht: dass ihre Meinung, ihre Deutung, nicht die einzig gültige auf der Welt ist. Dass irgend jemand etwas anderes denkt. Dass irgend jemand auch nur akzeptieren kann, dass jemand was anderes denkt. Da knallen denen schon alle Sicherungen raus und sie toben los, wegen jeder Kleinigkeit.
Man muss immer wieder an die Reaktionen auf Mohammed-Karikaturen denken. Da erkennt man eine Bruderschaft im Geiste zwischen linken und muselmanischen Schneeflöckchen.

Folge: Alle Rezensionen wurden gelöscht (was gut ist, denn es wurde dort nur Hass ausgesprüht und nach dem eigenen Adrenalinpegel die vermeintliche politische Unkorrektheit bewertet und nicht die Produktqualität) und der Begriff „Flüchtling“ wurde aus dem Namen gestrichen (was übel ist, weil es die Kreischbojen mal wieder bestätigt hat, anstatt sie demonstrativ zu ignorieren). Und das Teil ist etwas billiger geworden (wodurch sich auch nicht mehr davon verkaufen lassen wird).
Warum aber die ganze Aufregung? Wegen dem Wort „Flüchtling“? Weil die Kinder nicht schwarz sind? Keine Adidas-Anzüge und Nike-Schuhe tragen, keine Schwimmweste und kein Schlauchboot dabei haben? Kein iPhone und kein Samsung in der Tasche? Weil selbst diese harmlose Verkleidung, für die Kinder damals wahrscheinlich ihren Lieblingsteddy geopfert hätten, ein Elend und eine Not widerspiegelt, die man heute bei „Flüchtlingen“ eher nicht findet, die angeblich zigtausende Dollar für den NGO-Fährdienst nach Lampedusa ausgeben und mit dem Smartphone Bilder von der Ankunft nach hause whatsappen?

Wenn es nach den Schneeflöckchen geht, dürfte man zum Fasching gar nichts mehr verkleiden. Keine Cowboys (Waffennnarren) oder Indianer (Kulturkolonialismus) oder Prinzessinnen (Sexismus). Nur mit einem Kostüm hätten sie wohl kein Problem, das man bei Amazon auch kaufen kann, nämlich dem Zeichen für die Weiblichkeit und Freiheit der Frau:
Ob der „Standard“ bei „Amazon“ auch schon angefragt hat, ob sich eine Burka mit den Werten des Versandhauses verträgt?

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