Dienstag, 11. April 2017

Das Nasse wollten sie treffen



von Fragolin

Komisch. Die Amerikaner haben in Syrien angeblich extra danebengeschossen (wir kennen die gute alte Grundregel: Wenn etwas ein offensichtlicher Schlag ins Wasser war, musst du beteuern, genau das Nasse treffen zu wollen) weil auf dem Stützpunkt ja Chemiewaffen hätten gelagert gewesen sein können. Hätte hätte Fahrradkette.

Erstens: wenn der ernsthafte Verdacht bestanden hätte, dass dort Chemiewaffen lagern die freigesetzt werden könnten, wäre ein Bombardement ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das zielgenaue Arbeiten der High-Tech-Waffen sieht man ja daran, dass gerade mal die Hälfte der abgeschossenen Marschflugkörper überhaupt das Ziel erreicht haben.

Zweitens: Wenn also hätte gewesen sein können, warum wird dann die Möglichkeit, dass Assads Truppen einen Stützpunkt der Terroristen bombardiert haben, wo die Giftgas gelagert haben, nicht einmal angedacht bzw. kaltschnäuzig vom Tisch gewischt?

Drittens: Warum wird nicht ein einziges Mal hinterfragt, woher die Amerikaner die Informationen haben wollen? Denn bis jetzt hört man nur Konjunktive und „Mutmaßlichkeiten“. Weil mein Nachbar vielleicht ein Cyberkrimineller sein könnte, immerhin hat er einen neuen Laptop, kann man ihn ja auch nicht vorbeugend liquidieren, oder? Wag the dog…

Viertens: Warum sollte Assad dort Giftgas haben und es auch noch einsetzen, wenn es ihm in jedem Fall schaden und seinen Feinden nur nutzen würde? Und warum setzt er es angeblich immer genau dann ein, wenn es den Amerikanern und den Terroristen in den Kram passt? Das ist doch rational nicht argumentierbar.

Ach ja, ein Schmankerl steckt da noch in dem Artikel, ich meine außer der dreisten Behauptung, es wäre einfach so wie das Pentagon (mit welcher Quelle?) behauptet (das zum Thema erzwungener Quellenrecherche und Wahrheitsüberprüfung auch durch private Blogger, für Kaufmedien gilt das scheinbar nicht, die können alles unhinterfragt verbreiten), wird auch noch vermeldet:

„Laut der Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde die Basis einen Tag nach dem US-Angriff wieder benutzt.“

Mal ganz davon abgesehen, dass aus der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte inzwischen schon die Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde, also scheinbar der einzigen wirklich wahren, wird einmal mehr nicht erwähnt, es dabei mit einer Ein-Personen-Organisation zu tun zu haben, die das Einhalten der Menschenrechte inzwischen scheinbar weltweit aus einem mittelenglischen Reihenhausfenster beobachtet. Und nebenher eine Person ist, die ihren glühenden Hass auf Assad ebenso offen kommuniziert wie eine bereits nachweislich recht lange Liste an Falschmeldungen und Tatsachenverdrehungen.

Man schreibt mal wieder vollkommen unreflektiert offizielle Pressemeldungen von Propagandaschleudern ab, deren Unseriosität bereits mehrfach eindeutig nachgewiesen wurde, ohne zumindest darauf hinzuweisen, dass die Quelle fragwürdig sei. Und das gilt für das „Hussein hat Massenvernichtungswaffen!“-Pentagon ebenso wie für die „Assad lässt Babys in Brutkästen ermorden!“-„Beobachtungsstelle“.

Liebe Medien, so geht FAKE NEWS. Würden die Gesetze gegen das Verbreiten von Faschmeldungen auch für Verlagshäuser greifen, müsste man um die nur noch einen Stacheldrahtzaun ziehen und die Fenster vergittern, dann spart man sich den teuren Transfer in den Knast.

2 Kommentare:

  1. Ich weiss nicht, lesen wir vielleicht unterschiedliche Kurier-Artikel?
    In dem, den ich gelesen habe, steht nur, dass die Ami absichtlich nicht auf die vermuteten Giftgasdepots gezielt hätten, aber ansonsten ein Fünftel der operativen syrischen Luftwaffe vernichtet hätten. Nach den Bildern zu urteilen (wenn sie echt sind), klingt das glaublich.

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  2. Cher Rizzo Chuenringe,

    ohne mich in Ihren Dialog mit Kollegen Fragolin einmengen zu wollen: aber der Unterschied scheint zu sein, daß Sie einem Kurier-Artikel Glauben schenken, wogegen Fragolin dem von ihm zitierten Kurier-Artikel mehr als mißtrauisch gegenübersteht. Daß man dann zu unterschiedlichen Einschätzungen kommt, ist eigentlich selbstverständlich ...

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