... als Max Bruch, längst von der Entwicklung der Musik überholt und als kompositorisches Fossil abgestempelt, als pensionierter Kompositionsprofessor an der Peußischen Akademie der Künste zwar offiziell geehrt, aber doch insgeheim belächelt, verstarb, hinterließ er unter anderem ein in seinem Todesjahr komponiertes Streichoktett, das sich neben der ebenso benannten, nur (sicher zu recht) weit berühmter gewordenen Komposition eines Felix Mendelssohn-Bartholdy keineswegs verstecken muß:
Es ist Bruchs persönliche Tragödie, daß von seinen vielen, höchst ansprechenden Kompositionen (fast) nur der eine "Ohrwurm", sein 1. Violinkonzert op. 26, landauf, landab gespielt wurde. Und, wie schon die obige Komposition beweist: wohl zu Unrecht sind die anderen Werke in Vergessenheit geraten.
Wäre es nicht höchst an der Zeit, wenigstens eine kleine "Bruch-Renaissance" zu versuchen? Immerhin hat sich da in den letzten Jahren wenigstens ein bißchen was in diese Richtung geregt. Aber harrt nicht v.a. auch der Vokalkomponist Bruch seiner verdienten Wiederentdeckung, wenn man an seine wirklich beeindruckenden Oratorien und Kantaten denkt? Bspw. an den "Odysseus", op. 41 (1871/72):
Seines erhebenden "Weihnachtshymnus" op. 62 wurde auf diesem Blog vor einiger Zeit bereits gedacht. Und was — außer der, zugegeben, durchaus herausfordernden Länge von fast zweieinhalb Stunden — spricht dagegen, daß man seinen monumentalen "Achilleus" op. 50 (1885) aufführt, ein Werk, das nicht nur in schwelgerisch schöner Melodik, sondern auch in meisterlicher Kontrapunktik exzelliert?
Und wer kann seine Bewegung verhehlen, wenn er die in edlem Wohllaut ertrinkende Vertonung des Psalms 23 (Vg. 22) "Der Herr ist mein Hirte" hört?
Der Symphoniker Bruch stand zeitlebens im Schatten seines verehrten älteren Freundes Johannes Brahms. Zurecht und doch auch zu Unrecht: fraglos spielen die Brahms-Symphonien in einer "anderen Klasse", aber auch die drei Symphonien Bruchs (Nr. 1 in Es-Dur op. 28 — Nr. 2 in f-moll, op. 36 — Nr. 3 in E-Dur op. 51) verdienten durchaus ihre Wiederentdeckung für den Konzertsaal!
Doch auch der Instrumentalkomponist Bruch ist noch für viele Entdeckungen gut! Etwa sein bei aller Virtuosität in stiller, doch tröstlicher Melancholie dahinfließendes "In Memoriam" für Violine und Orchester, op. 65, hier in einer Interpretation durch Salvatore Accardo mit dem Gewandhausorchester unter Kurt Masur:
Dieser Artikel begann mit Max Bruchs letzter Komposition, also sei er mit einer seiner frühesten Kompositionen beschlossen, einem Septett des 11-jährigen Wunderkindes, in Es-Dur, für Klarinette, Horn, Fagott, 2 Violinen, Violoncello und Kontrabaß, das er aus Anlaß der hundersten Wiederkehr des Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe komponierte, und das am 28. August 1849 uraufgeführt wurde:
Natürlich ist diese fast noch kindliche Komposition noch kein ausgereiftes Meisterwerk, doch schon hier gilt: ex ungue leonem! Jedenfalls ist es eine Huldigung, die des verewigten Olympiers von Weimar wahrlich nicht unwürdig ist ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Forums-Trolls, die die Kommentarfunktion zugemüllt hatten, machten die Moderation von Kommentaren nötig. Da der Blogbetreiber weder Zeit noch Lust hat, ständig den Blog zu beobachten, können auch mehrere Tage vergehen, bevor ein Kommentarposting freigeschaltet wird. Bitte um Verständnis.
Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die gem. DSGVO notwendige Zustimmung, daß dieser im Falle seiner Freischaltung auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger«-Software vorgegeben ist weiters, daß Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie sie bekanntgeben, gespeichert wird. Dasselbe gilt für für Meldung als »Follower« u. dergl. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars begehren, können Sie dies unter Angabe des bezughabenden Artikels, sowie von Datum und Uhrzeit ihres Kommentars tun. Ihr Kommentar wird dann innerhalb einer dem Blogbetreiber zumutbaren Zeit gelöscht wird (auch dies kann mehrere Tage dauern).
Ob etwaige Daten eines Kommentators (IP-Adresse etc.) von der »Blogger«-Software automatisch gespeichert und/oder weiterverarbeitet werden, entzieht sich der Kenntnis des Blogbetreibers, ist von diesem aber weder beeinflußbar noch kontrollierbar. Zu diesem Fragen wenden Sie sich bitte an:
https://www.google.de/contact/impressum.html
Hier finden Sie auch einen Hinweis zur »Datenschutzerklärung«:
https://policies.google.com/privacy?hl=de
Auf diesem Blog herrscht auch hinsichtlich der Kommentare weitestgehende Redefreiheit. Gelöscht werden jedoch Kommentar
1. durch deren Stehenlassen sich der Blogbetreiber strafrechtlichen Sanktionen aussetzen würde;
2. die dazu dienen, diesen Blog öffentlich zu diskreditieren;
3. Werbeeinschaltungen (auch in Form von Schleichwerbung);
4. persönliche Beleidigungen und ähnliches (bitte argumentieren Sie möglichst sachlich).
5. Kommentare, die ohne oder nur geringen inhaltlichen Zusammenhang mit dem Artikel oder dem daran schließenden Kommentarverlauf gepostet werden (»off topic«), können — evtl. nach Abwägung der Informationsinteressen im freien Ermessen des Blogbetreibers — durch den Administrator gelöscht werden.
Wem das nicht frei genug ist, dem sei dringend geraten, seinen eigenen Blog zu eröffnen.