Mittwoch, 17. Mai 2017

Unser Müll

von Fragolin

„Wir“ sind universalschuldig. „Wir“, da darf man wahrscheinlich auf dunkeldeutsche Weise rassistisch trennen bei der Deutung, wer mit „wir“ gemeint ist. „Wir“, das sind wir Bio-Österreicher, die von Blättern wie „heute“ angesprochen werden, wenn sie uns mahnend berichten:

Unser Plastik-Müll zerstört ein Südsee-Paradies!“

Wie „unser“ Plastik-Müll jetzt in die Südsee kommt, ist noch nicht ganz geklärt. Wenn man den üblichen Weg einer der üblichen von Naturliebhabern direkt vom ufernahen Radweg in den Inn geworfenen PET-Flasche üblicher isotonischer Naturliebhaberformerhaltungswässerchen anschaut, dann ist es zwar durchaus möglich, dass dieses Teil irgendwann auf einem recht abenteuerlichen Weg bis in den Pazifik gelangt, aber um jetzt dort aufzutauchen, hätte sie vor mehreren hundert Jahren in den Inn geworfen werden müssen. Was jetzt einige logische Probleme schafft, weil es damals weder Naturliebhaber noch Radwanderwege gab und auch die Erfindung isotonischer Plörre in geronnener Giftverpackung war damals noch niemandem eingefallen. Man hätte es wahrscheinlich sogar für eine ziemlich kranke Verkettung gehalten, wenn einer, der sich als Naturliebhaber verkleidet, seinen in etwa zehntausend Jahren zerfallenden Müll in die Natur schmeißt. Aber wie gesagt, damals gab es noch keine Naturliebhaber und Müll landete ausschließlich über den Rinnstein im Fluss, was aber nicht so schlimm war, weil das meiste eh biologisch abbaubar war: Exkremente, Essensreste und gelegentlich anfallende Kadaver. Die hätten es selbst bei günstiger Strömung nie am Stück bis in die Südsee geschafft.

Also zurück zu unserem Grundproblem: Wie kommt „unser“ Plastikmüll in Echtzeit in die Südsee? Werden die Flüchtlingsbomber bei ihren Leerflügen zur Abholung der Neusiedler gleich mit Müll beladen und der über günstiger Strömung Richtung Südsee verklappt? Oder hat man das Beamen erfunden und teleportiert den unverrottbaren Dreck von als Müllverbrennungsanlagen getarnten Energiestationen direkt in den Pazifik?

Ich weiß es nicht. Ich kann das Rätsel nicht lösen. Eigentlich bleibt nur eine Möglichkeit übrig: Dieser ganze Dreck wird von den Völkern der pazifischen Anrainerstaaten einfach auf strandnahe Deponien gekippt, in der Hoffnung, die nächste Flut klärt das Problem. So weit, so schlecht. Daraus würde sich nur eines ergeben: bei aller Empörung und allem Jucken im Nacken, gleich morgen beim Nachbarn zu kontrollieren, ob der auch gesetzeskonforme Mülltrennung betreibt und beim Einkauf ressourcenschonend kunststoffsparend agiert, handelt es sich bei diesem Müll im Pazifik nicht um „unseren“ Müll.

Aber warum steht das dann so in der Zeitung?
Die lügen doch nie! Oder??

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