von Fragolin
Das Fachblatt für den intellektuell anspruchsvollen Journalismus,
der „Spiegel“,
berichtet intellektuell anspruchsvoll über eine folkloristische
Unannehmlichkeit in Bremen. Der Artikel strotzt erwartungsgemäß vor
neutralen Fakten und messerscharfen Fragen. Anders als in der „Welt“,
die zwischendurch in dumpfen Rechtspopulismus abgleitet. Das ist
natürlich ein Fall für mich, wollen doch meine sich langsam auch
auf diesem Blog einfindenden Kritiker oder neudeutsch „Hater“,
also selbsterklärte Bewahrer der Wahrheit und Freiheit, die jeden,
der den Ergüssen der Medien nicht vorbehaltlos glaubt, sofort
ferndiagnostisch des rechtsextremen Abgleitens ins Nazitum
überführen, irgendwas zum Anrubbeln haben.
Was ist passiert? Ein MannTM hat einen anderen MannTM
vor einem Supermarkt erschossen, nachdem die Beiden einen Streit
hatten. Ganz normal zwischen MännernTM. Worüber die sich
gestritten haben, konnten auch Augenzeugen nicht erklären, weil es
keiner verstehen konnte. Auch das ist normal zwischen MännernTM,
dass zumindest Schon-länger-hier-LebendeTM das nicht
verstehen, was die MännerTM sagen oder wollen. Oder auch
nur hier zu suchen haben.
„Am
Vormittag sind vor einem Supermarkt in Bremen mehrere Schüsse
gefallen. Ein Mann wurde angeschossen. Inzwischen ist er laut
Polizeiangaben gestorben.“
So weit, so schlecht.
„"Die
Schüsse fielen im Eingangsbereich des Rewe-Supermarktes", sagte
Frank Passade, Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft. Die Identität
des Opfers sei bekannt. Der 25-Jährige stamme aus
Nordrhein-Westfalen. Den Ermittlern zufolge kannten sich Täter und
Opfer. Ein terroristischer Hintergrund werde ausgeschlossen.“
Okay.
Die Identität ist bekannt. Hilft dem aber auch nicht weiter.
Interessant
ist aber der Hinweis, das Opfer „stamme aus
Nordrhein-Westfalen“, wenn in einem Video, das durchs Netz
geistert, eine junge Frau eindeutig erklärt: „Das waren keine
Deutschen.“ Man kann inzwischen also aus NRW „stammen“ und
trotzdem „kein Deutscher“ sein.
Egal.
Der
Hinweis, dass ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen sei,
verstört etwas. Wenn bei einem Streit einer eine Waffe zieht,
vermutet doch keiner Terror. Außer man weiß etwas über Herkunft
und religiöse Ausrichtung des Täters, die einen solchen Verdacht
selbst bei „normalen“ Verbrechen aufkommen lassen.
Danke
für den Tipp!
Mal ein anderer Fall:
Aktuell etwa 400 Mann der österreichischen Polizei, darunter
Angehörige der Elitetruppen „Cobra“ und „WEGA“, durchforsten
ganz Österreich nach dem Doppelmörder von Stiwoll, der im Streit
seine Nachbarn erschossen haben soll. In diesem kleinen Ort, nahe der
Stelle wo sich Fuchs und Hase Gutenacht sagen, blieben Schule und
Kindergarten tagelang aus Sicherheitsgründen geschlossen und die
Bevölkerung wurde kriseninterventionistisch betreut. Permanent gehen
neue Warnungen für verschiedene Regionen Österreichs durch die
Medien, dass der irre Bewaffnete dort auftauchen könnte und eine
Gefahr für die Bevölkerung darstelle, weil bewaffnet und
offensichtlich bekloppt eine meist für die Umwelt eher unangenehme
Paarung darstellt. Was hat der Irre von Stiwoll, dessen Fahndungsfoto
bereits Stunden nach Entdeckung seiner Tat durch die landesweiten
Medien ging, was der MannTM von Bremen nicht hat? Eine
Waffe? Einen Knall? Mangelnden Migrationshintergrund?
Jedenfalls
weiß der „Spiegel“
über den MannTM
von Bremen:
„Es
gebe keine Hinweise, dass die Bevölkerung gefährdet sei, hieß es
weiter.“
Ach.
Der geht mit einer geladenen Knarre einkaufen. Hat die praktisch
immer dabei. Rastet bei einem Streit aus, ist sofort bereit die
Knarre einzusetzen und Menschen zu erschießen. Ist mit der geladenen
Knarre auf der Flucht. Ein bewaffneter Mörder. Noch harmloser kann
man gar nicht sein.
Wenn man eben ein MannTM ist. Dann hat man das
Engelchen-Gen, das Goldstück-Abzeichen, den Unantastbaren-Bonus, die
Merkel-Krone.
„Der Supermarkt
liegt in einem Gewerbe- und Wohngebiet in Oslebshausen, drei
Gehminuten entfernt vom Bahnhof.“
Welche
Relevanz hat dieser Satz? Was ändert das, wenn der am Waldrand oder
dem Ufer eines Karpfenteiches liegt? Zumindest unterstreicht es die
Gefahrlosigkeit des Täters, dass der sehr wahrscheinlich bewaffnet
und durchgeknallt in einem Wohngebiet untergetaucht ist.
Ist
ja nicht so tragisch, vor Allem, wenn man sieht, was das für ein
Wohngebiet ist.
„Das Viertel
gehört zum Bremer Ortsteil Gröpelingen und ist wegen der Hafennähe
eher ein klassisches Arbeiterviertel.“
Finde
ich wohlklingend geschrieben. Nicht so herablassend wie die „Welt“,
die gleich weiß:
„Der
Bremer Stadtteil Gröpelingen hat einen überdurchschnittlichen
Anteil sozial schwacher Bewohner.“
Liebe
Kanzleusenpostillone, könnt ihr mir mal bitte „soziale Schwäche“
definieren? Sozial würde ja heißen, mit der Gesellschaft verbunden,
in der Gesellschaft verankert, gesellschaftsfähig. „Sozial
Schwache“ sind also Abgehängte und Ausgebremste? Sowas wie
„sozialer Brennpunkt“? Also für mich klingt das nicht gerade
nach „klassisches Arbeiterviertel“ sondern eher nach
„Marxloh-Klon“.
„Was der Mann
aus Nordrhein-Westfalen dort in dem Supermarkt machte, ob er in
Bremen wohnte oder arbeitete - all das ist noch unklar.
Was der MannTM überhaupt in Deutschland tat, wird eine
Frage sein, die in den nächsten Tagen wohl noch aufkommen wird. Dass
er aus NRW gekommen ist, mag sein, dass er aus NRW „stammt“, darf
bezweifelt werden.
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