Montag, 3. April 2017

"Das Gras steht wieder auf"


Was auf den ersten Blick tröstlich klingen will, geht schon im nächsten Vers mit den Worten "die Öde verschlingt ihn" weiter. Nein, kein Trost scheint gewiß ...


Und dennoch: die Nebel und Schatten lichten sich in der Rhapsodie für Alt-Solo, Männerchor und Orchester, op. 53, von Johannes Brahms.

Auch Brahms' Leben stand oft unter dem Eindruck, daß ihn die Öde verschlinge. Und doch öffnete sich auch ihm sein oft so umwölkter Blick zur reinen Schönheit und Harmonie. Und als er ging, stand, wohl ohne daß ihn deshalb Öde verschlangen hätte, auch nach ihm das Gras wieder auf, das die Kämpfe zwischen "Brucknerianern" und "Brahminen" mit lustvoller Wut zertrampelt hatten (anders als die Namensgeber der beiden Parteien, die einander zwar fremd, doch achtungsvoll gegenüberstanden ...). Als er ging, heute vor 125 Jahren, am 3. April 1892, werden auch ihm als Durstenden in der Wüste tausend Quellen sichtbar geworden sein.

Auch ich sang seinerzeit als Student einst unter den Bässen mit bei diesem Werk. Und, wiewohl keine übertrieben rührselige Natur, muß ich gestehen, daß mir beim Einsatz des Alt-Solos zu den Worten "Ist auf deinem Psalter ..." Tränen in die Augen zu steigen begannen.


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