Kurze Mitteilung, insbesondere an die katholischen Leser dieses Blogs: heute morgen bin ich aus der RKK ausgetreten. Fast »sauber« zum Halbjahr 2017 (da der 1. Juli ein Samstag war, und daher die Behörden geschlossen, ging's nicht exakter).
Es wird dem akuten Papst zwar piepegal sein (dem sind noch ganz andere Sachen piepegal!), aber mein Austritt hat v.a. mit ihm zu tun. Ich halte ihn und seine Kirchenpolitik für — wie der Engländer sagen würde — a thundering disgrace. Es reicht einfach irgendwann mal.
Ich weiß, ich weiß ... »Man ist nicht deshalb katholisch, weil einem der Papst gefällt!« ... Und was dergleichen Stehsätze und Durchhalteparolen einem sonst noch geboten werden. Habe ich immer wieder gesagt bekommen; dennoch: es reicht einfach irgendwann mal.
Ich selbst bin Unternehmer und kein Heiliger Vater, und doch würde ich mich nie einem Mitarbeiter gegenüber so arschlochmäßig verhalten, wie der Pontifex sich gegenüber einem seiner wichtigsten Mitarbeiter letzten Freitag verhalten hat, indem er ihm unangekündigt eine »
fristlose Entlassung« ausgesprochen hat, ohne daß dieser sich auch nur die geringste Verfehlung zuschulden kommen hat lassen (außer, daß er nicht immer devot auch noch die schrägsten Aussagen seines Chefs abnicken wollte).
Seine Aktionen gegenüber dem Malteserorden (wegen dieses
famosen Herrn) habe ich bereits
Ende Jänner kritisiert; inzwischen hat Papst Franz sich mit Drohungen und Erpressungen durchgesetzt; die — mehr oder weniger — edlen Ritter sind brav eingeknickt und
haben sich demütig unterworfen, statt dem verhaltensoriginellen Jesuiten vom La-Plata-Strand einfach den Mittelfinger zu zeigen.
Der Lokal-Satrap von Papa Franz in der Erzdiözese Wien, ist ebenfalls eine schwere Zumutung für meine Magenschleimhaut (ca. Stärke 9 bis 10 auf der nach oben offenen
Liebermann-Skala ...) — warum also soll ich das alles noch weiter durch meinen Kirchenbeitrag unterstützen?
Zudem (und ich habe auf diesem Blog kein Hehl daraus gemacht): in zentralen Glaubensfragen bin ich längst zu ziemlich anderen Sichtweisen gelangt, die meine weitere Zugehörigkeit in der RKK ohnehin nur einem gewissen Pietätsgefühl der seit frühester Kindheit »angestammten« Religionsgemeinschaft geschuldet erscheinen lassen.
Daher also: Verabschiedung! Ob es ein Wiedersehen gibt, bei anderem »Bodenpersonal«, oder auch nur feige, in den Nöten der Todesangst am Sterbebett — wer kann's wissen?! Nach derzeitigem Stand der Dinge würde ich es eher ausschließen. Aber was weiß der Mensch schon von seiner Zukunft ...
»On revient toujours à ses premières amours«, wie der Franzose sagt. Und meine »erste Liebe« war nun mal nicht die RKK oder der Glaube, sondern die Vernunft und v.a. die — mal heitere, mal eher bohrende — Skepsis. Zu beidem bin ich längst zurückgekehrt, also ist es nur korrekt, dies auch mit meinem Kirchenaustritt formell zu bestätigen.
Den explizit »katholischen« Lesern auf diesem Blog kann ich versichern: es wird sich — wenigstens von meiner Seite — nicht viel ändern. Wie in den letzten Jahren werde ich auch weiter meinen zwar kritischen, aber nicht »glaubens-unfreundlichen« Standpunkt vertreten, und v.a. die immensen Kulturleistungen und geistig-weltanschaulichen Befruchtungen, die unser Abendland der RKK (und dem Christentum überhaupt) verdankt, zu schätzen und auch zu würdigen wissen.
Nur mit der Organisation will ich nichts zu tun haben, und werde mich ab jetzt zu Kircheninterna (das ist wenigstens mein Vorsatz, mal sehen, ob der Polemiker ihn durchhält!) nicht, oder eben nur dann äußern, wenn es »gesamtpolitische« Wirkungen zu erwähnen gibt (sei es lobend oder tadelnd).Und natürlich werde ich aus gegebenem Anlaß auch Themen aus der Kirchengeschichte, oder aus Anlaß von Gedenktagen Biographisches zu einzelnen, mir bedeutsam und/oder exemplarisch erscheinenden Protagonisten ansprechen. Bei Kirchenexterna, also in den Belangen, wie die RKK nach außen hin auftritt, wird es ebenso gelegentlich Stellungnahmen geben.
Noch etwas: blogözesane & katholibanische Entrüstungen unter den Kommentaren werden künftig einfach ignoriert und nicht mehr freigeschaltet. Die Beschäftigung damit vergeudet Lebenszeit, von der mir vermutlich nicht mehr so viel verbleibt, als daß ich das noch wollte. Wem das nicht paßt: der Exit-Button ist bereits erfunden worden ...
Ab einem bestimmten Alter ist der Mensch eben nicht nur für sein Gesicht, sondern auch für seine Ansichten allein verantwortlich. Zeit, sich dieser Verantwortung zu stellen ...
"Und meine »erste Liebe« war nun mal nicht die RKK oder der Glaube, sondern die Vernunft und v.a. die — mal heitere, mal eher bohrende — Skepsis. Zu beidem bin ich längst zurückgekehrt, also ist es nur korrekt, dies auch mit meinem Kirchenaustritt formell zu bestätigen."
AntwortenLöschenEs ist natürlich eine Kunst mit zunehmendem Lebensalter, Glaube und Vernunft nicht gegeneinander auszuspielen oder als grundsätzlich kontraproduktiv zu betrachten. Als katholischer Christ sehe ich persönlich die Vernunft und den Glauben als Einheit.(Ratzinger hat erhellendes dazu geschrieben). Beide Seiten, so sie denn unversöhnlich gegenüber stehen, sollten sich allerdings der Demut unterordnen und die Wahrheit als nicht gepachtet betrachten. Als katholischer Christ fühle ich mich natürlich angesprochen vom Austritt aus der "Organisation" Kirche. Es ist für mich allerdings kein Grund katholibanisch entrüstet zu sein. Die "Organisation" Kirche existiert nicht. Der Stifter wollte keine Organisation, sondern eine von lebendigen Steinen erbaute Kirche. So zumindest sieht es der Apostel Paulus, dem die Kirchensteuer ein Graus gewesen wäre. Augenzwinkernd kann man den Penseur sogar beneiden. Er hat die Möglichkeit aus der "Organisation" Kirche auszutreten. Der überwältigenden Mehrheit der Katholiken auf diesem Planeten ist das nicht vergönnt.
Bei manchen Studierten dauert dieser mentale Reifeprozess nun mal viele viele Jahre.
AntwortenLöschenWarum auch immer, ich ungebildeter Nachkriegs-Prolet habe bereits in den frühen 70ern bei dieser Hirnwäschefirma gekündigt, was weder meinem Glauben noch meinem Unglauben bisher geschadet hat ... hoffe ich zumindest. Und über das Jenseits mache ich mir Gedanken, wenn der Sensenmann dreimal klingelt und das Licht ausknipst, weil mein universelles Stromvolumen verbraucht ist.
Ich möchte nicht wissen, mit wie viel Geld der sicherlich hoch dotierte Denker diesen skandalösen totalitären Altmännerverein all die vielen Jahre subventioniert und somit belebt hat, obwohl er immer weniger mit dessen Programm harmonierte.
Sein 'Outing' kommt mir irgendwie vor, als würde mir jemand stolz erklären, er hatte nach einem halben Jahrhundert treuer Zahlungsmoral aufgehört, die nun endlich als kriminell erkannte Mafia zu alimentieren. Wobei der Vatikan dem Aussteiger wohl kein Killerkommando schicken wird.
Eine Heldentat ist dieser reichlich späte Austritt also wahrlich nicht.
Cher "Reichtümler",
AntwortenLöschenBei manchen Studierten dauert dieser mentale Reifeprozess nun mal viele viele Jahre
Bei "ngebildeten Nachkriegs-Proleten" (your words, not mine) hingegen geht's ratzfatz. Können Sie stolz drauf sein!
Schön zu wissen, daß Unbildung Entscheidungen erleichtert. War von mir aber immer schon vermutet worden, ändert aber nichts daran, daß ich Bildung trotzdem bevorzuge ...
... habe bereits in den frühen 70ern bei dieser Hirnwäschefirma gekündigt
die aber nur Hirne wäscht, die sich waaschen lassen wollen. Im Unterschied zu anderen "Firmen".
Sein 'Outing' ...
Ach, "Outing" war das keines! Nur eine Art Warnhinweis an etwaige Katholibans, daß sie durch das Lesen dieses Blogs künftig einer Kontakt-Kontamination ("Lies nicht bei Ketzern!") unterliegen.
Ich möchte nicht wissen, mit wie viel Geld der sicherlich hoch dotierte Denker diesen skandalösen totalitären Altmännerverein all die vielen Jahre subventioniert
Wenn Sie diese Ungewißheit ernstlich bedrückt, können Sie gern ein paar Bitcoins zu mir rüberwachsen lassen. Werden ebenso genommen wie Gold-Philharmoniker u. dergl. ...
Eine Heldentat ist dieser reichlich späte Austritt also wahrlich nicht.
1. ist mir Ihre Einschätzung von "Heldentaten" einigermaßen egal (vermutlich etwa so egal wie dem akuten Pontifex mein Austritt); und
2. pflege ich "Heldentaten" nicht mit einem "es reicht einfach irgendwann mal" anzukündigen.
@penseur
AntwortenLöschenErbsenzählermodus: Über dem Posting steht: "Irgendwann recht's halt"
Nicht das es wichtig wäre, allerdings musste ich schmunzeln.
Oooops! Fehler wurde sofort ausgebessert. Danke für den Hinweis!
AntwortenLöschen@ Gerd Franken
AntwortenLöschenIhr 2. Erbsenzählermodus-Satz beginnt s.o.
Ich erlaube mir, den wie folgt zu korrigieren: "Nicht, dass es wichtig wäre, ..."
Was mich bei so klugen Leuten fasziniert. Bergolio ist doch nicht Chef der Kirche sondern ein schlimmer Mietling und Sie verraten den wirklichen Chef Jesus, wenn Sie dem Bergolio die Kirche überlassen
AntwortenLöschenChère Creszenzia,
AntwortenLöschennun fürchte ich, werde ich Sie bestürzen, wenn ich Ihnen sage: ich glaube nicht, daß ich "den wirklichen Chef Jesus" verrate, weil für mich dieser eben einfach nicht "mein wirklicher Chef" ist, sondern eine (halb-)mythologische Figur, deren (ihm wohl größtenteils nur in den Mund gelegten) Lehren ich teils ablehnend, aber in vielen Belangen doch durchaus positiv gegenüberstehe. Aber das macht ihn mir zum (teilweisen) Vorbild, oft zur spirituellen Anregung, aber nicht zum "Chef".
Ich weiß aus früheren Zeiten, daß dies für einen "Gläubigen" (der ich nie war, ich hatte es mir höchstens eine Zeit lang eingeredet) nicht nachvollziehbar ist. ein Gläubiger hat nämlich so etwas wie eine (so wurde mir wenigstens gesagt) "personale Beziehung" zu Jesus. Die hatte ich nie und habe sie auch jetzt nicht. Früher dachte ich: "Was 'stimmt' mit mir nicht, daß die das so empfinden, und ich nicht" — heute denke ich mir einfach: "Nun, ist halt so!"
Und für jemanden wie mich ist dann, wenn einem der Papst und seine mich näher betreffenden Untergebenen (zuständiger Bischof & Co.) nur noch auf den Keks gehen, die Konsequenz eben die, zu sagen: "Danke, das war's jetzt!"
Ich versuche niemanden zu einem ähnlichen Vorgehen zu überreden, noch mißgönne ich den Bleibenden ihre Beharrlichkeit: nur ... mir bedeutet das alles nichts mehr. Oder, sagen wir: jedenfalls nicht genug, um mich zu einem Bleiben zu veranlassen.
Außerdem wäre ein rationaler Deist doch eine etwas seltsame Erscheinung in der RKK!
Was mich mit der RKK (und zwar v.a. mit dem Tradi-Flügel derselben!) verbindet — die Liebe zur Latinität, die Freude an irgendwie nüchternen und doch in sich schönen, stimmigen Formen und Riten, das Verständnis für sakrale Kunst und Musik, der intellektuelle Reiz scholastischer Feinbügelei — all das kann ich auch ohne Mitgliedschaft genießen.
Endlich ledig zu sein meiner Abneigung, mit jedem Mitbeten des "Gloria" oder "Credo" im Verlauf einer Messe mir selbst sagen zu müssen: "Wenn du jezum Schluß 'Amen' – d.h.: 'So ist es!' – sagst, dann bist du eingentlich nichts als ein bigotter, konventioneller Heuchler, denn du glaubst doch 90% davon gar nicht!" ...
Wenn Sie an all das glauben: wunderbar für Sie! Seien und bleiben Sie damit glücklich! Ich hingegen habe es nie geglaubt, und war daher nicht glücklich damit. Gönnen Sie mir also mein Glück, darauf in Hinkunft verzichten zu können.
Lieber Penseur, Danke für die Antwort.und Ihre guten Wünsche. Ich bin wirklich dankbar Glauben zu können und schon oft Hilfe dadurch erhalten zu haben. Und ich bedaure daß Sie nicht glauben können. Um altmodisch gesagt um Ihres Seelenheiles willen. Aber das Personal Ist momntan wirklich unter aller Sau
AntwortenLöschenWillkommen in Freiheit und Wahrheit. Ich habe den bigotten Gutmenschenverein vor 17 Jahren Adieu gesagt. Nach meiner Heirat die zweitbeste Entscheidung meines Lebens.
AntwortenLöschen"denn du glaubst doch 90% davon gar nicht!" ...
AntwortenLöschenEs würde den Kommentarbereich wohl sprengen, aber die 10% würden mich interessieren.
Chère Creszenzia,
AntwortenLöschendanke für Ihre freundlichen Zeilen! Nur um ein Detail klarzustellen: »... ich bedaure daß Sie nicht glauben können« geht doch etwas zu weit in seiner Aussage!
Es ist nicht so, daß ich nicht »glauben« könnte, sondern daß ich (und da meine ich durchaus essentialia des üblichen christlichen Glaubens, wie z.B. die Soteriologie, die Trinitäts- und Sakramentenlehre!) vieles von dem nicht glaube (bzw. glauben kann), was in Denzinger & Co. als Dogmen verzeichnet ist.
Als »Gedankengebäude« hat es für mich zwar durchaus einen intellektuellen Reiz — aber »glauben« ... sorry, nein!
"Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen."
AntwortenLöschenGilbert Keith Chesterton
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
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AntwortenLöschenWerter Penseur,
AntwortenLöschenvielen Dank für die Bemühung meinen "Wissensdurst" zu stillen. Gott ist ewig, unendlich und allmächtig. So bin ich überzeugt, dass er die fehlenden 90% ausfüllen kann, wenn die Zeit reif ist. Das sage ich mit dem Hinweis, dass ich selber, was die Erkenntnis des Willen Gottes angeht, vielleicht 1% angekratzt habe, wenn überhaupt. Aber jeder Tag ist einer. Und die Hoffnung sollte uns alle antreiben. Nochmal Danke für die Ehrlichkeit.
Das gleiche habe ich schon vor Ihnen gemacht. Aus der EK, Kirche ist einfach (fast nur) noch schlimm.
AntwortenLöschenAnmerkung zu den beiden gelöschten Kommentaren: ich habe mich entschlossen, die doch recht ausführliche Darlegung meiner religiösen Ansichten als einerseits doch nicht präzise genug formuliert, und andererseits als doch einigermaßen off-topic zu löschen.
AntwortenLöschenJener Kommentarposter, den's interessiert hat, hat sie bereits gelesen (wie an seiner Rückäußerung ersichtlich), und damit haben sie ihren Zweck erfüllt. Und meine Sehnsucht danach, mich in zehn Jahren unter Hinweis auf dieses (selbst mich ja nur aus früherer Zeit zitierende) Kommentarposting auf Differenzen mit meinen dann vielleicht vertretenen anderen Ansichten »rechtfertigen« zu müssen, hält sich in Grenzen.
Und: sooooo interessant sind meine Ansichten über Gott und die Welt nun auch wieder nicht ...