… ist, daß man endlich dazukommt, vor Jahren gelesene (und daher bereits wieder halb vergessene), gescheite Sachen in aller Ruhe nochmals zu lesen. Und dabei bspw. in Paul Feyerabends Buch „Erkenntnis für freie Menschen“ (Veränderte Ausgabe, edition suhrkamp 1011, Frankfurt 1980) auf folgende bedenkenswerte Überlegungen zu stoßen:
Der Rezensent der Frankfurter Allgemeinen (21. August 1979) erhebt Zweifel an der Mündigkeit des Durchschnittsbürgers und kritisiert mich wegen meines blinden Vertrauens in selbige. Die Sache liegt andersherum. Ich vertraue nicht dem Durchschnittsbürger, ich mißtraue den Wissenschaftlern, den Philosophen und überhaupt allen Eliten, die ihre Gier als Menschenliebe und ihre mangelnde Mündigkeit als Expertentum (und, neuerdings, als ›kritisch rationales Vorgehen‹) hinstellen und es für selbstverständlich halten, daß man ihre Produkte nicht nur teuer bezahlen, sondern auch das Leben aller ihnen entsprechend einrichten wird. Eine solche Kurzsichtigkeit findet man beim Durchschnittsbürger nur selten. Außerdem haben alle Bürger die Pflicht, auf die Vorgänge im Staatswesen zu achten — und das schließt ein: Überwachung von Forschung, Erziehung, Heilung, Gefängniswesen und dergleichen mehr. Selbst ein geistig minderbemittelter Ganove durchschaut den Gefängnispsychiater in zwei bis drei Wochen und fällt nicht mehr auf seine gelehrte Pose herein; ganz im Gegenteil — es gelingt ihm oft, den gelehrten Herrn an der Nase herumzuführen. Will man behaupten , daß sich solche Talente nur im Gefängnis entwickeln? Gegen die Dummheit ist natürlich kein Kraut gewachsen — wohl aber gegen die Institutionalisierung der Dummheit als ›Erkenntnis‹, ›Erziehung‹, ›kritisch-rationales Denken‹ und dergleichen mehr. (a.a.O., Fußnote 52 auf Seite 163)Goldene Worte, die heute als Warnschild über allen „contemporary issues“ (Genderei, Klimawahn & Co.) unserer politkorrekten „Experten“-„Demokratie“, die sich fatal wenig von einer Diktatur der etablierten Meinung unterscheidet, angebracht werden sollten. Nein: müßten!
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