„Es gibt diesen Tag im Leben eines jeden Menschen, wo er sich
einer Sache definitiv sicher ist. Wo er genau und 100%ig weiß, dass es
so kommen wird wie er es sich niemals gewünscht hat. Ein solcher Tag ist
auf der einen Seite bedrückend, auf der anderen ungemein befreiend.“
Das hat Susanne Kablitz am 10. Februar geschrieben. Hat Sie bei
diesen Zeilen daran gedacht, dass sie sich wenige Tage später das Leben
nehmen wird? Vor einigen Wochen habe ich die streitbare und ungemein
sympathische Libertäre zum ersten Mal getroffen. In einem Café in
unserer Kleinstadt am Niederrhein.
...
schreibt Klaus Kelle in seinem kurzen, berührenden Nachruf auf die nach langer Krankheit vorgestern aus dem Leben geschiedene Autorin und frühere Politikerin.
Einen Tag vor ihrem Tode hatte sie auf ihrem Blog einen mutigen, wenn auch an diesem real existierenden "Schland" verzweifelnden Artikel veröffentlicht:
Es gibt diesen Tag im Leben eines jeden Menschen, wo er sich einer
Sache definitiv sicher ist. Wo er genau und 100%ig weiß, dass es so
kommen wird wie er es sich niemals gewünscht hat. Ein solcher Tag ist
auf der einen Seite bedrückend, auf der anderen ungemein befreiend. Denn
man weiß, dass man gegen den Fortgang der Geschichte nicht ankommen
wird. Egal, was man schreibt oder sagt oder tut.
Ludwig von Mises war in einer ähnlichen Situation vor vielen
Jahrzehnten. Damals sagte er sinngemäß, dass er zur Aufklärung , zur
Weitsicht und zur Vorsicht in der Welt beitragen wolle, aber
letztendlich nur „zum Geschichtsschreiber des Niedergangs“ geworden ist.
Der ganze, lange Artikel ist von einer erschütternder Ehrlichkeit und Richtigkeit, bis hin zum fürwahr bitteren Schluß:
Leider kommt man nicht umhin festzustellen, dass dieses hochnotpeinliche
Land sich seinen unausweichlichen nächsten Untergang mehr als redlich
verdient. Deutschland ist verloren. Endgültig. Umkehrbar wäre das alles –
vielleicht – nur noch mit äußerst drastischen Maßnahmen. Die sich aber
KEINE Partei traut. Weil sie alle immer nur auf die Mehrheit starren.
Auf die Futtertröge. Weil sie da gut versorgt sind. Und weil sie kein
Rückgrat haben, auch einmal einer vorübergehenden Empörung standzuhalten
und zu den eigenen Überzeugungen fest zu stehen. Immer kommt einer
daher und mahnt die nächsten Wahlen an. Dass man gewinnen will und muss.
Und dass man die angeblich erreichten Ziele nicht gefährden darf, indem
man die „Volksseele“ verletzt. Und genau in dem Moment sind sie alle
mit Haut und Haaren an den Teufel verkauft. Und das noch nicht einmal zu
einem guten Preis.
Zu einem Preis, den Susanne Kablitz nicht zahlen wollte. Deshalb blieb sie auch nicht Politikerin, sondern beschloß, als Verlegerin und Autorin für Wahrheit statt Opportunismus einzutreten. Ein harter, steiniger Weg, den zu beschreiten nicht leicht ist. Sie ging ihn jahrelang.
Doch irgendwann ist jeder Weg zu Ende. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", lautet ein russisches Sprichwort. Als Susanne Kablitz ihre Hoffnungen begraben mußte, schrieb sie ihren letzten Artikel und zog ihre Konsequenz. Wer ihr das verübeln möchte, möge die denkbare, die ihr zumutbare Alternative darlegen, oder schweigen. Ich achte ihren Schritt, und schweige deshalb.
Nicht weil ich ihren Pessimismus über die Zukunft deses Landes vollinhaltlich teilen würde (anders als sie habe ich noch Rudimente von Hoffnung), aber weil ich seine Berechtigung durchaus verstehen kann.
REQUIESCAT IN PACE!
So nicht:
AntwortenLöschenhttps://www.q-software-solutions.de/blog/2017/02/nein-susanne/
Und es ist einfach nicht wahr. Keine Partei ist definitiv falsch.
Und nein nicht deswegen hat sich sich aus der "Politik" zurück gezogen.
Sehr schade und traurig, daß diese kluge und kritische Stimme verstummt ist und die Sorge, Verzweiflung, Trauer und Hoffnungslosigkeit zur Lage und zur Zukunft dieses Landes gesiegt hat.
AntwortenLöschen"Wer ihr das verübeln möchte, möge die denkbare, die ihr zumutbare Alternative darlegen, oder schweigen."
AntwortenLöschenNiemand kann es Susanne Kablitz verübeln, dass sie ihrem Leben ein Ende gesetzt hat. Es kann sie ja nicht mehr treffen. Den Selbstmord als Übel zu benennen sollte nun doch schon möglich sein. Im Gegensatz zu ihnen werter Penseur glaube ich nämlich daran, dass kein Mensch sich das Leben nehmen kann, es sei denn er hat es sich selber gegeben und er könnte es als sein Eigentum betrachten. Wer sollte das von sich behaupten können, wenn er über einen klaren Verstand verfügt? Das setzte ich mal bei Frau Kablitz voraus, ohne es natürlich genau zu wissen.
Die Alternative?
"Es ist genug, wenn nur mein Jesus will.Er kennet ja mein Herz;
Ich harre sein und halt indessen still, bis er mir allen Schmerz,
der meine sieche Brust abnaget, zurücke legt und zu mir saget:
Es ist genug!
Es ist genug, Herr, wenn es dir gefällt, so spanne mich doch aus. Mein Jesus kömmt! Nun gute Nacht, o Welt!
Ich fahr ins Himmelshaus, ich fahre sicher hin mit Frieden;
Mein feuchter Jammer bleibt darnieden.
Es ist genug!"
Ob das für Frau Kablitz eine für sie zumutbare Alternative gewesen wäre, ist reine Spekulation. Ich hätte es ihr gewünscht.
@Franken,
AntwortenLöschenwarum kümmert Sie Frau Kablitz überhaupt? Wenn Sie auch nur EINE Aussage von ihr gelesen und verstanden hätten, würden Sie Ihren Schwachsinn bei einer anderen Gelegenheit abladen - nur nicht gerade hier.
"...es sei denn er hat es sich selber gegeben und er könnte es als sein Eigentum betrachten. Wer sollte das von sich behaupten können, wenn er über einen klaren Verstand verfügt?"
Frau Kablitz hatte einen klaren Verstand - und Ihr irrationalistisches Geschwafel hätte sie zum Kotzen gereizt.
Ich dachte bisher, dieser Blog sei, bei aller persönlichen "Unorthodoxie" seines Betreibers, einem Grundrespekt vor der (zumindest christlichen) Religion verpflichtet.
AntwortenLöschenTraurig, dass man ein so bösartiges Posting wie das des Herrn "Jamie Garner" hier frei geschaltet wird. Dagegen ist ja ein Herr Dawkins geradezu sachlich. Herr Franken hat niemandem angegriffen in seinem sachlich und höflich gehaltenen Kommentar.
Cher Monsieur Franken,
AntwortenLöschenCher M. (Mme.?) Garner,
bitte beenden Sie diesen durchaus entbehrlichen Disput. Danke.
Cher (chère?) "Anonym",
AntwortenLöschenim Gegensatz zu Herrn Franken kannte Jamie Garner die Verstorbene (und daher auch ihre Ansichten "über Gott und die Welt") offenbar persönlich. Da Frau Kablitz eine dezidierte Anhängerin von Ayn Rand war, kann man sich demnach vorstellen, daß ihr christliches Gedankengut eher fern stand (vermute ich mal, der ich außer einigen E-Mails sie nicht näher kannte, aber ihre Tätigkeit als Bloggerin schätzte ...).
Was das Freischalten von Kommentaren betrifft: ich mag Zensur nicht. Bis vor wenigen Monaten war es möglich, auf meinem Blog überhaupt frei zu kommentieren, bis ein ziemlich ... ähm ... verhaltensorigineller Kommentarposter mich dazu zwang, auf Kommentarmoderation überzugehen. Leider!
Sie können mir glauben, daß bisweilen noch deutlich schärfere Formulierungen zwischen Kommentarpostern zu lesen waren und sind als die obigen (und, wenn es nach mir geht, auch in Zukunft zu lesen sein werden)!
Ich ziehe generell die Grenze bei eindeutig strafrechtlich relevanten Inhalten. Punkt (wobei sich die Grenze für "strafrechtlich relevant" eher an einer robusteren Meßlatte orientiert). Ich lehne es ab, der allgemeinen Tendenz zu Mimosenhaftigkeit Vorschub zu leisten und mich als Zensor eines Mädchenpensionates zu betätigen. Niemand ist gezwungen hier zu kommentieren, und niemand ist gezwungen, hier Kommentare zu lesen.
Aus Gründen der Pietät ersuche ich dennoch, diesen völlig überflüssigen Hick-hack einzustellen, und werde Postings, die sich nicht daran halten, in diesem Thread nicht mehr freischalten.
Danke für Ihr Verständnis.
"Wer ihr das verübeln möchte, möge die denkbare, die ihr zumutbare Alternative darlegen, oder schweigen."
AntwortenLöschenWerter Penseur,
ihrer Aufforderung bin ich nachgekommen. An einem Disput habe ich kein Interesse. Spätestens nachdem mein Kommentar als irrationales Geschwafel abqualifiziert wird.
Cher Monsieur Franken,
AntwortenLöschenich verstehe Ihren Standpunkt. Andererseits verstehe ich auch die Reaktion eines Bekannten der Verstorbenen (wenn ich auch die Wortwahl nicht billige!), der im Hinblick auf die ausgeprägt "rationale" Denkweise von Frau Kablitz Ihre (zwar ausdrücklich als " reine Spekulation" bezeichnete) stark christlich konnotierte Darlegung als "irrational", und überhaupt nicht zu der Verstorbenen passend empfand.
Auch das ist m.E. zu akzeptieren. Wenn ich bspw. einem Atheisten sage: "Ich werde für Sie beten", dann wird der das vermutlich auch etwas in die falsche Kehle bekommen!
Überhaupt war das "darlegen" in meinem Nachruf von mir eigentlich nicht als Aufforderung zur einem Kommentar in diesem Thread intendiert. Kam aber nicht klar genug heraus, mea culpa ...
Ich denke, wir sollten ohne weiteren Groll diesen Thread damit beenden: der Dissens ist klargelegt, weitere Erörterungen tragen nur zu neuen Mißverständnissen bei ...
Der Tod erschüttert mich, weil auch mir Frau Kablitz sehr sympatisch war.
AntwortenLöschenStets hoffte ich, ihr bald auf einem liberalen Treffen zu begegnen.
Ich habe für einen Freitod durchaus Verständnis, wenn das Leben so qualvoll geworden, daß kein würdiges Leben mehr möglich.
Doch wenn man das Gefühl hat, daß jemand zu früh den Bettel hingeschmissen hat, ist dies schrecklich demoralisierend für jene, die weiterleben müssen. Hätte sie uns nicht noch ein Jahr schenken können? Und - haben ihre Bewunderer ihr genügend Anerkennung gezollt?
Die liberale Szene wird sie furchtbar vermissen; ich ganz gewiß!
Kreuzweis
Interessanter als gockelhafte Glaubenswahndispute zwischen Rechhabereianbetern finde ich, dass Le Penseur von diesem 'ziemlich ... ähm ... verhaltensoriginellen Kommentarposter' bzw. einem 'Forums-Troll, der mit pseudolustigen Riesenpostings die Kommentarfunktion zugemüllt hat' bis heute so dermaßen nachhaltig beeindruckt wurde, dass er den bis dato immer mal wieder extra erwähnt, um seine von individuellen Wertmaßstäben geprägte Zensur zu rechtfertigen.
AntwortenLöschenCher Mülltrenner,
AntwortenLöschenda ich keine Lust habe, mir von einem Kommentarposter ständige Tiraden wegen bisweilen gezeigter Bikiniblondchen anzuhören, habe ich das per Moderation abgestellt.
Das hat nichts mit "nachhaltig beeindruckt" zu tun, sondern schlicht mit "genervt-sein". Brauche ich schlicht und einfach nicht. Und wenn Ihnen meine "von individuellen Wertmaßstäben geprägte Zensur" nicht paßt, müssen Sie hier nicht posten.
Und "rechtfertigen" muß ich als Blogbetreiber diesbezüglich überhaupt nichts. Es gibt gefühlte 100 Mio. Blogs aus der Welt. Also wird unter den 99.999.999 anderen sich wohl auch für Sie eine Artikulationsmöglichkeit finden ...
S.T.T.L.
AntwortenLöschenIch sehe es im Kern genauso...in allen Details bin ich allerdings fundamental anderer Meinung!
AntwortenLöschenSehr witzig, Altobelli. Frau Kablitz hätte sich darüber zu Tode gelacht!
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