Alternative Fakten gibt es tatsächlich. Und genau darum ist der Begriff auch kein Unwort, seine Wahl dazu ein Akt mangelnden Verständnisses von Fakten.
Nun also „Alternative Fakten“. Nachdem es im vergangenen Jahr der Begriff des „Volksverräters“ war und im Jahr zuvor der „Gutmensch“, davor (2014) „Lügenpresse“ und (2013) „Sozialtourismus“ hat sich eine – laut FAZ – „unabhängige Jury aus Sprach-wissenschaftlern und einem Publizisten“ wieder für ein Wort als „Unwort des Jahres“ entschieden, dass nicht nur aus der politischen Diskussion stammt sondern dort ins- besondere aus der Auseinandersetzung der politisch rechten und linken Lager (diese Vereinfachung bitte ich zu entschuldigen, aber ich denke, es ist klar, was ich meine). [...]
Zum Glück eilt da ein sehr aktuelles Beispiel herbei. Man kann nämlich – so wird berichtet – faktisch richtig sagen, dass in Deutschland lebende Flüchtlinge (dabei wird vermutlich nicht zwischen Asylanten, Migranten, subsidiär Geschützten etc. unter-schieden … sei’s drum) die Krankenkassen entlasten! „Hurra“, ruft da der Gutmensch, „es lohnt sich also doch, sie alle rein zu lassen!“ [...]
Gleichzeitig kann man aber ebenfalls behaupten: „Flüchtlinge belasten das Gesund-heitssystem!“ Nanu, wie das? Ein kleiner, aber immerhin bei n-tv nicht verschwiegener Aspekt kommt hier zum Tragen: „Das Geld kommt vom Bund.“
Für mich sind diese Worte gerade durch ihre angebliche Wahl dieser Ideologen als Kampfbegriffe geadelt. Sorgen wir also dafür, das der Schuß nach hinten losgeht und gebrauchen sie kräftig und ohne Unterlass.
“Beide Schlagzeilen – „Flüchtlinge entlasten gesetzliche Krankenversicherung“ und „Flüchtlinge belasten Gesundheitssystem“ sind also durchaus richtig, wobei die erstere einen nicht ganz unwichtigen Aspekt unberücksichtigt lässt – gelogen ist sie deshalb noch nicht.”
Mich wundert nur, daß solche Sachen so dilettantisch und überhaupt nicht mehr subtil angestellt werden. Ist der Berufsstand “Mainstreamjournalist” intellektuell wirklich am Ende? Oder hat die “Speerspitze der Demokratie” tatsächlich nur in den feuchten Träumen von Nachkriegs-Lohn- schreibern stattgefunden?
Auf den sofort gebrachten Einwand von Siegfried Simperl:
Die Jury besteht aus vier Sprachwissenschaftler und einem Journalisten, die Sprachkritik auch außerhalb der Universität für relevant halten. Die Jury wird im jährlichen Wechsel durch ein weiteres sprachinteressiertes Mitglied aus dem Bereich des öffentlichen Kultur- und Medienbetriebes ergänzt. Sie arbeitet institutionell unabhängig, d.h. ist weder an einzelne Universitäten, Sprachgesellschaften/ -vereine oder Verlage gebunden.Die Jurymitglieder beteiligen sich ehrenamtlich und aus Interesse und verstehen sich als Vermittler öffentlichen Unbehagens an bestimmten Sprachgebrauchsweisen, nicht aber – ein häufiges Missverstehen – als “Sprachschützer”.Die sprachkritische Aktion basiert auf dem Interesse und auf der Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger. Jede und jeder kann zum 31.12. eines jeden Jahres schriftlich Unwortvorschläge an die Jury einreichen (bitte mit kurzer Begründung und Quellenangaben!). Die Jury “kreiert” also keine Unwörter, sondern wählt nach gemeinsamer Diskussion begründet aus den aktuellen Einsendungen aus.
1.)”Links”
2.) “Mitte”
3.) “Rechts”
http://meedia.de/2018/01/16/miserable-woche-fuer-die-drei-grossen-wochenmagazine-nur-352-794-kiosk-kaeufer-minusrekord/
"Gut gebrüllt." Danke! Ein Kommentar der die miefige Luft reinigt.
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