Samstag, 6. Januar 2018

Am 2. Oktober 1920

... als Max Bruch, längst von der Entwicklung der Musik überholt und als kompositorisches Fossil abgestempelt, als pensionierter Kompositionsprofessor an der Peußischen Akademie der Künste zwar offiziell geehrt, aber doch insgeheim belächelt, verstarb, hinterließ er unter anderem ein in seinem Todesjahr komponiertes Streichoktett, das sich neben der ebenso benannten, nur (sicher zu recht) weit berühmter gewordenen Komposition eines Felix Mendelssohn-Bartholdy keineswegs verstecken muß:


Es ist Bruchs persönliche Tragödie, daß von seinen vielen, höchst ansprechenden Kompositionen (fast) nur der eine "Ohrwurm", sein 1. Violinkonzert op. 26, landauf, landab gespielt wurde. Und, wie schon die obige Komposition beweist: wohl zu Unrecht sind die anderen Werke in Vergessenheit geraten.

Wäre es nicht höchst an der Zeit, wenigstens eine kleine "Bruch-Renaissance" zu versuchen? Immerhin hat sich da in den letzten Jahren wenigstens ein bißchen was in diese Richtung geregt. Aber harrt nicht v.a. auch der Vokalkomponist Bruch seiner verdienten Wiederentdeckung, wenn man an seine wirklich beeindruckenden Oratorien und Kantaten denkt? Bspw. an den "Odysseus", op. 41 (1871/72):


Seines erhebenden "Weihnachtshymnus" op. 62 wurde auf diesem Blog vor einiger Zeit bereits gedacht. Und was außer der, zugegeben, durchaus herausfordernden Länge von fast zweieinhalb Stunden spricht dagegen, daß man seinen monumentalen "Achilleus" op. 50 (1885) aufführt, ein Werk, das nicht nur in schwelgerisch schöner Melodik, sondern auch in meisterlicher Kontrapunktik exzelliert?


Und wer kann seine Bewegung verhehlen, wenn er die in edlem Wohllaut ertrinkende Vertonung des Psalms 23 (Vg. 22) "Der Herr ist mein Hirte" hört?

Der Symphoniker Bruch stand zeitlebens im Schatten seines verehrten älteren Freundes Johannes Brahms. Zurecht und doch auch zu Unrecht: fraglos spielen die Brahms-Symphonien in einer "anderen Klasse", aber auch die drei Symphonien Bruchs (Nr. 1 in Es-Dur op. 28 Nr. 2 in f-moll, op. 36 Nr. 3 in E-Dur op. 51) verdienten durchaus ihre Wiederentdeckung für den Konzertsaal!

Doch auch der Instrumentalkomponist Bruch ist noch für viele Entdeckungen gut! Etwa sein bei aller Virtuosität in stiller, doch tröstlicher Melancholie dahinfließendes "In Memoriam" für Violine und Orchester, op. 65, hier in einer Interpretation durch Salvatore Accardo mit dem Gewandhausorchester unter Kurt Masur:


Dieser Artikel begann mit Max Bruchs letzter Komposition, also sei er mit einer seiner frühesten Kompositionen beschlossen, einem Septett des 11-jährigen Wunderkindes, in Es-Dur, für Klarinette, Horn, Fagott, 2 Violinen, Violoncello und Kontrabaß, das er aus Anlaß der hundersten Wiederkehr des Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe komponierte, und das am 28. August 1849 uraufgeführt wurde:


Natürlich ist diese fast noch kindliche Komposition noch kein ausgereiftes Meisterwerk, doch schon hier gilt: ex ungue leonem! Jedenfalls ist es eine Huldigung, die des verewigten Olympiers von Weimar wahrlich nicht unwürdig ist ...

Heute vor 180 Jahren, am 6. Januar 1838, wurde Max Bruch in Köln geboren. An der Wiege des in den Haushalt eines hohen Polizeibeamten geborenen Knaben hätten sich seine Eltern wohl nicht träumen lassen, daß er eine so andere Laufbahn als sein Vater einschlagen würde ...



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